ALT PAPIER

Dank der Sammelwut einiger Taucher bleiben uns viele historisch wertvolle Informationen erhalten.


Zwangsläufig gehört auch Papier zum Tauchsport. In Form von Ausbildungsunterlagen, Tauchzeitschriften, Bedienungsanleitungen, Handbüchern und Produktkatalogen bereichert es unseren Taucheralltag. Doch was damit tun, wenn es überhandnimmt? Zum Glück kann Papier ja wiederverwendet werden und wird als Altpapier gesammelt? Leider ja…. Das Sporttauchen gibt es ja noch nicht so lange – wir in Deutschland wurden erstmals mit Hans Hass 1939 in den Bann des neuen Wassersports gezogen. Damit ist das Sporttauchen bei uns gerade knappe 80 Jahre alt – und doch finden sich schon heute für die Anfangszeit des Tauchsports kaum Informationen mehr, da Unterlagen konsequent entsorgt und die Pioniere mittlerweile verstorben sind. Für Europa ist sogar bis in die 80er Jahre hinein oft kaum noch tiefergehende Fachinformation zu manchen Herstellern zu finden. Wer kennt schon noch Schick, Froschmann oder auch Tauchtechnik? Um diese Informationen zu bewahren und bündeln, hat sich 2011 die Historische Tauchergesellschaft e.V. (HTG) mit Sitz in Neustadt an der Weinstraße gegründet.





Neben den Anwendern tummeln sich hier auch viele Begeisterte (oft selber alte Hasen), die zu tauchhistorischen Themen forschen und Objekte rund um das Tauchen zur Archivierung sammeln. Das können Literatur (Bücher, Zeitschriften, technische Unterlagen, Kataloge) sein oder auch die diversen Ausrüstungsteile. So haben sich manche einem Sonderthema wie Atemregler, Fotografie, Anzüge, Tiefenmesser, Kompasse, Taucherhelmen, Taucheruhren oder auch ganz anderen Teilen verschrieben – jeder natürlich mit der ihm höchstmöglichen Passion. Hier gibt es viel Bewahrenswertes zu entdecken, was leider oft auch sehr zeitintensiv sein kann. Wer gerne mal ein Puzzle macht, mag diesen Vergleich vielleicht schätzen: Die Recherche zu einem tauchhistorischen Thema gleicht oft einem sehr großen Puzzle, bei dem die nötigen Teile erst mühsam gefunden werden müssen – oft sind sie auch nicht mehr verfügbar. Bei der Suche stolpert man dann ab und zu über ganz andere spannende Informationen oder man trifft einen sympathischen Zeitgenossen, der zu vermelden hat: „Wärst Du mal ein halbes Jahr früher gekommen – da hatte ich einen großen Container und habe die ganzen alten Unterlagen entsorgt…“ Meine Hochachtung gilt allen jenen, die entgegen allen Widrigkeiten hier am Thema bleiben und großartige Ergebnisse erzielen. Wie wichtig und auch interessant das Nachforschen sein kann, möchte ich an diesem Beispiel verdeutlichen: Wir haben aus der Zeit vor 1990 oft nur noch wenige Kataloge der Hersteller. Umso interessanter ist es dann, wenn ein solcher auftaucht und man darin ein kleines Schätzchen in Form einer unbekannten Tauchausrüstung findet. So ging es mir mit einem Katalog der Firma Scubapro aus 1974: Hier wird ein Atemregler gezeigt und beschrieben, den heute keiner mehr kennt und der womöglich nicht einmal produziert wurde. Es handelte sich um den Vorgänger eines legendären Automaten namens „Pilot“. Da fragt man sich dann schon, wie viele Schätzchen wohl weiter unentdeckt bleiben, da es Unterlagen einfach nicht mehr gibt. Speziell zur Entwicklung des Tauchsports in Deutschland sind die diversen Zeitschriften und insbesondere auch der Sporttaucher, der seit 1980 als Vereinsorgan dient, eine wichtige Grundlage.




Du – lieber Tauchsportler – hast noch alte Unterlagen zuhause? Bitte bei mir melden. Wenn sie nicht mehr benötigt werden, findet sich garantiert ein neues Zuhause, wo sie auch künftig geschätzt werden. Und wenn Du sie selbst bewahren willst, wäre ein Farbscan Allen, die zum Thema Tauchhistorie forschen eine große Hilfe.

Wer selber mal in die Vielfalt alter Tauchausrüstung hineinschnuppern möchte, dem seien die beiden Tauchmuseen in Flensburg und Berlin und neuerdings auch am Attersee ans Herzen gelegt. Natürlich ist jeder auch gerne bei den Treffen der HTG sehr willkommen – nähere Informationen hierzu gebe ich gerne.



Unser Autor:
Frank Wertwein
Tauchhistoriker, sammelt Atemregler und Vieles mehr


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