TOD IM PARADIES
Fast-Fataler Unfall im Malediven-Pool
Thomas (32 J) gönnt sich mit Frau und Sohn Auszeit auf den Malediven. Der Resort-Pool verlockt zum Trainieren des Atemanhaltens unter Wasser. Thomas atmet mehrmals tief hintereinander und taucht mit dem Gesicht nach unten ab. Sein „Solo-Apnoe-Tauchgang“ wird nach fünf Minuten von einem Gast bemerkt. Thomas´ Frau erstaunt es nicht, denn er versuche diese Übungen häufiger. Nach weiteren Minuten wird Thomas regungslos aus dem flachen Pool gezogen. Die Pool-Aufsicht alarmiert den diensthabenden Inselarzt, der gleichzeitig Tauch- und Druckkammerarzt der Insel ist. Gäste haben vor seinem schnellen Eintreffen schon Herz-Lungen-Wiederbelebungsmaßnahmen durchgeführt.
Lebensbedrohlicher Zustand am Pool Thomas zeigt keine Lebenszeichen, er ist bewusstlos. Wasser tritt aus dem Mund. Die Atmung ist flach und unregelmäßig. Die Pupillen zeigen keine Reaktion, eine schwere Hirnschädigung ist zu befürchten. Die Wiederbelebungsmaßnahmen werden unverändert fortgesetzt, Thomas wird im „Medical Center“ des Resorts maschinell beatmet und medikamentös gestützt. Die Lebenszeichen kehren langsam zurück, der kritische Zustand ist stabilisiert. Thomas kann unter fortgeführter Beatmung per Sea Plane nach Male auf die Intensivstation verlegt und wenige Tage später nach Deutschland repatriiert werden. Was hat den Unfall ausgelöst? Durch eine Hyperventilation mit tiefem Ein- und Ausatmen kann die Sauerstoffkonzentration im Blut nicht angehoben werden, aber die Kohlendioxid-Konzentration (CO2) als „Atemantrieb“ wird gesenkt. Der Zeitpunkt, an dem der zwingende Befehl zum Luftholen kommt („breathhold-breaking point“) fehlt, der Sauerstoffanteil im Blut fällt unter die Ohnmachtsschwelle und der Taucher wird ohne Vorwarnung bewusstlos – als ob einer das Licht ausschaltet.
Fazit
Auch beim Apnoetauchen muss immer im Buddy-System zur Sicherung getaucht werden. Zeittauchversuche – auch wenn sie im stehtiefen Wasser stattfinden – müssen immer vom Buddy gesichert werden. Hyperventilation ist gefährlich, weil es zu einem „Schwimmbadblackout“ kommen kann, ähnlich wie beim Streckentauchen. Der VDST lehrt in seinen Apnoe-Kursen sicheres Tauchen ohne Gerät – mit einem Atemzug!
Medizinische Betrachtung
Wie die Atmung gesteuert wird:
Rezeptoren in den Gefäßen und im Hirn messen sowohl den pO2 und pCO2 (Partialdruck) kontinuierlich. Bei Absinken des pO2 unter eine bestimmte Grenze tritt Bewusstlosigkeit ein. Der Atemantrieb wird aber ausschließlich über die CO2-Rezeptoren gesteuert. Wenn der pCO2 ansteigt, wird ein nicht unterdrückbarer Atemreiz zwingend ausgelöst. Dieser Atemreiz tritt deutlich vor der Bewusstlosigkeit auf, so dass wir, bevor wir bewusstlos werden, atmen MÜSSEN. Bei einem Absinken des pCO2, z.B. durch Hyperventilation, erfolgt dieser Atemantrieb erst, nachdem ein Blackout eingetreten ist.Erst nach der Bewusstlosigkeit kommt es zum Atemantrieb, tödlicherweise aber unter Wasser im bewusstlosen Zustand.
Unser Autor:
H.-Albert Brüne
Internist-Taucherarzt
TL2, VDST Hotlinearzt Erftstadt