ROTER ALARM

Sie ist die Farbe aller Leidenschaften und das Symbol für Verbotenes (Rotes Ampellicht). Möglicherweise war Rot die erste Farbe, der Menschen einen Namen gaben. Wissenschaftler sprechen von der ältesten Farbbezeichnung in den Sprachen der Welt..


Reines Rot ist eine der drei Grundfarben und auf Bildsensoren Teil der Farbenbasis RGB (Rot, Grün, Blau). Mit Rot verbinden Menschen einerseits Lebenskraft (Blut ist rot), andererseits auch Gefahr (Feuer leuchtet rot und verursacht Verbrennungen). Rot gilt als extrem warme Farbe, als auffallend und deshalb als dominante Farbe auf Bildern. Als Signalfarbe für Hinweise und Warnungen kann Rot durch keine andere Farbe ersetzt werden. Als intensive Farbe löst Rot mehrheitlich positive Emotionen aus. Das langwellige rote Licht wird beim Eindringen ins Wasser nach und nach ausgelöscht. Wir müssen die rote Farbe unter Wasser quasi neu aktivieren, in dem wir künstliches Licht auf die Motive werfen. Das machen UW-Fotografen und Filmer mit Blitzlicht oder Videoleuchten. Wie Rot das Gefühlsleben beeinflusst, kann man an den Objekten erkennen, die unter Wasser abgelichtet werden. Rotfeuerfische, Soldatenfische, Skorpionsfische, rote Nacktschnecken, purpurrote Schwämme, rote Weichkorallen und Großaugenbarsche gehören zu den beliebten Motiven. Nicht nur, weil sie sich relativ leicht fotografieren lassen eher noch machen sich unterschwellige Gefühle breit, die sich rational nicht immer erklären lassen. Nicht von ungefähr gehören Sonnenuntergänge zu den meist fotografierten Urlaubsmotiven. Je kitschiger, desto beliebter und ansprechender. Und je glühender der Feuerball am Horizont, umso anhaltender der Aha-Effekt. In Bilder-Schauen zeigt man sie deshalb meistens am Schluss, um den Zuschauern ein gefühlvolles und emotionales Ende des Bilderabends zu präsentieren.  Im Gegensatz zu Blau ist Rot eine überaus aktive Farbe. Schon geringste Farbpartikel auf einem Bild lenken das Auge ab und fixieren es auf Rot. So zieht ein kleiner roter Fisch unter vielen andersfarbigen sofort alle Aufmerksamkeit auf sich. Bereits ein winziger Flächenanteil von Rot dynamisiert die gesamte Bildkomposition. Achten Sie deshalb immer darauf, dass rote Motive bewusst fotografiert und komponiert werden. Besonders kritisch ist Rot als Hintergrundfarbe, weil es den Blick vom Hauptobjekt im Vordergrund ablenkt. Bei vielen UW-Fotografen gilt das rot eingefärbte Licht einer Handlampe als kreativer Gag. Es ist aber eher einfallslos, weil mehr künstlich als künstlerisch. Denn kein halbwegs normaler Taucher wird mit einem roten Licht auf Motivsuche gehen. Das Seelenleben eines nüchternen Jurors in einem Fotowettbewerb kann so kaum positiv beeinflusst werden.  Gleiches gilt für rot eingefärbtes Licht des Hauptblitzes. Hier kommt der Effekt noch viel störender rüber. Nur ganz selten erweist sich ein rot geblitztes Foto einem mit natürlichem Blitzlicht gemachten optisch überlegen. Die emotionale Wirkung von Rot kommt speziell beim Outfit der Modelbekleidung zum Tragen. Eine rote Tauchmaske kann von anderen Unzulänglichkeiten ablenken. Rotanteile im Jacket und am Tauchanzug machen ein Foto attraktiver. Oftmals reicht schon eine rote Mundduschkappe des Atemreglers, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Allerdings hat Rot unter Wasser den gravierenden Nachteil, dass es mit der Zunahme der Aufnahmeentfernung verblasst. Natürliches Rot verschwindet bei einem Lichtweg von fünf Meter – ob vertikal oder horizontal. Ohne Kunstlicht leuchtet es von alleine nur, wenn die Farbe im Equipment speziell behandelt worden ist. Bei manchen Jackets und Tauchanzügen ist es der Fall. Problematisch ist, dass die Bekleidung in trübem Wasser, wenn Sonnen- oder Blitzlicht darauf fallen, einen roten Halo (Lichthof) bilden kann. Das heisst, die Farbe des Wassers wird nicht sauber vom Rot des Anzuges getrennt.  Wie von allen Farben gibt es auch von Rot unterschiedliche Nuancen und Stärken. Viele Menschen empfinden Purpurrot als das schönste Rot, andere schwärmen von Zinnoberrot oder Weinrot. Übrigens: Die meisten Fische sind rot blind, können aber sehr gut s/w sehen. Und einige erkennen sogar das für Menschen unsichtbare Ultraviolett. Rotes Kameragehäuse, roter Blitz und rote Tauchausrüstungen irritieren Fische so gut wie nicht.wie Gourmets vorkommen müssen, die sich zufällig in eine Dönerbude verirrt haben.


Unser Autor:
Herbert Frei
Buchautor und Fotoexperte, im VDSTsporttaucher &  divemaster

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