SPRENGSTOFF
Unfälle mit Sauerstoff sind keine Seltenheit, deshalb wurde ein Sauerstoff-Symposium zur Erörterung erstellt.
Im Frühjahr 2018 gab es zwei Unfälle mit Sauerstoff-Boostern im VDST. Ein VDST-Mitglied starb, ein anderes wurde schwer verletzt. Doch damit nicht genug – wer die Szene im Mischgas- und Rebreathertauchen etwas genauer kennt, weiß, dass dies keine „seltenen Ereignisse“ waren. In der Schweiz brannte eine Firma für High-Tech-Trockentauchanzüge aus, in einem Tauchturm fing ein Rebreather Feuer, beim Aufdrehen der Sauerstoffflasche … und viele Ereignisse mehr sind im Internet zum Thema Sauerstoff zu finden. Grund genug, die Gefährlichkeit von Sauerstoff und den Umgang damit in eine Schulung der besonderen Art zu packen. Die vom VDST initiierte „Internationale Expertengruppe Tauchsicherheit“ der Länder Deutschland, Österreich und Schweiz (DACH) veranstaltete im November 2019 ein „Sauerstoff Symposium“ am Bodensee. Keine Tauchlehrervorträge für Tauchlehrer, sondern Experten aus der Industrie und Gutachter von Unfällen hatten das Wort. Die Referenten von PANGAS (Linde) und Westfalen Gas zeigten an Experimenten, wo die wirklichen Gefahren liegen. „Sauerstoff ist für mich das gefährlichste Gas überhaupt“ sagte Hanspeter Senn von PANGAS/Schweiz gleich zu Beginn „auch bei uns Profis passieren Unfälle damit“, so Senn weiter. Klar ist aber auch: Wir brauchen Sauerstoff beim Tauchen für versierte Sporttaucher, für Rebreather, fürs Trimixtauchen, für die Dekompression und zur Behandlung von Tauchunfällen. Verständlich: Durch den vermehrten Einsatz von Boostern passieren auch vermehrt Unfälle. „Oft überwiegt auch der Geiz“, so Hubert Sinzig „man kann nicht den letzten Rest aus der Speicherflasche holen und mal eben schnell füllen“ – dann wird es in jedem Booster zu heiß und damit gefährlich. Auch wird ein zu lascher Umgang mit Sauerstoff im Plenum diskutiert. Manche in der Szene „juckte“ es bisher nicht, dass bereits seit 2003 ein genormtes Anschlussgewinde für Atemregler mit Sauerstoffgemischen über 22 Prozent vorgeschrieben ist. „Manche“ – aber nicht alle: Frank Hartig, in der Tec-Szene und beim Höhlentauchen kein Unbekannter, nutzt seit Jahren ausschließlich Ventile und Regler mit M26x2! Ventile für Sauerstoff müssen bei der Baumusterprüfung komplett andere Prüfungen durchlaufen, als Ventile für Druckluft – da reicht es nicht, einfach die O-Ringe zu tauschen! Aus dem Plenum kam, zu Recht die Frage, warum wir als VDST und größter Tauchverband bisher dazu schweigen. Aber – Beschlüsse in den Gremien sind dazu bereits gefasst und VDST- Empfehlungen werden folgen. Wie sinnvoll Sauerstoff auch als „gutes Gas“ in der ersten Hilfe eingesetzt werden kann, zeigte Dr. Frank Hartig von der Uniklinik Innsbruck eindrucksvoll. Er stellte Verfahren und Hilfsmittel für die O2-Inhalation und „Beatmung“ vor, die in der Notfallmedizin in Österreich und anderen Ländern schon eingesetzt werden, bei uns aber noch eher unbekannt sind. Hoher Sauerstoff-Flow (anstatt Maskenbeatmung) oder, bei Eigenatmung, die Verwendung von Überdruckmasken zeigen laut Studien tolle Erfolge und sind laut Hartig der Gold Standard. Rainer Viehof vom VDST, stellte das neue VDST- Gasmischerbrevet Zweistern vor, welches gezielt auf die Verwendung von Boostern zugeschnitten ist. Pilotseminare sind bundesweit in Vorbereitung. O2 Symposium – ein Symposium der besonderen Art – weitere werden von der DACH folgen. Ein besonderer Dank an die Mitorganisatoren Hubert Sinzig (D), Christoph Schmied (CMAS CH) und Helmut Weiß (TSVÖ).
weitere Infos:
DACH
Verhalten
Die Unfallursachen, gerade beim Füllen und somit beim Umgang mit hohen Sauerstoffpartialdrücken (pO2), wiederholen sich. Zusammengefasst hier die „Do“ und „Do not!“:
Do not!
– Keine Verschmutzung, keine ungeeigneten Schmierstoffe oder Verunreinigungen (z.B. Rost) zulassen!
– Druckstöße unbedingt vermeiden – Nadelventile einsetzen
– Kein Teflonband einsetzen – dieses ist nicht für hohe pO2 zugelassen
– Keine Kunststoffschläuche bei hohen pO2 einsetzen
Do!
– Nur für O2 zugelassene Ventile nutzen – für Tauchgeräte gibt es ein genormtes Anschlussgewinde für den Atemregler: M26x2
– Nur Edelstahlschläuche beim Füllen nutzen – es gibt keinen Kunststoffschlauch für hohe pO2
– Niedrige Füllgeschwindigkeiten (Normen nennen maximal 100l/min)
– Booster regelmäßig warten und mit niedriger Geschwindigkeit nutzen
– Booster räumlich getrennt oder so installieren, dass Bediener geschützt ist.
– Alle Geräte, Materialien und Werkzeuge regelmäßig reinigen und fettfrei machen
Unser Autor:
Frank Ostheimer
Stv. Bundesausbildungsleiter