GRUPPENTHERAPIE
EIN JAHR IM EINSATZ FÜR DIE TAUCHSICHERHEIT. DER VDST-FACHBEREICH MEDIZIN
Im vergangenen Jahr lag der Schwerpunkt im Fachbereich Medizin auf dem, zusammen mit der Gesellschaft für Tauch- und Überdruckmedizin (GTÜM), entwickelten Flyer zu medizinischen Empfehlungen zum Apnoetauchen. Daneben konnte der VDST gemeinsam mit Vertretern der GTÜM den interessierten Tauchern wieder ausführliche Antworten zu medizinischen Fragestellungen geben.
Erfolgreiche Jahrestagung
Über 30 aktive Ärzte konnten während der Jahrestagung der Landesverbandund Hotline-Ärzte aktuelle Themen erarbeiten und diskutieren. Alle Ressorts des Fachbereichs Medizin im VDST hatten das Jahr über hervorragende Arbeit geleistet. Da die Themen vorrangig die Ausbildung tangierten, hatten sich die Ärzte über die Anwesenheit und aktive Mitarbeit des Fachbereichs Ausbildung gefreut. Wie schon in den vergangenen Jahren waren auch diesmal die GTÜM und die Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) anwesend. So konnten gemeinsame Projekte der Tauchmedizin auch organisationsübergreifend diskutiert und realisiert werden. Schwerpunkt Apnoe und Diabetes Inhaltlich wurden, neben der Diskussion zur Verbesserung der Kursstruktur des neuen VDST-Medizinausbilders, vor allem die Themen Apnoe und Diabetes bearbeitet. Ein wichtiges Thema war auch das Tauchen mit Kindern und Jugendlichen, wozu gleich zwei Studien vorgestellt wurden, die unter Mitwirkung des VDST entstanden sind: Die Studie zum Längenwachstum bei tauchenden Kindern und die Studie der Deutschen Sporthochschule Köln zu Blasenbildung bei Kindern bei definierten Tauchgängen. Ein weiteres Thema war die Erarbeitung eines neuen und vereinfachten „Neurocheck“ beim Tauchunfall. Die von Tauchmediziner Dr. Johannes Meyne vorgelegte Version wird aktuell bei TL-Prüfungen und anderen Veranstaltungen validiert und gegebenenfalls verbessert, um dann allen Tauchern zugänglich gemacht zu werden. Bezüglich der Hotline wurde die aktuelle Unfallstatistik (siehe rechts) vorgestellt und diskutiert. Die Statistik dient dazu, das Tauchen noch sicherer zu machen und mögliche Gefahrenmomente zu erkennen. Auch hier ist eine enge Zusammenarbeit mit der Ausbildung erforderlich und wurde sehr interessiert angenommen.
DIE VDST-TAUCHUNFALLSTATISTIK 2017
Seit nunmehr elf Jahren führt der VDST Fachbereich Medizin eine Statistik über Häufigkeit und Schwere von Tauchunfällen sowie über die Rahmenbedingungen, um daraus für die Ausbildung und die Sicherheit im Tauchverhalten Erkenntnisse zu gewinnen und unsere Ausbildungsempfehlungen entsprechend anzupassen. Die Zahlen und Daten der Unfallstatistik kommen – selbstverständlich unter Wahrung des Datenschutzes – aus der Notfall-Hotline.
509 Unfälle in elf Jahren
In diesen elf Jahren haben wir 509 Unfälle erfasst und ausgewertet. Grundlage für die Auswertungen sind die Protokolle der Hotline-Ärzte und die Schadenmeldungen über unsere Versicherer HDI Gerling (Inland) und Europa Versicherung (Ausland). Das Jahr 2017 war, die Zahl der Tauchunfälle betreffend, ein eher unterdurchschnittliches Jahr. So hatten wir 41 gemeldete Unfälle, gegenüber sonst durchschnittlich 54 Unfällen jährlich. Mit drei tödlichen Tauchunfällen (oder Unfällen beim Tauchen) lagen wir genau im Durchschnitt der letzten Jahre, auch im internationalen Vergleich.
Sommermonate auffällig
Wie zu erwarten, waren in allen Jahren die Sommermonate Juni bis September die unfallträchtigsten Monate, was sicher an der dann erhöhten Tauchaktivität in heimischen Gewässern liegt. Das mittlere Alter unser verunglückten Taucher lag 2017 mit 52 Jahren bei den Frauen deutlich über dem Altersdurschnitt, und mit 45 Jahren bei den Männern im Altersdurchschnitt der vergangenen Jahre. Es zeigt sich aber immer wieder, dass die Unfallhäufigkeit jenseits des 40. Lebensjahres bei beiden Geschlechtern deutlich zunimmt – sicher ein Grund mehr für die dann jährlich empfohlene Tauchsportuntersuchung mit Belastung.
Über 50 Prozent erfahrene Taucher
Bei den Tauchunfällen im Erwachsenenalter finden sich über 50 Prozent der Unfälle bei erfahrenen Tauchern (über 100 Tauchgänge), und davon zwei Drittel bei Tauchern mit Taucherfahrung von mehr als 300 Tauchgängen. Ursächlich hierfür ist sicherlich das höhere Alter der Taucher mit vielen Tauchgängen, aber auch vielleicht eine etwas geringere Sorgfalt im Verhalten und bei der Einschätzung der persönlichen Grenzen.
Tiefere und längere Tauchgänge
Die Tauchtiefen der Unfalltauchgänge waren 2017 zu über 50 Prozent tiefer als 30 Meter. Auch war eine deutlich verlängerte Tauchgangsdauer (mehr als 50 Minuten, im Vergleich zum früheren Durchschnitt von 35 Minuten) festzustellen – was sicherlich an der Zunahme von Tec-Tauchgängen liegt, die doch immer ein erhebliches Risiko für einen Tauchunfall darstellen, (besonders, wenn sie nicht sorgfältig geplant und durchgeführt werden).
Häufigste Symptom ist Schwindel
Die häufigsten erfassten Symptomewaren Schwindel, Missempfindungen und Hautveränderungen, gefolgt von Gelenk- und Muskelschmerzen. Die meisten dieser Verunglückten mussten einer hyperbaren Sauerstofftherapie in der Druckkammer zugeführt werden. Ursachen für die Beschwerden und Unfälle waren an erster Stelle Wiederholungstauchgänge mit zum Teil sehr kurzen Oberflächenintervallen; dicht gefolgt von Panik/verpasster Dekompression und Notaufstieg, in vielen Fällen auch bei Partnerverlust. Hier hat die Ausbildung sicher einen guten Ansatz zur Verbesserung der Tauchsicherheit. An dritter Stelle stehen innere Erkrankungen, und hier an erster Stelle die Herz-Kreislauf- Erkrankungen.
Nur ein Apnoe-Unfall
Beim Apnoetauchen wurde uns 2017 nur ein Unfall gemeldet.
Kein Unfall mit Kindern
Bei Kindern und Jugendlichen bis zum 18. Lebensjahr hatten wir keine Tauchunfälle
Unser Autorin:
Dr. Heike Gatermann
Fachbereichsleiterin Tauchmedizin