SHIT HAPPENS
Neuer Sonderkurs Problemlösungen
Du lässt Dich gerade in die Tiefe fallen und Dein Atemregler bläst ab oder schlimmer noch, Dein Jacket bläst sioch aus. Ob das jetzt eine Frage der falschen Konfiguration oder ein fehler in der Bedienung ist völlig egal. Jetzt heißt es nur noch richtig reagieren um einen schlimmeren Unfall zu vermeiden. Wie, das zeigt der neue VDST-Sonderkurs Problemlösungen beim Tauchen.
Es begann am 04.02 2006. Im hessischen Kristallsee verunfallten zwei Taucher unter Eis tödlich. Die Umstände waren dramatisch, obwohl die Gruppe von einem sehr erfahrenen Tauchlehrer geführt wurde. Frank Ostheimer, der Ausbildungsleiter des Hessischen Tauchsport Verbandes (HTSV), schaute sich die Unfallanalyse der Experten sehr genau an. Die Ergebnisse veranlassten ihn, einen seiner Schwerpunkte „Fehlervermeidung und Training zur Selbsthilfe beim Tauchen“ zum Inhalt eines neuen VDST-Kurses zu machen. Nach einem entsprechenden „Marsch durch die Instanzen“ und mit Hilfe eines motivierten Ausbilderteams wurde das CMASBrevet SELF RESCUE DIVER („SK Problemlösungen beim Tauchen“) geschaffen.
Nicht zum Alleintauchen!
Gleich zu Beginn erläutert Ostheimer: „Dieser Kurs hat nichts zu tun mit PADI´s „Self-Reliant Diver“, der überall als Brevet zum Alleintauchen beworben wird. Vielmehr geht es vorrangig darum, Probleme beim Tauchen möglichst erst gar nicht entstehen zu lassen. Deshalb sollen potentiell kritische Situationen frühzeitig erkannt und durch entsprechendes Training sicher bewältigt werden.“ 19 Teilnehmern werden in einer anschließenden Theorieeinheit mit Gründen und Ursachen für Fehlverhalten und Unfälle vertraut gemacht. Die daraus resultierenden Übungen finden, nach einer Aufteilung in Kleingruppen, im Anschluss am Groß Krotzenburger See statt.
Perfekte Technik als Voraussetzung
Beim ersten Blick auf die Equipment-Tische glaubt man, in ein Tec-Seminar geraten zu sein. Doppelgeräte dominieren (13 gegenüber sechs Monoflaschen) – Technik wohin das Auge schaut. Welche Tücken aber gerade der geballte Technik-Einsatz in sich bergen kann, erläutern die HTSV-Ausbilder beim persönlichen Equipment-Check. Und tatsächlich gibt es kaum einen Teilnehmer, dessen Konfiguration nicht modifiziert wird. Nach dem obligaten Briefing geht es dann ins Wasser. Hier Neuer Sonderkurs Problemlösungen Shit happens ! Ein Kurs der hält, was sein Name verspricht. Meine Teilnahme an dem Seminar bot im taucherischen Bekanntenkreis doch einiges an Gesprächsstoff. „Was hast du da gemacht? Vereisung, Wechselatmung mit einem langen Schlauch? Das habe ich in den letzten 30 Jahren nicht gebraucht, warum soll ich jetzt damit anfangen?“ Nun, ich habe Spaß am Tauchen und bin, auch nach über 2.000 Tauchgängen, noch neugierig und gerne bereit in mein Hobby zu „investieren.“ Auch mir ist tatsächlich erst einmal ein Automat vereist. Mein Tauchpartner drehte, auf mein Zeichen hin, das entsprechende Ventil zu, ich stieg auf den Zweitregler um, das Problem war gelöst. Trotzdem ist es ein beruhigendes Gefühl zu wissen, dass ich im Fall der Fälle nun eine realistisch zu bewältigende (und dazu noch autonome!) Problemlösung abgespeichert habe. Dazu kommt das angenehme Gefühl auch aktuellen taucherischen Herausforderungen gewachsen zu sein. Nach dem Seminar, eben einfach ein klein wenig besser tauchen zu können. Wird die Vereisung des Haupt-Reglers simuliert. Der Übende muss selbst in der Lage sein, das Ventil zu schließen und auf den Zweitautomaten umzusteigen. Nach gehöriger Verrenkung klappt das auch leidlich. Nun wird die Übung durch einen künstlichen Blasenschwall verschärft bzw. der Realität angepasst. Dazu hält der Coach seinen Zweitautomaten direkt unter das Kinn des Übenden und drückt die Luftdusche. Berücksichtigt man dabei noch das kalte Seewasser und die vorherrschende miese Sicht, dann erahnt man die Qualität der Aufgabenstellung und die Gefühlslage des Delinquenten. Doch dieser bleibt cool, fummelt sein Ventil zu und steigt dann auf den sich in Brusthöhe befindlichen Zweitautomaten um. „OK“ (gut gemacht) vom Prüfer, der Nächste bitte. Weitere Übungen wie das einhändige Anziehen der Maske unter Wasser, Befreiung durch den Einsatz von „Werkzeug“ (Messer, Schere, Cutter), das gemeinsame Handling bei Wechselatmung, Tarierung mit Bojen setzen und vieles mehr folgt innerhalb der drei Übungstauchgänge.
Wichtig für uns alle
Das Seminar ist eine echte Bereicherung der VDST-Ausbildungslandschaft. Kein Wunder. Ein ganz persönliches Fazit Fließt doch (verbandsübergreifend) aktuelles Know How aus dem gesamten Tauchsicherheitsbereich ein. Die Übungen sind realistisch, geben Impulse und fördern damit die persönliche Sicherheit beim Tauchen. Nicht zu unterschätzen sind in diesem Zusammenhang auch die Tipps und Anregungen bezüglich der idealen Konfiguration des mitgebrachten Equipments.
Weitere Infos: www.vdst.de/tauchausbildung/aufbau-spezialkurse
Ronald Brandt
USC Oberhausen
Mr. sporttaucher und erfahrener Tauchsport-Journalist
Ein ganz persönliches Fazit
Ein Kurs der hält, was sein Name verspricht. Meine Teilnahme an dem Seminar bot im taucherischen Bekanntenkreis doch einiges an Gesprächsstoff. „Was hast du da gemacht? Vereisung, Wechselatmung mit einem langen Schlauch? Das habe ich in den letzten 30 Jahren nicht gebraucht, warum soll ich jetzt damit anfangen?“ Nun, ich habe Spaß am Tauchen und bin, auch nach über 2.000 Tauchgängen, noch neugierig und gerne bereit in mein Hobby zu „investieren.“ Auch mir ist tatsächlich erst einmal ein Automat vereist. Mein Tauchpartner drehte, auf mein Zeichen hin, das entsprechende Ventil zu, ich stieg auf den Zweitregler um, das Problem war gelöst. Trotzdem ist es ein beruhigendes Gefühl zu wissen, dass ich im Fall der Fälle nun eine realistisch zu bewältigende (und dazu noch autonome!) Problemlösung abgespeichert habe. Dazu kommt das angenehme Gefühl auch aktuellen taucherischen Herausforderungen gewachsen zu sein. Nach dem Seminar, eben einfach ein klein wenig besser tauchen zu können.