UBOOT ALARM!

Jede VDST-Tauchlehrerprüfung ist herausfordernd – Aber was Norwegen zu bieten hatte erscheint unglaublich.


Gulen Norwegen
Wo:
In der Mitte Norwegens
Wann: Herbst ist beste Reisezeit.
Warum: Weil Gulen ein VDST DiveCenter ist und hier auch unsere TL-Prüfungen stattfinden – aus gutem Grund.
Besonderheiten: Ein Paradies für Nacktschnecken-Fotografen und leidenschaftliche Wracktaucher.


Im VDSTsporttaucher 5/19 berichteten wir über unsere erste VDST-TL-Prüfung in Norwegen. Ein Erlebnis der besonderen Art ließen wir aber bewusst aus – weil es irgendwie so unglaublich schien. Direkt an der Tauchbasis befindet sich ein anspruchsvolles Hausriff  – schon wenige Meter vom Dive-Center entfernt kann man Tiefen um die 40 Meter  erreichen. Alles ist über und über bewachsen mit großen Laminarien, mit Algen in allen Variationen – jeder Fels, das nahe Unterwasserkabel und auch das Haus-Wrack ist dicht mit bunten Anemonen und der bekannten „Tote Mannshand“ bewachsen. Doch in der Mitte der Prüfungswoche ist alles anders. Beim ersten Tauchgang morgens wirkt der Felsboden großflächig wie „gerade frisch gefegt“, ein dickes und schweres Unterwasserkabel ist auf eine lange Strecke nicht mehr an der Stelle, wo wir es bisher fanden und zur Orientierung nutzten – und unglaublich – das Haus-Wrack ist weg! – lediglich Schleifspuren sind noch zu sehen. Wir konnten es nicht fassen. Was hat ein rund zehn Meter langes Wrack mit schwerem Innenbordmotor so einfach wegbewegen können? Ørjan, der Chef der Tauchbasis, hatte sofort eine Vermutung. Mit seinem typischen verschmitzten Lächeln sagte er „Da war bestimmt ein russisches Mini-Uboot im Fjord – und ist vermutlich am Unterwasserkabel oder am Wrack hängen geblieben“. Ähnliche Pressemeldungen von Spionage Ubooten, besonders vor der schwedischen Küste, findet man im Internet zuhauf – und wir reden hier nicht von der Zeit des Kalten Krieges. Erst wenige Monate zuvor hatte man ein vermutlich russisches Uboot in den Schären vor Stockholm gesichtet.  Unfassbar, wenn das stimmt. Einige unserer Prüfungsteilnehmer berichten, dass sie in der Nacht vom Ufer aus große Strudel im Wasser gesehen hätten – genau an der Stelle wo bisher das Wrack lag – sie dachten aber, es sei eine besonders heftige Gezeitenströmung. Und noch eine Meldung unterstützte später die These vom Uboot: Das norwegische Militär berichtete wenige Wochen nach unserer Tauchlehrerprüfung, dass Russland „das größte Uboot-Manöver im Nordatlantik seit dem Ende des Kalten Krieges begonnen hatte. Ørjan könnte recht gehabt haben – oder doch nicht? Es gibt noch eine zweite These – die heute, nach vielen Recherchen von Ørjan die vielleicht  Wahrscheinlichste ist: ein Meteotsunami. Das Phänomen ist in der Fachwelt nicht unbekannt. Plötzliche starke Luftdruckschwankungen können, verbunden mit Wellen und der Gezeitenströmungen auf dem Meer zu einem kleinen Tsunami werden, der sich in einer Engstelle eines Fjords in Form von sehr heftigen Strömungen bemerkbar macht. Die Wirbel an den Steilwänden vor der Tauchbasis haben dann vermutlich dazu geführt, dass metergroße, starke Laminarien einfach abgerissen und das Wrack in Richtung offenes Meer „weggefegt“ wurde. Es liegt nun unterhalb einer Steilwand in rund 100 Meter Tiefe. Ein Meteotsunami ist ein eher seltenes Wetterphänomen. Selbst die alten Fischer konnten sich nicht an einen vergleichbaren Fall erinnern. Für uns Taucher ist es aber nicht unwichtig, dies zu kennen. In Gulen wird immer auf die Gezeiten geachtet und an einigen Stellen auch nach Gezeitentabelle getaucht. Hier nutzt man einen Zeit-Slot um die Gezeitenstillstände, um gefahrlos und entspannt tauchen zu können. Die Tauchlehrerprüfung in Norwegen ging in doppelter Hinsicht in die  VDST-Geschichte ein. Es wurde viel Neues ausprobiert und erarbeitet, was sich Zug um Zug in der  VDST-Ausbildung niederschlägt. Die  VDST-Bundesprüfung 2020 in Gulen fiel wegen Corona aus – aber der Termin 2021 steht und ist ausgebucht und auch sonst, Gulen ist immer eine Tauchreise wert.

Unser Autor: 
Dipl.-Ing. Frank Ostheimer
Stellv. Bundesausbildungsleiter







Clean up in Norwegen!
Das VDST Dive-Center GULEN nimmt an einem Projekt des norwegischen Staates teil.  Auch in Norwegen wird der Plastikmüll zum Problem und Örjan und Monica (links im Bild) stellen für die Saison 2021 sieben neue Mitarbeiter ein  – gesucht werden VDST Taucher ab DTSA/CMAS*** die als Tauch-Guide oder im Clean-Up Projekt arbeiten.  VDST Tauchlehrer werden ebenfalls gesucht – für mindestens zwei Monate – wenn alles passt auch für eine längerfristige Anstellung. Erste Fragen kann der Autor beantworten – oder direkt das VDST Dive-Center



 


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