SCHARFMACHER

Teil 9

Wie optimiere ich mit der ISO Einstellung meine Fotografie? Herbert Frei hilft weiter

 

An jeder Kamera kann man über die ISO-Einstellung ungünstige Lichtverhältnisse bei der Belichtung von Bildern ausgleichen. Ganz so einfach, wie es sich anhört, ist es nicht immer, denn Blende, Verschlusszeit und ISO sind ein Trio, das sich gegenseitig beeinflusst. ISO ist das Kürzel für „International Standard Organisation“ und steht für die Lichtempfindlichkeit des Bildsensors. Wobei man korrekt sagen muss, dass nicht der Bildsensor als solcher beim Hochsetzen der ISO-Zahl empfindlicher wird, sondern die Belichtung der Bilder wird durch eine Signalerhöhung an die Fotodioden den vorherrschenden Lichtverhältnissen angepasst. ISO ist quasi der Sehnerv der Kamera. Beim Hochsetzen der ISO-Zahl belichtet die Kamera knapper. Senkt man die ISO-Zahl, wird die Belichtung länger. Nötig sind extreme ISO-Werte (siehe Kasten rechts) nach Meinung von Fachleuten nicht. Selbst in teuren Profikameras generieren die exorbitanten Empfindlichkeiten unbrauchbare Bilder, die rauschen, aufgerissene Lichter produzieren und grässliche Farben zeigen.


Kompaktkameras mit kleinen Bildsensoren sind nicht für hohe ISO-Zahlen ausgelegt  


Limits

Für die UW-Fotografie sind nur ISO-Zahlen zwischen 32 und 6400 relevant, wobei man auch mit sehr guten Kameras bei ISO 1600 stoppen sollte. Kompaktkameras belässt man besser bei maximal ISO 400. Grund ist, dass bei zunehmender Signalerhöhung, also bei starkem Anheben der ISO-Zahl, das Rauschen extensiv zunimmt u. Die Bilder machen dann auf den Betrachter einen grieseligen, sprich verrauschten Eindruck. Rauschen ist eine elektronische Störung, die man in Bildbearbeitungsprogrammen ziemlich gut reduzieren kann. Viele Kameras machen das bei hohen ISO-Einstellungen automatisch. Nachteil: Die Bilder wirken mitunter etwas matschig, verlieren an Detailschärfe und die Farben verlieren an Intensität.


Nachts mit ISO 800 und einer starken LED-Leuchte fotografiert. Einer professionellen Systemkamera macht das wenig zu schaffen


ISO-Zahlen
Die ISO-Zahlen sind international und hinterlassen in allen Kameras bei der Belichtung dieselbe Wirkung. Die Reihe hat folgende Struktur: 6; 8; 10; 12; 16; 20; 25; 32; 40; 50; 64; 80; 100; 125; 160; 200; 250; 320; 400; 500; 640; 800; 1000; 1250; 1600; 2000; 2500; 3200; 4000; 5000; 6400; 8000;10000; 12800; 16000; 20000; 25600; 32000; 40000; 51200; 64000; 80000; 102400; 128000; 160000; 204800; 256000; 320000; 409600… Höhere ISO-Zahlen werden derzeit in handelsüblichen Kameras nicht angeboten.

 

ISO 200 als Basis
Digicams beziehungsweise deren Bildsensoren besitzen alle eine Grundempfindlichkeit, die normalerweise ISO 100 oder ISO 200 beträgt. Bei der vom Kamerahersteller vorgegebenen ISO-Basis generiert die Kamera ihre beste Bildqualität, was das Rauschen betrifft. Die ISO-Einstellung manuell unter die vom Hersteller vorgesehene Basis-ISO-Zahl zu setzen ist nicht generell zu empfehlen, weil der Bildsensor dann nicht mehr seine volle Farbsättigung besitzt. Man macht das nur im Notfall, wenn eine Gegenlichtaufnahme gemacht werden soll und die Belichtungsdaten nicht mehr zusammenpassen, so dass Überbelichtung droht. Vorsicht ist bei der Einstellung ISO-Auto geboten. Die Kamera stellt nun von sich aus die passende ISO-Zahl ein. Das kann ins Auge gehen, wenn man Makroaufnahmen macht und das Motiv mit seinem Schatten abdeckt. Dann zieht die Automatik die ISO-Zahl nach oben und man bekommt verrauschte Bilder. ISO-Auto macht in begrenztem Maße bei Weitwinkelaufnahmen Sinn, wenn man die Einstellempfindlichkeit manuell begrenzen kann, beispielsweise zwischen ISO 100 und ISO 400. Gute Kameras verdauen diesen Eingriff problemlos. Wenn Sie mit Programm-, Blenden- oder Zeitautomatik fotografieren, werden Blende und/oder Zeit je nach Programmvorwahl von der Kamera automatisch bestimmt. Als griffigen Wert kann man sich merken, dass nahezu alle Kameras bei ISO 200 rauscharme und farbstarke Bilder erzeugen. Man muss deshalb nicht jedes Bild mit einer anderen ISO-Zahl beaufschlagen. Das ist zwar machbar, aber umständlich und nicht erforderlich.Beim Blitzen muss man sehen, wie das Blitzgerät reagiert. Amphibische Blitze neigen oft dazu, im TTL-Modus bei hohen ISO-Zahlen, die Bilder leicht überzubelichten. Manuelles Blitzen mit reduzierter Blitzleistung ist dann besser. 


Fluoreszenzfotografie bedingt meistens hohe ISO-Werte. Hier wurde eine Olympus E-M1 mit ISO 25600 an ihre Grenze gebracht


ISO, Blende, Zeit – Ausgleich
Zwischen dem Triumvirat ISO, Blende und Verschlusszeit bestehen international festgelegte Abhängigkeitsverhältnisse. Wenn die ISO-Zahl um das Doppelte erhöht wird, muss man entweder die Blende um einen ganzen Wert schließen oder die Verschlusszeit halbieren. Wird die ISO-Zahl halbiert, muss die Blende um einen Wert geöffnet oder die Verschlusszeit verdoppelt werden. 
Zeit mit derselben Belichtungswirkung hinsichtlich Blende und Verschlusszeit
ISO 50                Blende 5,6             1/125         
ISO 100              Blende 11              1/60 s
ISO 200              Blende 8                1/250 s
ISO 400              Blende 16              1/125 s

 

Wenn Licht und Sicht mäßig sind, helfen ISO 400+. Insbesondere bei schwachen Blitzleistungen


Merke
Die ISO-Zahl greift in das Verhalten des Bildsensors hinsichtlich seiner Kontrastdifferenzierung ein. Mit steigender Einstellempfindlichkeit verschlechtert sich diese. Die Anhebung der ISO-Zahl bedingt also nicht nur ein schlechteres Rauschverhalten, auch die Lichter fressen aus und die Schatten kippen ab. Im Weiteren nimmt der ISO-Wert Einfluss auf die Umsetzung der Tonwerte, die maximal 256 Stufen (O-255) erreichen können. Hohe Einstellempfindlichkeiten ergeben meistens geringere Tonwertabstufungen.


Unser Autor:
Herbert Frei

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