RÜCKBLICK UNTER DRUCK

Seit zehn Jahren ist die Druckkammer des BTSV in Überlingen im Einsatz. Sie ersetzte damals eine uralte, nicht mehr den medizinischen Anforderungen entsprechende Kammer. Erfolgsmodell oder Fehlinvestition? Ein Rückblick mit dem Druckkammerteam am Bodensee.


Lautes Gelächter schallt aus dem Kammerraum, als quiekende Donald Duck – Stimmen versuchen, ein Lied zu singen. Lustig geht es zu – der Tiefenrausch hat alle Kursteilnehmer im Griff…. Bei den Seminaren erleben die Taucher in sicherem Umfeld, wie ein Tiefenrausch regelrecht „benebeln“ kann. Rechenaufgaben? Fast nicht möglich. Farben und Formen erkennen und unterscheiden? Ups….  Eine wichtige Erfahrung – so ist jedes Mal die anschließende Reaktion der Teilnehmer. Vor zehn Jahren stand der Badische Tauchsportverband (BTSV) vor der Entscheidung, die alte Druckkammer von 1985 ersatzlos stillzulegen, oder durch eine neue moderne zu ersetzen. „Es gab viele Unkenrufe“ berichtet Klaus Herrmann, zuständig für die Finanzen im BTSV. Nicht alle im Verband waren damals vom Projekt überzeugt. Schließlich war eine große Summe zu stemmen, und das bedeutete viele Überzeugungsarbeit. Aber es gab von der ersten Planung an auch Unterstützer in Vereinen, benachbarten Landesverbänden, aus der Schweiz und Liechtenstein, von Privatpersonen, Firmen und nicht zuletzt vom VDST. Große Zuwendung kam vom Badischen Sportbund aus Mitteln des Sportstättenbaus.  Parallel zum Umbau des Raumes und dem Einbau der Kammer wurden die Druckkammerbediener nach den Vorgaben der Gesellschaft für Tauch- und Überdruckmedizin (GTÜM) ausgebildet: Medizinischer Hintergrund, sicherer Umgang mit der Technik auch bei Streß, richtiges Handeln im Notfall. Das alles vermittelten GTÜM Mediziner, die Mitarbeiter der Firma Haux trainierten die Bedienung. Schließlich werden mit Recht hohe Anforderungen an einen Druckkammer- Bediener gestellt. Hermann Spiegel, Druckkammer-Beauftragter im BTSV, kann heute auf ein erfahrenes Team bauen, das zwar im Ehrenamt, aber mit dem entsprechenden Wissens- und Erfahrungsschatz für Unfälle und Seminare bereitsteht. Da kann auch mal nachts um 04:00 Uhr das Telefon klingeln, wenn der Rettungsdienst einen verunfallten Taucher ankündigt. Tauchunfälle passieren selten von nine to five. Untergebracht ist die Kammer im Helios Spital Überlingen. Die medizinische Betreuung übernehmen die Ärzte des Krankenhauses, der BTSV ist für den technischen Part zuständig. Es finden – so Schätzungen der Wasserschutzpolizei-– jährlich etwa 100.000 Tauchgänge im Bodensee statt. Je schneller einem Verunfallten geholfen werden kann, umso wirkungsvoller ist die Behandlung mit Sauerstoff unter Druck. Somit ist Überlingen genau der richtige Standort. 46 Patienten konnte der BTSV in den vergangen zehn Jahren wirkungsvoll helfen, teilweise sogar aus sehr bedrohlicher Situation. Behandlungskosten und Seminargebühren spielen die Kosten für den Unterhalt der Kammer, die regelmäßigen Wartungen, TÜV- Gebühren und anderes wieder rein.  Nur leider – wenn da nicht Corona gewesen wäre…. Denn Seminare mussten seit 2020 ausfallen, es entstand eine kleine finanzielle Lücke, auch wegen des nach zehn Jahren nun fälligen „großen TÜV“. Da springt der VDST mit einem Zuschuß aus den Leuchtturmprojekten ein, denn die BTSV Druckkammer steht für alle Taucher zur Verfügung, wenn sie Hilfe benötigen. Das ist Solidarität an der richtigen Stelle.

Wie kommt der Patient zur Druckkammer?
 Wer einen Tauchunfall hat, sollte nicht selbst zur Druckkammer fahren, sondern den Notruf wählen. Die Rettungsorganisationen melden den Patienten in der Klinik an. Von dort wird die Druckkammer alarmiert. Während der Patient gebracht wird und die Eingangsuntersuchung erfolgt, haben die DK Bediener Zeit für den notwendigen Vorlauf: In Betrieb nehmen, Testlauf, Kontrolle aller Instrumente usw.
Die Hotline Nummer des VDST ersetzt nicht die Notrufnummer, sondern ist eine hilfreiche Ergänzung, um die optimale Versorgung des Tauchers sicher zu stellen. Sie gilt auch im Inland.

Druckkammerseminare
Die Seminare sollen nach der pandemiebedingten Zwangspause ab September wieder durchgeführt werden, wenn die fünfte Welle dies zulässt. Die Theorie befasst sich mit den Risiken tieferer Tauchgänge und Stickstoff-Aufsättigung, ein langer, tiefer Tauchgang macht die Themen dann besonders anschaulich. Voraussetzungen und Anmeldungen über die BTSV Homepage 


Unsere Autorin:
Hannelore Brandt
Präsidentin des Badischen Tauchsportverbandes BTSV






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