TITELHELDEN
Mission erfüllt: Johanna Schikora & Elena Poschart holen wichtige Titel
Zehn Medaillen, vier deutsche Jugendrekorde, zahlreiche Bestzeiten und Top-Ten-Platzierungen – eine Bilanz, die sich sehen lassen kann. Sowohl bei den Europameisterschaften als bei den Jugendweltmeisterschaften räumten die Finswimmer vom Verband Deutscher Sporttaucher richtig ab.Mit sechs Einzelmedaillen bei den beiden internationalen Höhepunkten ist Johanna Schikora, vom TC fez Berlin, die erfolgreichste deutsche Athletin. Ihr letztes Jahr in der Jugend krönte die junge Abiturientin mit zwei Jugendweltmeistertiteln. Seit September ist sie Sportsoldatin, um sich in der kommenden Saison optimal vorbereiten zu können und die Qualifikation für die World Games 2021 zu schaffen. Gold gab es für Elena Poschart über 1.500 Meter Finswimming (FS). Die Europameisterin wiederholte ihren Erfolg aus dem Jahr 2017, als sie noch für Russland gestartet ist. Apnoe-Doppeleuropameister Max Poschart sprintete knapp eine Woche nach seinem Triumph in der Türkei über 50 und 100 Meter FS zu Bronze. Zusammen mit Robert Golenia, Sidney Zeuner und Luis Büttner holte er zudem Staffelsilber.Für die Redaktion des VDST-sporttaucher sprachen wir mit dem Deutschen Jugendrekordhalter und Vizeeuropameister Luis Büttner aus Berlin. Seit drei Jahren gehört der Schüler im Finswimming zur deutschen Spitze. Das harte Training sowohl im Wasser als auch an Land hat ihn nicht müde gemacht, ihm nicht den Spaß an der Bewegung im Wasser genommen. Im Gegenteil. In seinem letzten Jugendjahr hat sich der 17-jährige vier deutsche Jugendrekorde geholt. Bei den europäischen Titelkämpfen in Griechenland feierte Luis seinen größten Triumph. Zusammen mitMax Poschart, Sidney Zeuner und Robert Golenia erkämpfte er sich sensationell den Vizeeuropameistertitel über 4×200 Meter FS.
Unsere Autorin:
Christine Müller
Presse Leistungssport
Fünf Fragen an:
Louis Büttner
VDST-sporttaucher: Eins möchten wir vorab wissen. Hat das Finswimming zu dir gefunden oder du zum Finswimming?
Louis Büttner: Das Finswimming hat mich gefunden. Ich wollte immer einem Schwimmverein beitreten. Ein Klassenkamerad nahm mich dann einfach mal mit. Es stellte sich raus, dass es gar kein normaler Schwimmverein war. Nein, viel besser, es war der TC FEZ.
sporttaucher: Welche Distanz liegt dir am besten?
Louis: Meine Lieblingsstrecke sind die 400 Meter FS, da ich durch meine Größe über die Strecke viel Kraft aufbringen kann. Leider ist sie aber auch sehr anstrengend. Aber wie heißt es so schön „no pain, no gain“
sporttaucher: Was waren bisher deine schönsten Momente als Finswimmer?
Louis: Die schönsten Momente im Finswimmer-Leben durfte ich mit meiner Mannschaft teilen, ob es Rekorde oder Siege waren, Niederlagen oder Disqualifikationen. Immer hat mich mein Team aufgebaut und mir gesagt, dass ich mal ganz oben stehen werde, auch wenn ich da noch nicht mal kraulen konnte.
sporttaucher: Was wünschst du dir für deinen Sport und deine eigene sportliche Zukunft?
Louis: Für den Sport wünsche ich mir mehr Aufmerksamkeit und Bekanntheit, damit jeder sieht, was das für eine tolle Sportart ist und wie viel Leistung hinter einer geschwommenen Zeit steckt. Ich selbst möchte in Zukunft immer „am Ball“ bleiben, auch wenn ich mal keine Zeit habe, da ich gerade mein Abitur mache und studieren möchte. Ich will mein Team auch in Zukunft unterstützen.
sporttaucher: Finswimming ist zwar ab und an in den Medien vertreten, aber man hört eher wenig über deinen Sport. Wie siehst du das?
Louis: Man hört meines Erachtens immer mehr vom Finswimming. Gerade durch meine Vereinskollegin Johanna Schikora wird viel in den Medien über den Sport und sie berichtet. Das ist schon mal ein guter Anfang, wie ich finde.
Finswimming Top-Ergebnisse 2018/19 Europameisterschaften
Ioannina, Griechenland (25.06.-02.07.19) 1x Gold, 2x Silber, 4x Bronze
1500m FS: Gold Elena Poschart, Bronze Johanna Schikora
400m FS: Silber Johanna Schikora
50m FS: Bronze Max Poschart
100m FS: Bronze Max Poschart
800m FS: Bronze Johanna Schikora
4 x 200m FS: Silber Sidney Zeuner, Max Poschart, Robert Golenia, Luis Büttner
Deutsche Jugendrekorde
Luis Büttner über 50m und 100m FS!
Jugendweltmeisterschaften
Sharm El Sheikh, Ägypten (28.07.-04.08.2019) 2x Gold, 1x Silber
400m FS: Gold Johanna Schikora
1500m FS: Gold Johanna Schikora
800m FS: Silber Johanna Schikora
erneut Deutsche Jugendrekorde für Luis Büttner über 50m und 100m FS!
