DYNAMIKUMFANG

Mit dem Begriff Dynamikumfang können viele UW-Fotografen wenig anfangen. Oft wird er mit dem Bildkontrast verwechselt, der natürlich ebenso wichtig ist und in gewisser Weise auch etwas damit zu tun hat.

Unter dem Dynamikumfang versteht man die Fähigkeit einer Kamera, möglichst viele Tonwerte aufzeichnen zu können. Von den Lichtern bis in die Schatten sollen die Bilder durchgezeichnet sein, so dass man überall noch Details und Zeichnung erkennen kann. Der Dynamikumfang weist auf den maximalen Szenekontrast hin, bei dem alle Tonwerte von den hellsten Lichtern bis zum dunklen Fleck erfasst werden. Dabei dürfen weder die Lichter ausfressen noch die Dunkelfelder im Unkenntlichen versinken. Wenn Licht im Überfluss auf die Pixel trifft (Gegenlicht), wachsen die Ladungen in den Pixeln bis zum Überquellen an. Die überschüssigen Elektronen müssen dann durch Anti-Blooming-Gates abgeführt werden. Diese Maßnahme stoppt aber den Dynamikumfang zu den hellen Bildstellen hin. Andererseits wird der Dynamikumfang in den Dunkelfeldern vom Rauschen begrenzt.  Ein Problem ist unser logarithmisch verlaufendes Helligkeitsempfinden. Damit beginnt die Crux. Wenn helle Lichter im Bild erfasst werden, zieht die Gradationskurve des Bildsensors linear bis zum Maximum hoch und kappt die hellen Tonwerte. Das Ergebnis sind ausgefressene Stellen im Bild, die hoffnungslos überbelichtet sind und die Aufnahmen so anziehend machen wie Achselgeruch.

Schwierige Gemengelage
Praxisnah wird der Dynamikumfang beschrieben als das Verhältnis zwischen der größten elektrischen Ladung eines Pixels und dem Grundrauschen, das in einem unbelichteten Pixel entsteht. Wer mit RAW-Daten arbeitet, kann den Dynamikumfang in den Schatten leicht erhöhen. Systemkameras bieten neben der Basiseinstellung meistens noch die Möglichkeit einer Belichtung mit ISO 50 oder weniger. Allerdings bricht dann der Dynamikumfang manchmal um mehr als eine Blende ein, weil helle Lichter abgeschnitten und die Tonwerte von der Kamera korrigiert werden. Ebenso verliert die Digicam immer mehr an Dynamikumfang, je mehr die ISO-Zahlen steigen, weil die Verstärkung der Sensorsignale die A/D-Wandler zum Übersteuern bringen können und dadurch Spitzlichter abgeschnitten werden.

Vorgehensweise
Grundsätzlich lautet die beste Methode: Exakt belichten! Also nur bis zur Füllgrenze der Pixel, damit helle Lichter nicht ausgefressen werden. Als vorteilhaft hat sich erwiesen, primär auf die hellste Stelle im Bild zu belichten. Denn nur so kann man verhindern, dass der Dynamikumfang in Bereiche abrutscht, in denen keine Korrekturen mehr durchführbar sind. Aber wie soll man das unter Wasser machen, wenn die Motive mobil sind? Außerdem werden über 90 % aller UW-Aufnahmen geblitzt – Dynamikumfang hin oder her. Deshalb bleibt das Gefühl, dass sich ambitionierte UW-Fotografen in der Welt des Dynamikumfangs wie Gourmets vorkommen müssen, die sich zufällig in eine Dönerbude verirrt haben.

Merke:
* Wenn der Objektkontrast höher ist als der Dynamikumfang der Kamera, kommt es in den hellen und dunklen Bereichen im Bild zu Detailverlusten.
* Belichtungsmesser in Digicams sind vereinfacht gesprochen auf ein mittleres Grau eingestellt, was bei hellen und dunklen Objekten zu Belichtungsdifferenzen führt. Ein hoher Dynamikumfang kann das eventuell ausgleichen. 
* Der durchschnittliche Dynamikumfang von Digicams liegt bei zehn Blenden. Einfache Kameras bewältigen acht Blenden, Profigeräte bis zu 14 Blenden. 
* Ein verlässliches Messverfahren, um den Dynamikumfang einer Kamera zu messen, gibt es bis dato leider nicht. Man muss sich auf die Angaben der Kamerahersteller verlassen. 
* Eine hohe Dynamik mit bis zu 11,8 Blenden gab es schon 2007 mit der Fuji S5 Pro. Die APS-C Kamera hatte 6,17 Millionen S-Pixel für die Auflösung und 6,17 Millionen R-Pixel speziell für die Dynamik. Dadurch war die Kamera ihrer Zeit weit voraus. 

Unser Autor:
Herbert Frei
Buchautor und Fotoexperte, im VDSTsporttaucher &  divemaster







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