SUUNTO OCEAN

Mein erster Tauchcomputer war ein Suunto Vyper – für heutige Verhältnisse eine riesige Dose, die ich mir da ans Handgelenk schnallte. 2015 kam dann der Eon Steel, luftintegriert und offensichtlich inspiriert von Raumschiff Enterprise: „Kannst du mit dem Teil auch Netflix streamen?“




Aktuell gibt es mehrere Hersteller von Fitnesstrackern, welche Herzfrequenzen, Entfernungen und Richtungen messen können. Garmin integrierte ein Tauch-Rechenmodell in seine erfolgreiche Fenyx-Reihe und so waren Ein- und Ausstiege auch nachverfolgbar. Und Suunto? Auf der boot 2024 gab es die bekannten Tauchcomputer mit DOT Matrix Display, robust und monochrom. Im Sommer 2024 kam mit der Suunto Ocean eine an das Taucherleben angepasste Suunto race 7 auf den Markt. Noch eine Taucheruhr – so what? Das Warten hat sich gelohnt: Die Uhr kann die Tauchgangsbelastung mit in das Dekompressionsmodell einbeziehen und entsprechend die Dekozeit berechnen. Das geht entweder mit der Messung über das Handgelenk oder einen zusätzlich erhältlichen Brustgurt; durch den Trockentauch-Anzugärmel klappt es nicht. Hergestellt – laut Suunto in Handarbeit – wird sie klimaneutral in Finnland; die Uhr war 24 Stunden nach Bestellung zugestellt. Im Gegensatz zu ihren Mitbewerbern hat sie ein wirkliches Touchdisplay, welches auch mit Handschuhen funktioniert, aber sie hat lediglich drei Bedienknöpfe an einer Seite – ihre Marktbegleiterin hat fünf Knöpfe und damit gab es ab und zu Fehlbedienungen. Das Rechenmodell ist ein aktueller Bühlmann 16 mit Gradientenfaktoren, sie versteht bis zu 99 Prozent Nitrox und kann über den Suunto Tankpod mehrere Atemgase verwalten. Aufgeladen wird sie, analog zu einer AppleWatch, über einen Ladepuck und danach hält sie bis zu 28 Tage an der Oberfläche oder eine Woche in Intensivnutzung. Daten werden über das AMOLED-Display deutlich angezeigt, außerdem gibt die Uhr akustisch und über Vibration – wenn gewünscht – Alarm. Toll, beeindruckend: Sie kann GPS- und Galileo -Signale empfangen und damit auch den Ein- und Ausstieg anzeigen. Also nur eine weitere SmartWatch, abgeleitet von der Suunto Race S? Die Uhr hat ein Merkmal, welches für meine wissenschaftliche Arbeit eine große Erleichterung darstellt: Sie trackt 3D und in Echtzeit meine Unterwasser-Tauchbewegungen! Hierzu werden offenbar Kompass-, Beschleunigung- und Tiefendaten herangezogen und zu einer anschaulichen Grafik zusammengerechnet. In der App wird der Tauchgang als entsprechende Grafik angezeigt. Wir haben das jetzt mehrfach getestet – die Bestimmung einer uMG (unteren Makrophyten-Grenze) war nie so einfach! Andere Artefakte im See lassen sich ebenso einfach reproduzierbar wiederfinden und erleichtern so die Arbeit. Zum derzeitigen Entwicklungsstand gibt es (noch) keine Brotkrumenfunktion: Die Uhr zeigt nicht den Weg. Für die herkömmliche Tauchausbildung, speziell für den beliebte SK Orientierung, ist das Feature ein gutes didaktisches Lehrmittel.

Wolfgang Schuster

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