KURZ ODER LANG
Wenn man ein Objektiv hinsichtlich seiner Verwendbarkeit beurteilen möchte, muss man wissen, welche Brennweite es besitzt. Aus dieser Zahl, die auf der Objektivfassung angegeben ist, kann man die Einsatzmöglichkeiten der betreffenden Optik einschätzen.
Definitionsgemäß wird der Abstand zwischen der hinteren Hauptebene eines Objektivs und der Aufnahmeebene auf dem Bildsensor als Brennweite bezeichnet. Auch die folgende Erklärung, dass man eine Linse beziehungsweise ein Objektiv so geschickt in die Sonne halten kann, dass man von der daraus entstehenden Brennwirkung bei einer bestimmten Objektentfernung ein Blatt Papier in Flammen setzen kann, ist noch zulässig. Die Distanz von der Linse zum Brennpunkt gilt als Brennweite.
Tipp:
Weil man unter Wasser keine Objektive wechseln kann, haben sich Zoom-Optiken mit unterschiedlichen Brennweiten-Bereichen weitgehend durchgesetzt. Die meisten UW-Fotografen, die mit Systemkameras arbeiten, beschränken sich auf zwei bis drei Brennweiten – ein Makroobjektiv, ein mittleres Weitwinkel- beziehungsweise das Kit-Zoom sowie ein Fisheye. Kriterium für den praktischen UW-Einsatz ist indes nicht die Brennweite, sondern die kürzeste Naheinstellung. Diese sollte bei allen Objektiven 30 cm nicht überschreiten.
Brennweite und Bildsensor
Die Brennweite ist ein wichtiges optisches Maß, das einen Hinweis darauf gibt, für welche Motive und für welchen Zweck das Objektiv zu gebrauchen ist. Basis und Bezugspunkt für die Angabe der Brennweite ist das Kleinbildformat mit einer Format-Diagonalen von 43,3 Millimeter. Das sollte man sich merken, denn Objektive für kleinere Bildsensoren besitzen entsprechend kürzere Brennweiten. Man kann deshalb aus der Brennweitenangabe auf dem Objektiv einer Kompakt- oder spiegellosen Systemkamera mit APS-C oder MFT-Bildsensor nicht unmittelbar auf den Bildwinkel oder die kleinbildäquivalente Brennweite im Vollformat schließen. Dazu muss man den Crop-Faktor kennen.
Brennweite als Formel (gilt nicht für Fisheyes)
0,5 x D
f = —————-
tan beta/2
D = Sensor-Diagonale, f = Brennweite, tan beta/2 = Tangens des halben Bildwinkels
Griff ins Brennweiten-Archiv
Ohne lange rechnen zu müssen, kann man sich merken, dass Objektive mit kurzen Brennweiten größere Bildwinkel generieren. Die kürzesten Brennweiten und größten Bildwinkel haben Fisheye-Objektive mit 180 Grad. Im Vollformat betragen die Brennweiten 15 bis 16 Millimeter. Zirkular-Fisheyes haben acht Millimeter Brennweite. Bei APS-C Kameras sind es zehn– und 4,5 Millimeter. MFT-Fisheyes zeichnen das volle Format mit acht Millimeter aus. Starke Weitwinkel-Zooms landen im Vollformat bei elf bis 24– beziehungsweise bis 14 Millimeter. APS-C ist mit acht bis 16 Millimeter gut aufgestellt. MFT mit sieben bis 14 Millimeter. Makroobjektive haben im Vollformat und bei APS-C Kameras üblicherweise Brennweiten zwischen 50 und 105 Millimeter. MFT-Kameras zwischen 30- und 60 Millimeter.
Merke:
* Je kleiner die Brennweitenzahl auf dem Objektiv angegeben ist, desto kürzer ist die Brennweite und desto größer der Bildwinkel. Eine Schlüsselfunktion spielt die Größe des Bildsensors.
* Basis der Brennweite ist immer das Kleinbild bzw. das Vollformat. Wenn man die äquivalente Kleinbildbrennweite bzw. den Crop-Faktor kennt, kann man den Bildwinkel berechnen.
* Zoomobjektive stehen für diverse Brennweiten, machen deshalb die UW-Fotografie flexibel.
* Extrem kurze Brennweiten findet man bei Kompaktkameras, Actioncams und Smartphones aufgrund ihrer kleinen Bildsensoren.
* Die Brennweite eines Objektivs ist eine feste Größe, die sich nicht verändern lässt.
Unser Autor:
Herbert Frei
Buchautor und Fotoexperte, im VDSTsporttaucher & divemaster