BERGAB
Nuttlar- Bergwerktauchen mitten in Deutschland
Bergwerktauchen Nuttlar
Matthias Richter, tauchte bereits mit zwölf Jahren, startete bei der DLRG und beim VDST. Er hat mehrere Tauchlehrer- Lizenzen, ist unter anderem IANTD Trimix Instructor und gründete 2013 die Firma Bergwerktauchen.
Sind wir eigentlich noch normal? Diese Frage stellten sich gleichzeitig mehrere aus unserem Team: Was treibt uns an, an einem kalten Herbsttag, in einer nasskalten Umgebung in unsere Tauchanzüge zu steigen, mit Doppelgeräten einen Berg hinab zu laufen und in ein acht Grad kaltes Wasser zu steigen? Unser Guide Matthias Richter, setzt noch einen drauf: „…schön, ihr seit zwar alle Tauchlehrer, aber gerade die machen hier oft Probleme- weil sie nicht sagen, wenn es ihnen zu viel ist…“ Der erste Blick unter Wasser gibt uns schnell die Antwort: Glasklares Wasser soweit die Lampe reicht, und sie reicht weit- bis am Ende der schwarze Schiefer das Licht der starken Lampen förmlich verschluckt. Der große Eingangsbereich ist oben offen d.h. hier werden Schnupperkurse im „Caverntauchen“ angeboten und genau das haben wir gebucht. 18km schlängeln sich wassergefüllte Gänge in den Berg, zwölf davon sind erforscht und dokumentiert. Da wir alle schon lange in Meeresgrotten tauchen und eine redundante Kaltwasserausrüstung haben, nimmt uns Matthias auch in den Teil mit, der oben kein Luftpolster mehr hat. Faszinierend überall hat man den Eindruck, dass die Schächte gerade verlassen wurden. Matthias berichtet von einem Bauwagen im Innern, in dem die Mäntel der Arbeiter noch hängen. Das Schienensystem für die Loren ist deutlich zu erkennen. Die Schienen zeigen überall den Weg zum Ausgang. Loren stehen gefüllt auf den Gleisen – eine Lore ist umgefallen und verengt die ansonsten geräumigen Gänge etwas. Im ersten Teil ist eine große Druckluftanlage zu sehen, die früher die Arbeiter mit Frischluft versorgte. In den Wänden stecken Elektro-Isolatoren, auf Halterungen aufgereiht, an denen früher die blanken Stromdrähte entlang geführt wurden. Die Schächte wurden mit Starkstrom versorgt – für die Beleuchtung und für die Grundwasserpumpen. Was im trockenen Schacht natürlich ganz oben in Deckennähe angebracht war, ist nun beim Tauchen für uns direkt in greifbarer Nähe. Vom Boden halten wir uns achtsam entfernt, um nichts aufzuwirbeln. Die Schächte sind ausreichend breit und hoch, gleichwohl tauchen wir hintereinander und achten auf eine absolut saubere Tarierung. Jede Berührung würde die Sicht für viele Stunden zunichte machen. „Hier wurden die Schiefertafeln für die Schule unserer Großeltern hergestellt“ erläutert Matthias beim Intro und genau dies ist unter Wasser an allen Ecken zu erkennen. Glatte, im Lichtschein spiegelnde Schieferflächen, so glatt, als hätte man sie aufwendig geschliffen. Tatsächlich ist es aber ein unbehandelter Naturstein, den die Natur genauso „wachsen“ ließ. Schiefer ist sehr einfach zu spalten und wurde auch für Dächer und in der Elektroindustrie eingesetzt. 1985 war „Schluss im Schacht“ – nach über 100 Jahren wurden die Grundwasserpumpen abgestellt und das Schieferbergwerk lief voll Wasser – zur Freude der Taucher. Es muss schnell gegangen sein. Es sind noch eine Reihe Werkzeuge zu sehen, die man, wenn man es gewollt hätte, sicher hätte bergen können. Die „Bergwerktaucher“ achten darauf, dass alles an Ort und Stelle verbleibt, denn genau diese „Unberührtheit“ macht das Tauchen hier in Nuttlar aus. Eine Reise in die Geschichte der Region. Im nächsten VDST-sporttaucher: Bergwerktauchen Miltitz mit VDST TL Peter Panitz.
Caverntauchen & Guidance Tour
Im Cavernbereich kann man überall auftauchen. Hier ist lediglich eine Kaltwasserausrüstung notwendig und jeder muss zwei Lampen mitführen. Scooter und Solotauchen sind ein „No Go“. Rebreathertaucher müssen einen Checktauchgang machen oder ein Höhlentauchbrevet vorweisen. Matthias bietet mit seinem Team auch eine „Guidance Tour für zertifizierte Tec-Taucher“ an, eine geführte Tour mit einem Guide und einer Zweiergruppe. Hierfür werden ein Doppelgerät D12 absperrbar, zwei getrennte Atemregler-Systeme, ein langer Mitteldruckschlauch am Hauptregler (2,10 m), ein Trockentauchanzug, eine Hauptlampe und zwei Backuplampen gefordert. Von November bis März wird in Nuttlar nicht getaucht – wegen der Fledermäuse. Für alle anderen Monate gibt es ein Online Buchungssystem auf bergwerktauchen.de
Unser Autor:
Frank Ostheimer
Stv. Bundesausbildungsleiter