FREISCHWIMMER
Vom Hallenbad ins Freiwasser ist ein großer Schritt. Die TSG St. Augustin stellt ihr Trainingsprogramm vor
Tauchen ist für den einen unvorstellbar, für den anderen jedoch die Erfüllung seines lang ersehnten Traums: die Unterwasserwelt in seiner ganzen Vielfalt und Schönheit schwerelos zu entdecken. Dass der Mensch für einen Aufenthalt unter Wasser nicht geschaffen ist, weiß jeder. Dennoch ist der einstige Extremsport heute so weit verbreitet wie nie. Während der Hallengrundausbildung müssen nach einer anfänglichen Adaptionsphase des menschlichen Körpers an die veränderten Gegebenheiten im Wasser die Grundfertigkeiten und Kondition des Tauchens so intensiv vermittelt werden, dass das Gedächtnis diese auch bei Problemen bei den ersten Freiwassertauchgängen abrufen kann. Dabei bedeutet VDST Ausbildung oft mehr Zeit und Inhalte als „Urlaubskurse“ auf einer nicht VDST Tauchbasis während eines Urlaubs. Wie sieht nun die sinnvolle Fortführung der Poolausbildung aus? Die TSG St. Augustin hat das Glück, mehrere Möglichkeiten in ihrer Umgebung zu haben, um „die Neuen“ im nächsten Ausbildungsschritt behutsam an die ungewohnten Gegebenheiten im Medium Wasser nebst Ausrüstung heranzuführen. Dabei soll den Tauchanfängern die von Psychologen beschriebenen „realitätsbezogenen Angstauslöser“ wie zum Beispiel die veränderte Körperlage, ungewohnte Kleidung und Gerätschaften, eingeschränkte Kommunikation, Kälte, Dunkelheit sowie schlechte Sicht durch aufbauende Tauchgänge genommen werden. Eine kompakte Aus- und Weiterbildungsmöglichkeit (eat, sleep, dive) wird einmal im Jahr als „langes Wochenende“ im Tauchzentrum De Kabbelaar/Scharendjike (Holland) genutzt. Zu den bisherigen Gegebenheiten der Tauchgewässer kommen dort weitere hinzu: Salzwasser, eingeschränkte Sichtverhältnisse, unterschiedliche Wassertiefen mit entsprechenden Temperaturen, verschiedene Unterwasserflora und -fauna sowie natürliche und künstliche Bauwerke. Weiterhin gibt es dort unterschiedliche Schwierigkeitsgrade bezüglich der Einstiegs- und Abtauchmöglichkeiten. Zudem können im vorhandenen Schulungsraum zur Auflockerung Filme und Präsentationen rund ums Tauchen gezeigt werden. An diesen zusammenhängenden Tagen ist die Ausbildungsintensität wesentlich effektiver als an einzelnen Tauchtagen. Auch das Zwischenmenschliche bei der Durchführung der Tauchgänge stärkt das Vertrauen zwischen Ausbilder und Schülern.
Was im warmen und klaren Pool noch ganz einfach war, kann im kalten und trüben Freigewässer zu Problemen führen. Ein paar simple Tipps helfen in der Ausbildung
Trainingsstätten:
Die TSG St. Augustin nutzt als Ausbildungsstätten das zehn Meter tiefe Tauchbecken des Monte Mare in Rheinbach und den 20 Meter tiefen Tauchturm des dive4life in Siegburg. Beide Lokalitäten punkten mit klarem, warmem Wasser. Die unterschiedlichen Tiefen dieser Ausbildungsstätten sind für neue Taucher die idealen Voraussetzungen, das Gelernte in kompletter Ausrüstung zu festigen. Dort lassen sich praxisbezogene Übungen wie Tarieren in unterschiedlichen Wassertiefen, kontrollierte Aufstiege und Maske ausblasen perfekt üben. Als nächster Schritt zum ersten Freiwassertauchgang bieten das NaturaGart in Ibbenbühren und der TODI-Tauchturm in Beringen (Belgien) sowie der Gasometer in Duisburg annähernd identische Bedingungen wie im Freiwasser.
Fazit: In vielen Gesprächen und Berichten von Tauchanfängern kommt immer wieder zum Ausdruck, dass oft die Geschwindigkeit des Ablaufs beim ersten Freiwassertauchgang zu hoch ist, vor allem in den heimischen Gewässern. Der Tauchschüler findet sich einfach überfordert; einigen wird das Tauchen bereits von Anfang an vermiest. Bei einem Nachbriefing sollte der Beginner dies dem Ausbilder auch deutlich sagen. Ein langsameres Herantasten an die neue Umgebung mit allen ihren Tücken wie Tauchtiefe, Kälte, Sicht, Grundbeschaffenheit und Tarierung ist enorm wichtig, meint VDST-TL**G Ulrich Ludwig. Schließlich sollte der Respekt vor dem ersten Freiwassertauchgang nicht in Angst umschlagen. Auch das zahlenmäßige Verhältnis zwischen Tauchschülern und Ausbilder muss gerade beim ersten Freiwassertauchgang maximal zwei zu eins, besser noch eins zu eins sein. Ausschlaggebend dafür ist das bisherige Gesamtverhalten des Beginners. In Punkto Sicherheit dürfen keine Abstriche gemacht werden. Der Tauchschüler sollte immer Blickkontakt zu seinem Ausbilder haben und ihm bei Unwohlsein jeglicher Art dies durch Zeichen anzeigen können. Sicherheit hat unabhängig von Tiefe und Umgebung die höchste Priorität.
Unser Autor:
Stefan Ott
Pressewart und CMAS ****
CMAS Apnoe**
TSG Sankt Augustin