TAUCHEN ALS FAMILIENSPORT?!
Zugegeben – die Frage ist nicht ganz unstrittig. Die Altersbeschränkungen für unterschiedliche Tauchausbildungen, die Anatomie und Physiologie sowie Psyche von Kindern und Jugendlichen, aber auch die Strukturen in unseren Vereinen sind hier nur einige limitierende Faktoren.
Auch der sich wandelnde Familienbegriff spielt eine Rolle. Um sich diesem Feld zu stellen, muss man klar herausstellen, dass es mit viel Arbeit und Innovation von bereits etablierten Strukturen verbunden ist. Warum sollte man diese Thematik denn dann überhaupt in Angriff nehmen, wenn viele Tauchvereine, gerade abseits von großen Städten und Ballungsgebieten ohnehin schon Probleme bei der Umsetzung von unserem Kerngeschäft haben, beispielsweise durch mangelnde Wasserzeiten in Schwimmbädern oder zu wenigen Ausbildern. Der Grund liegt hier ganz klar in der Überalterung der Tauchvereine und der großen Problematik, dass oftmals der Nachwuchs für unsere Sportart fehlt. Wenn wir den Tauchsport fit für die Zukunft machen wollen ist es notwendig auch Familien in den Fokus zu stellen und individuelle Konzepte zu entwickeln, wie man den Herausforderungen begegnet, die dadurch entstehen. Der VDST hat dieses Handlungsfeld längst erkannt und bereits eine Handreichung „Projektbericht Sporttauchen als Familiensport“ (https://cdn.dosb.de) herausgegeben sowie einen e-learning Kurs „Tauchen als Familiensport“ (http://e-learning.vdst.de) entwickelt. Im Folgenden möchte ich am Beispiel eines Projekts in unserem Verein, dem ASV Süchteln erläutern, wie die Freiwasserausbildung familiengerecht gestaltet werden kann und zum Familienevent wird. Das Projekt konnte dank Einladung von Pulchra Amphora am Sandhofsee umgesetzt werden, wo wir ideale Bedingungen dafür vorfanden. Einer der wichtigsten Punkte ist die Vorausplanung, bei der alle Interessen berücksichtigt werden. Dazu muss man sich auch erst einmal im Klaren sein, welche Interessen dass denn überhaupt sind, vor allem vor dem Hintergrund teilweise höchst unterschiedlicher Altersstufen oder Motivationen. Wichtig an dieser Stelle ist zu erwähnen, dass ein Programm neben den Tauchaktivitäten geboten werden muss, dass mehr oder weniger gleichrangig ist. Dabei sollten unterschiedliche Outdooraktivitäten, nicht nur mit dem Schwerpunkt Wasser im Fokus stehen. Dadurch, dass das Thema Tauchen trotzdem durchgängig präsent ist, wird auch bei den Teilnehmern, die nicht Tauchen eine gewisse Motivation geschaffen. In unserem konkreten Fall boten wir neben der Ausbildung eines Aufbaukurses Gruppenführung für acht Tauchschüler, für ältere Kinder, aber auch für nicht tauchende Erwachsene parallel eine Einführung ins ABC-Tauchen im Flachbereich des Sees an. Für die ganz Kleinen, im Alter von zwei bis drei Jahren, gab es eine geführte Wanderung im knietiefen Wasser mit Keschern und Eimern, bei dem Kaulquappen und Wasserschnecken bestaunt werden konnten. Des Weiteren kam ein Stand Up Paddel (SUP) zum Einsatz, welches vor allem unter den Kindern sehr beliebt war. Zukünftig wollen wir den Punkt SUP weiter ausbauen, um noch mehr nicht tauchenden Teilnehmern an einem Familienevent, eine adäquate Alternative zu bieten. Wir überlegen sogar für den Tauchverein eigens SUP´s anzuschaffen. Voraussetzung für das Programm neben dem Tauchen war, dass genügend qualifizierte Ausbilder und Betreuer, wie beispielsweise Rettungsschwimmer, zur Verfügung stehen. Da gerade besonders kleine Kinder Bezugspersonen und ein gewohntes Umfeld brauchen, bietet es sich an, hier zusätzliches Betreuungspersonal, wie Großeltern oder enge Freunde, die nicht unbedingt Vereinsmitglieder sein müssen, einzuplanen. Für das Gelingen eines Familienevents ist es also wichtig viele helfende Hände zu haben, vor allem unter den nicht tauchenden Teilnehmern. In unserem Fall tauchten von 24 Teilnehmern des Familienevents nur zwölf. Ein zentraler Aspekt des Familienevents war eine gemeinsame Mittagspause bei der gegrillt wurde. Das gesellige Zusammensitzen stärkt den Zusammenhalt der Mitglieder und ermöglichte Gespräche auf unterschiedlichen Ebenen. Parallel dazu wurde „Wikinger-Schach“ gespielt um vor allem den Kindern Abwechslung zu bieten. Als Abschluss wurden feierlich die neuen Brevets überreicht. Zukünftig wollen wir allen Teilnehmern ein selbstgemachtes Brevet für das Familienevent ausgeben, damit auch jeder mit einem Erfolgserlebnis nach Hause geht.
Fazit: mit der richtigen Planung und inhaltlichen Gestaltung kann Tauchen ein echter Familiensport sein und den Zusammenhalt im Verein stärken.
Unser Autor:
OStR Alexander Wojatzki
Ausbildungsleiter ASV Süchteln
VDST TL 1