Weltcups Ungarn, Italien, Frankreich, USA –
Finale 06.-08.12.2018 in Polen
Gesamt-Weltcup noch offen:
Einzeldisziplinen 11x Gold, 8x Silber, 4x Bronze, Staffeln 1x Gold, 1x Bronze
Jahresbericht Leistungssport
Wir haben uns daran gewöhnt, vorsichtig umzugehen mit Superlativen, denn deren inflationärer Gebrauch entwertet. Aber mal ganz nüchtern: wie soll man es angemessen in kurze Worte fassen, wenn die Leistungssportler*innen unseres Verbandes bei den internationalen Meisterschaften 2019 im Finswimming (FS), Orientierungstauchen (OT) und Unterwasser-Rugby (UWR) sechs Titel holten, neunmal Vize wurden und neben sechs Bronze-Medaillen auch zwei deutsche Jugendrekorde (Rekorde sind nur im FS möglich) und viele weitere Top-Ten-Platzierungen mit nach Hause brachten? Zudem sind Silber (Herren) und Bronze (Damen) bei der Jugend-Weltmeisterschaft (JWM) 2018 im UWR nachzutragen, die nach Redaktionsschluss des Vorjahres-Berichts vom TC69 Sterkrade, der VDST-Sparte UWR und dem Landesverband NRW in Oberhausen professionell ausgerichtet wurden und dem deutschen UWR weiteren Respekt einbrachten. Auch im OT erwiesen sich VDST-Strukturen als leistungsbereit und -fähig, als der internationale Höhepunkt, die Europameisterschaften, infolge Untätigkeit der designierten nationalen Föderation (Kasachstan) buchstäblich ins Wasser zu fallen drohte. Unsere Sparte OT und der Berliner Landesverband nahmen kurzfristig das Heft in die Hand, und es wurde mit toller Unterstützung durch die OT-Szenen aus Brandenburg und Sachsen im fast kreisrunden Störitzsee bei Berlin eine runde Sache daraus. Respekt! Eines der Top-Jahre für den VDST-Leistungssport geht zu Ende, dies kann man ohne Übertreibung sagen, und die an den Start gehenden VDST-Teams waren diese Bezeichnung auch in Sachen Teamgeist, Kameradschaft und Fairness wert. Eine Leistungssport-Krise, wie bisweilen heraufbeschworen, sähe jedenfalls anders aus.
Finswimming
Der Generationswechsel in allen drei Sportarten vollzieht sich ohne Verwerfungen. Bei den Europameisterschaften (EM) im Finswimming gehörten wieder zwei Jugendliche zum Team, Johanna Schikora und Luis Büttner aus Berlin. Johanna konnte sich mit Silber über 400m FS und jeweils Bronze über die längeren Distanzen bei den Erwachsenen sehr gut in Szene setzen, und Luis komplettierte die 4 x 200m Staffel, die ebenfalls Silber holte und mit Robert Golenia aus Plauen einen zweiten, gerade in diese Altersklasse hinein gewachsenen jungen Athleten in ihren Reihen hatte. Auch Duncan Gaida aus Leipzig, als weiterer „Nachrücker“ aus der Jugend, zeigte sich der Herausforderung gewachsen und erreichte mit einer enormen Steigerung seiner persönlichen Bestleistung über 800m FS Platz 7, nachdem er bereits über 1500m FS auf Platz 6 landen konnte. Das sichere EM-‚Backup‘ der schon etwas Älteren bildeten Elena und Max Poschart, die auf ihren Paradestrecken erfolgreich waren: Max mit zweimal Bronze auf den Sprintstrecken und Elena mit Gold über 1500m; ein Super-Rennen aus deutscher Sicht, bei dem Anna Karzunova aus Russland bis kurz vor dem Ziel sicher führte, von Elena aber noch abgefangen wurde. Johanna als Dritte im Bunde hielt ihre Konkurrentin um Platz 3 aus Italien bis zur 1400m-Marke unter Kontrolle – und flog schließlich auf und davon. Bei Max und Elena ist anzumerken, dass ihnen die außerordentlich erfolgreichen Apnoe-WM noch in den Knochen steckten, denen sie aufgrund der terminlichen Nähe zwei Trainingstage auf die EM FS opfern mussten. Die JWM im FS in Sharm El Sheikh standen wegen der politischen und Gefährdungs-Situation – die den französischen und den österreichischen Verband zur Absage veranlassten – nicht unter dem besten Vorzeichen. Wie im Vorjahr bei den JEM FS in Istanbul, wurde die Lage-Einschätzung des Auswärtigen Amtes seitens des Vorstandes aufmerksam verfolgt, und selbstverständlich musste es eine persönliche Entscheidung für jede(n) Einzelne(n) sein, die Berufung in das JWM-Team anzunehmen. Vor Ort wurde diese Situation aber durch die große Herzlichkeit der Gastgeber wett-, wenn auch nicht vergessen, gemacht. Die allgemeinen Zeitmaßstäbe in dieser Weltgegend sind sicherlich gewöhnungsbedürftig, aber Stoppuhren zeigen sich davon unbeeindruckt. Für Johanna blieben sie zweimal bei „Gold“ und einmal bei „Silber“ stehen, sie kam also als Doppel-Jugendweltmeisterin (400m und 1500m) aus Ägypten zurück und wurde Vize über 800m FS. Luis, der bereits bei den EM FS in Griechenland Deutsche Jugend-Rekorde (DJR) über 50m und 100m FS markiert hatte, verbesserte beide noch einmal bei den JWM. Im Finale über 200m FS konnte er sich sogar auf Platz 4 vorschieben. Denselben Rang erreichte die 4 x 200m Staffel der Mädchen – bemerkenswert auch angesichts der Tatsache, dass sie mit Laura-Marie Dengler aus Berlin, Franka Richter aus Dresden und Hanna Wohlfarth aus Greiz zu drei Vierteln mit Starterinnen besetzt war, die bei den JWM ihren ersten Auftritt auf internationalen Meisterschaften hatten.