VIELFALT DES VDST
»Die Vielfalt des VDST muss sich auch in seinen Sport- und Bildungangeboten wiederfinden, hier gilt es das Angebot gemeinsam kontinuierlich zu erweitern.« – Dr. Kerstin Reichert VDST-Vizepräsidentin Sportenttwicklung
Kerstin, unsere neue Präsidentin für Sportentwicklung ist als Lehrerin tätig, auch am und im See, was schon mal eine optimale Voraussetzung für diese Position ist – und dann schlägt die Politik mit ihren Covid-19 Maßnahmen unbarmherzig zu und schließt alle Hallenbäder und damit die Trainingszentren unserer Leistungs- wie Freizeitsportler. Wir haben Kerstin auf das Problem angesprochen und ein durchaus positives Feddback bekommen – aber lest selbst:
VDST-sporttaucher:Kerstin, genau zu dem Zeitpunkt wo es im VDST keinen Sportbetrieb mehr geben darf, haben wir für diesen Bereich eine neue Präsidentin. Kannst Du jetzt überhaupt noch was bewegen?
Dr. Kerstin Reichert:Natürlich, zu unserem Sportbetrieb gehört ja auch ganz viel Bildungsarbeit und hier können und müssen wir jetzt die Grundlagen für eine umfangreiche Digitalisierung legen. Die wird nicht nur jetzt in Zeiten der Ausgangsbeschränkungen benötigt, sondern wird uns auch als Verband dabei helfen, zukunftsfähig zu bleiben. Daneben läuft ja aktuell auch unser, vom DOSB im Rahmen von TrainerInSportdeutschland gefördertes Projekt starke Trainer*Innen – starker Verband, in dem wir die Arbeits- und Rahmenbedingungen für unsere überwiegend ehrenamtlich tätigen Trainer*Innen verbessern und so mehr Menschen für die Tätigkeit als Trainer*Innen gewinnen wollen. Auch im Bereich Inklusion werden wir in den nächsten Wochen einiges anstoßen können, um dieses wichtige Thema der Teilhabe auch in unserem Sport erfolgreich und dauerhaft umzusetzen.Für unsere Leistungssportler ist der Fachbereich Leistungssport in sehr engem Austausch mit dem DOSB, um Trainingsmöglichkeiten für unsere Sportler*Innen zu sichern. Ganz aktuell haben wir eine Motivationsaktion gestartet, bei der es darum geht, dass unsere Mitglieder uns per Video ihre Ideen vorstellen, wie sie die trockene Zeit überstehen. Die Aktion wird zunächst bis Ende April laufen.
Weitere Informationen dazu unter: www.vdst.de/2020/03/28/dein-video-vdsttrockentauchen
sporttaucher:Gibt es keine Möglichkeit für unsere Sportler anderweitig, also ohne Hallenbad und individuell zu trainieren?
Kerstin: Grundsätzlich gilt es doch im Breitensport, die körperliche Fitness zu trainieren, das kann man – speziell für das Tauchen im Hallenbad machen. Wenn diese geschlossen sind, finden sich jedoch auch andere Möglichkeiten die Ausdauer und Kraft zu trainieren. Nötige Wege können mit dem Fahrrad erledigt werden. Da ist dann auch das Risiko einer Ansteckung geringer als im ÖPNV, man tut was für das Klima und die eigene Fitness. Ich selbst gehe auch gerne Laufen, das ist ja zum Glück auch immer noch möglich oder man nutzt eines der vielen guten kostenfreien Angebote, die man aktuell in den verschiedenen Videokanälen im Internet finden kann. Bald gibt es dann hoffentlich auch die Tipps unserer Mitglieder unter #vdsttrockentauchen. Für unsere Wettkampf- und Leistungssportler sorgen unsere Trainer*Innen für alternative Trainingspläne.
sporttaucher:Wenn die große Krise überstanden ist, wird das Hallenbad in Zukunft nicht trotzdem gemieden. Sprich: war diese Krise das Ende der Sport-Gemeinschaften und Vereine?
Kerstin: Warum sollte es? Im Gegenteil, ich denke, dass wir uns alle schon sehr darauf freuen, wieder gemeinsam ins Wasser gehen und die Faszination des Elements Wasser erleben zu können. Das Training in der Gemeinschaft, die Möglichkeit sich auszutauschen und gemeinsam unseren schönen Sport auszuüben, sind doch wichtige Bestandteile unserer Vereinslandschaft.
sporttaucher:Wo siehst Du den Unterschied zwischen Leistungssport und Sporttauchen im See – und wo Gemeinsamkeiten?
Kerstin: Der Unterschied ist erster Linie sicherlich in der jeweiligen Zielstellung zu sehen. Wenn ich im Leistungssport unterwegs bin, trainiere ich sehr gerichtet auf das Ziel, Wettkämpfe zu bestreiten und dort Erfolge zu erringen. Im Breitensport kann ich ganz unterschiedliche Facetten abdecken und mich vielschichtig engagieren. Trotzdem gibt es natürlich Gemeinsamkeiten, für beide Formen sollte ich mich vorbereiten, trainieren, fit sein, Wissen erwerben, praktisch und theoretisch. Am Ende bewegen wir uns dann hoffentlich alle sicher im Wasser, werden dabei nass und befinden uns in einer tragfähigen Gemeinschaft Gleichgesinnter.
sporttaucher:Die meisten Taucher sind alt, dick und rauchen. Stimmt dieses Vorurteil noch und was tust Du dagegen?
Kerstin: Viele unserer Taucher*Innen sind aktiv und bewegen sich regelmäßig, von daher stimmt dieses Vorurteil so pauschal für mich nicht. Ein grundsätzliches Problem, was ich aktuell schon sehe, ist die durchlaufende Alterswelle, d.h. unsere Mitglieder werden im Durchschnitt immer älter. Hier müssen wir Ansätze entwickeln, den Verband zum einen für junge Menschen und Familien attraktiver zu gestalten, aber auch die älteren Mitglieder fit zu halten. Wir haben hier in der Vergangenheit schon einiges unternommen, u.a. das DOSB geförderte Projekt Tauchen als Familiensport durchgeführt und Materialien für die Vereine erstellt. Das Bewegungsangebot kann aber insgesamt sicherlich noch erweitert werden. Das ist neben der Nachhaltigkeit und Digitalisierung auch ein wichtiges Thema für die zu erarbeitende Strategie VDST 2030, die wir gemeinsam auf den Weg bringen wollen.
Das Interview mit Dr. Kerstin Reichert führte Dietmar Fuchs