Taucherhelm und Tiefseekugel

Charles William Beebe (1877 – 1962) 

Beebe war ein ebenso engagierter Biologe wie Weltreisender, Abenteurer und Schriftsteller. Er durchforschte Borneo, die Tropensümpfe von Panama, hauste im Zelt auf Galapagos und tauchte mit der Bathysphere bis in 923 Meter Tiefe.

Charles William Beebe wird am 29. Juli1877 in Trinidad als Sohn eines Papierhändlers geboren. Durch sein Interesse für Biologie und seine häufigen Besuche im Naturhistorischen Museum von New York erwirbt er die Freundschaft des dortigen Direktors, Henry Fairfield Osborn – und erhält so Impulse für seinen weiteren Lebensweg. Nach einer natur­wissenschaftlichen Ausbildung an der Columbia-Universität, allerdings ohne akademischen Abschluss, arbeitete er ab 1899 in der ornithologischen Abteilung des Zoologischen Gartens von New York als Vogelpfleger. 1913 übernimmt Beebe die Leitung der neu gegründeten Abteilung für Tropenforschung. Für diese gründet er 1916 die erste Tropenforschungsstation in British-Guayana, später eine weitere auf den Bermudas. Einige Meilensteine in seinem Leben:

1923 – William Beebe, nun Direktor des Departement of Tropical Research der New Yorker Zoologischen Gesellschaft, startet mit der Dampfjacht Noma zur ersten Galapagos-Expediton (März – Mai). An Bord befindet sich auch J. F. Curtis, ein Fachmann für Schleppnetzfang und Tauchen, wie es in den Vorbemerkungen im Galapagos-Buch heißt. Keine Berichte zum Thema Tauchen. Noch beschäftigt sich Beebe nicht mit der Unterwasserwelt.

1925 – Von Februar bis Juli läuft die ozeanografische Arcturus-Expedition unter der Leitung von William Beebe (Forschungsreisen zwischen der Sargassosee bis zu den Galapagos-Inseln). William Beebe lebt mit seinem Mitarbeiterstab an Bord der Arcturus. Am 9. April unternimmt Beebe seine ersten Tauchversuche mit dem offenen Taucherhelm in der Darwin-Bucht einer Galapagos-Insel. Beebe berichtet später von Hunderten von Tauchgängen mit dem offenen Taucherhelm von Miller-Dunn und er benutzt unter anderem auch eine Dreizackharpune zum Fischfang. Diese Expedition besiegelt die Wandlung Beebes vom Vogelkundler zum Unterwasserforscher.

1927 – „Im Lauf der Jahre 1927 und 1928“, schreibt Beebe, „… nahm der Gedanke einer vollkommen runden Kammer Gestalt an und wurde weitergesponnen. Vor Ende 1929 hatte Otis Barton eine Stahlkugel ersonnen und auch gebaut, die so geräumig und stark war, dass wir hineinschlüpfen, uns luftdicht verschließen lassen und uns am Leben halten konnten; in ihr vermochten wir, den Abstieg in die Tiefen des Meeres zu unternehmen und heil wieder nach oben zu kommen. Barton gebührt höchste Anerkennung für die Opfer an Zeit, Mühe und Geld, die er an diese Arbeit gewandt hat, während John H. J. Butler die verschiedenen Einzelheiten der Kugel überdachte und das Entworfene verwirklichte. Ich vermochte nur eine geringe Menge nützlicher Anstrengungen bei­zusteuern, wohl aber ein unbegrenztes Zutrauen, unerschütterlichen Glauben und regste Anteilnahme an den wissenschaftlichen Ergebnissen des Unternehmens.“ 

1930 – Otis Bartons erste Bathysphere wird fertig. Im Juni lassen sich Beebe und Barton damit bis in 240 Meter und dann vier Tage später bis in 435 Meter Tiefe hinabsenken.

1932 – Beebe und Barton vergrößern ihren Tiefenrekord mit der Bathysphere auf 730 Meter.

1934 – Am 15. August erreichen William Beebe und Otis Barton mit einer neuen Bathysphere eine Tiefe von 923 Meter. Über dieses Ereignis gibt es unzählige Beschreibungen, in Zeitschriften, Büchern und im Netz, auch in meiner „Tauchgeschichte Spezial“. Noch im selben Jahr erscheint Beebes erfolgreichstes Buch: Half a Mile Down. Deutsche Ausgabe: 923 Meter unter dem Meeresspiegel. Leipzig: F. A. Brockhaus 1935, 9. Aufl. 1940. Letzteres enthält eines der schönsten Zitate aus Beebes Texten: „Jeder, der taucht und zur Oberfläche zurückkehrt, sprachlos vor Staunen und in tiefster Seele erfüllt von dem, was er geschaut und wo er geweilt, hat es verdienst, immer wieder hinabzusteigen. Wenn er indes unbewegt oder enttäuscht zurück an die Oberfläche kommt, so bleibt für ihn auf Erden nur eine längere oder kürzere Spanne, auf den Tod zu warten; das Dasein bietet ihm nur noch wenig Lebenswertes.“

1944 – William Beebe trifft erstmals die Biologin und spätere Umweltaktivistin Rachel Carson, die ein Nachwort für eines seiner Bücher schreibt. Er ermutigt sie, selbst Unterwasserforschungen zu unternehmen und Bücher zu schreiben. 

– Die William Beebe unterstellte Forschungsstation auf den Bermudas wird in einen Luftwaffenstützpunkt umgewandelt. Beebe – schon längst ein viel gelesener Autor populärwissenschaftlicher Bücher über seine Abenteuer und Reisen – gründet mithilfe seiner Buchhonorare auf Trinidad eine neue Forschungsstation namens Simla, noch heute ein beliebter Treff für Vogelfreunde. 

1952 – William Beebe geht im Alter von 75 Jahren in den Ruhestand. Er arbeitete aber auf „seiner” Forschungsstation Simla weiter, unterstützt von Beebes langjähriger zoologischer Assistentin Jocelyn Crane (1909-1998).

1962 – William Beebe stirbt am 4. Juni 1962 auf Trinidad und wird auch hier begraben.

Die Bilanz dieses Naturforschers ist beeindruckend. Beebe leitete mehr als 50 wissenschaftliche Forschungsreisen, entdeckte und beschrieb eine neue Vogelart und 87 neue Fischarten! William Beebe hat auch schier unermüdlich geschrieben und veröffentlicht. Tim M. Berra, Autor einer kommentierten Bibliografie, fand 825 Artikel, Berichte und Rezensionen und 24 Bücher. Beebes Bücher kamen überwiegend in hohen Auflagen heraus und wurden oft in andere Sprachen übersetzt, davon acht Titel ins Deutsche. Der große populäre Erfolg Beebes beruht wohl vor allem auf seine publizistische Begabung, mit der er allgemeinverständlich und in oft schönen Worten die Lücke zwischen strenger Wissenschaft und einem allgemein interessierten Leserkreis zu schließen vermochte. Der Ozeanograf Joel Hedgpeth drückte es so aus: „He was the Captain Cousteau of my school generation, attracting public attention and stimulating the interest of younger people by his writings and public appearances.”

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