NEUANFANG
Olympus ist ad acta – Nicht ganz wie der alte/neue Gehäusehersteller AOI eindrucksvoll beweist.
Ein neuer Name für Unterwasser-Kameragehäuse hat sich in Asien bereits etabliert und kommt jetzt auch mit den ersten Gehäusen für spiegellose System auf den europäischen Markt, da die Sparte „Olympus Imagin Business“ letztes Jahr an die Investmentfirma JIP – „Japan Industrie Partners“ verkauft wurde. Der langjährige Partner und OEM Hersteller der Olympus UW-Gehäuse-Serie hat sich nun selbstständig gemacht und fertigt unter eigenem Namen. Die AOI Ltd. aus Hongkong hat für die beliebte und handliche Olympus PEN E-PL9 / 10 ein eigenes Gehäuse produziert. Das AOI UH-EPL10.
Wir sind mit verschiedenen Objektiven und Vorsatzlinsen unterwegs um das Gehäuse auf Herz und Nieren zu testen. Standardmäßig wird das M.ZUIKO DIGIAL ED 14-42mm F3.5-5.6 EZ eingesetzt und mit einer „Nasslinsen“ kombiniert, um Superweitwinkel oder Makros zu fotografieren.
Technische Messungen können wir nicht durchführen. Aber die Ergebnisse sind mehr als überzeugend. Besonders im Superweitwinkel-Bereich mit dem AOI hauseigenen UWL-09 Pro sind die Bilder super scharf, leuchtend in den Farben und der Abbildungsbereich fast schon an einem Fisheye Objektiv dran. Es macht echt Spaß damit zu arbeiten, denn auch die Ausleuchtung mit zwei Orcatorch LED-Lampen fällt gerade im Superweitwinkelbereich leicht – wenn man nahe genug an das Motiv ran geht und nicht zu stark abblendet. Ja, mit der E-PL09 kann man wie bei großen SLR Kameras alles manuell einstellen. Besonders geschätzt haben wir die RAW/JPG Funktion, denn damit fällt die Nachbearbeitung leichter. Auch Blende und Zeit lassen sich dann steuern, wenn auch zur Verstellung der Blende nicht nur am Rad gedreht werden muss, sondern zusätzlich noch die Plus/Minus Taste gedrückt wird. Alternativ kann man in der Programmautomatik auch Plus/Minus korrigieren. Das Gehäuse lässt alle Anwendungen zu, die in der Kamera möglich sind. Die Knöpfe sind gut zu bedienen und gewohnt leichtgängig, wie bei den Olympus-Gehäusen gewohnt. Auch die verbauten Federn unter den Druckknöpfen sind der angegebenen Tiefen angepasst und versagen nicht bereits in geringerer Tiefe, was bei anderen Herstellern schon zum Blockieren der kompletten Kamera geführt hat.
Ein Novum ist das serienmäßig verbaute Leckwarnsystem. Eine LED zeigt an, ob noch Vakuum im Gehäuse anliegt. Dazu wird vor dem Tauchgang ein integrierter Akku geladen und kurz vor dem Tauchgang das System mittels eines Schalters im Gehäuse aktiviert. Nach dem Verschließen des Gehäuses wird mit einer mitgelieferten Pumpe die Luft aus dem Gehäuse gesaugt. Nur wenige Pumpenzüge sind notwendig, dann wechselt die LED von grün auf Gelb. Wenn die gelbe LED nicht mehr blinkt, liegt genug Vakuum an. Danach testet das System vier Minuten, ob das Vakuum gehalten wird und wechselt anschließend nach erfolgreichem Test in ein grünes Blinken. Sollte das Vakuum verloren gehen, würde die LED in rotes Dauerlicht wechseln. Dringt zusätzlich Wasser in das System, ertönt ein lautes Piepsen und die LED blinkt schnell. Das Leckwarnsystem funktioniert aber nur, wenn der Akku geladen ist (er hält ca. 9 Tauchgänge a 60 Minuten) und auch eingeschaltet wurde. Vergisst man das System zu aktivieren, wird auch keine Warnung ausgegeben, wenn Wasser eindringt. Einzig beim Verschließen des Gehäuses muss man wirklich sorgfältig arbeiten, denn es kann passieren, dass die Sicherungsschnur der rückwärtigen Sonnenblende eingeklemmt wird. Das aktivierte Vakuumsystem würde dann jedoch Alarm schlagen.
In der Handhabung ist das Gehäuse je nach verwendeten Lampen leicht negativ. Je schwerer die Lampen, desto mehr Auftriebskörper müssen verwendet werden, um vernünftig arbeiten zu können. Nutzt man die sehr schwere UWL-09 Pro Wetlinse, ist in der mitgelieferten Transportbox der Wetlinse ein ringförmiger Schaumkörper, der perfekt zwischen Frontport und Linse passt und das Ganze nahezu neutral tariert. Interessant wird es im Makrobereich. Bereits mit dem Standardobjektiv sind größere Nacktschnecken ganz gut abzulichten. Besser wird es mit einer der Makro-Wetlinsen von AOI. Je nach Vergrößerung gibt es von 6facher Vergrößerung bis hin zur 23,5fachen Vergrößerung. Damit will aber erst einmal umgegangen werden. Nichts für Anfänger! Besser bedient ist man mit der 6fach-Linse (UCL-05L) oder der 12.5fach-Linse (UCL-09).
Im Weitwinkel-Bereich gibt es ebenfalls mehrere Optionen. Es muss ja nicht gleich das teure UWL-09 Pro sein. Besonders einfach geht es mit der 0-75X Wide Angle Air Lens. Hier wird der Winkel durch einen luftgefüllten in der Linse vergrößert. Preiswert, aber effektiv.
Auch bietet AOI diverse Accessoires. Ob Blitzarme, Quick-Release Adapter und Halter, Zwischenringe, Portverlängerungen, um weitere Objektive zu nutzen, Zoom-Ringe, Protection-Cases, Lichtleiterkabel, Flip-Adapter und vieles mehr.
Natürlich lassen sich an die Kamera auch Blitze anschließen. Dafür ist im Leckwarnsystem auch ein LED-Trigger für Lichtleitersysteme verbaut. Über einen Blitzschuh wird dieser mit der Kamera verbunden. Zwei Auslässe ermöglichen den Anschluss zweier Lichtleiterkabel, um zwei Lichtleiter-gesteuerte Blitze auszulösen. Sinnvoll sind die originalen Lichtleiterkabel, damit das Signal auch wirklich übertragen wird.
Fazit:
Klein, kompakt und echt ein Hit für Anfänger und Fortgeschrittene UW-Fotofans. Einfach zu bedienen und auch ganz gut zu transportieren. Wie stabil der Kunststoff auf längere Zeit ist, kann man an den Original Olympus Gehäusen sehen, die viele Jahre stabil und ohne Risse überstehen. Selbst wenn man mal an die Tiefengrenze geht, ist das kein Problem. Die Knöpfe lassen sich alle auch in 45 Metern Tiefe noch bedienen und nichts blockiert. Ist nicht selbstverständlich bei Kunststoffgehäusen. Durch den eingebauten, serienmäßigen Leckwarner steigt das Gehäuse in die gehobene Mittelklasse, vor allem, da man viele AOI-eigene Vorsatzlinsen verwenden kann und dies auch mit den neuen Bajonettverschlüssen, die für alle Objektive nachrüstbar sind. Mit dem hauseigenen Blitz-/Lampenarmsystem und den Wetlinsen-Haltern ein durch und durch ausgeklügeltes System, das so manchem großen Hersteller das Wasser reichen kann. Wir bleiben dran und testen weiter.
Unsere Autoren:
Sibylle & Gerald Nowak
sind seit Jahren zusammen weltweit unter Wasser unterwegs
Interessanter Artikel. Das AOI der Hersteller der Oly Gehäuse war, ist neu für mich. Daher auch die Ähnlichkeiten im Design. Man erkennt aber auch, eine Weiterentwiklung der Gehäuse, die es gefühlt bei Olympus nicht mehr gab.