ALLES IM FLUSS?

Leider NEIN! 
Nur Acht Prozent unserer Flüsse und Seen sind intakt
Ein Weckruf des WWF

Unsere Flüsse und Seen sind Schatzkammern der Artenvielfalt – doch leider liegen viele dieser Biotope inzwischen auf der Intensivstation. Flüsse sind Lebensadern für Mensch und Natur – und zudem tief in unserem kulturellen Erbe verankert. So begründen Ritter, Drachen und Jungfrauen den   Mythos Rhein. Seiner kleinen Schwester Mosel setzt bereits der römische Dichter Ausonius ein literarisches Denkmal. Wahrhaft göttlicher Natur ist die Donau – ihr Name leitet sich von einem antiken Flussgott ab. Doch unseren Flüssen und Seen geht es alles andere als „göttlich“. Im Gegenteil. Knapp 92 Prozent der deutschen Flüsse und 79 Prozent der  natürlichen Seen sind in keinem guten ökologischen, gar 100 Prozent in keinem guten chemischen Zustand. Dabei schreibt die Europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) vor, dass alle Gewässer in der EU diesen bis spätestens 2027 erreichen müssen. Ein  Ziel das Deutschland nach heutigem Stand der Dinge meilenweit verfehlen wird. Schuld sind vielfältige Nutzungsansprüche und eine Verschleppungstaktik der Politik. Zu lange wurde weggesehen, wenn Industrie und Landwirtschaft auf Kosten unseres Wassers und der Artenvielfalt wirtschafteten. Doch nicht nur die Zielerreichung und damit die praktische Umsetzung der Richtlinie sollten uns Sorge bereiten. 19 Jahre nach Inkrafttreten steht das EU-Wasserschutzgesetz insgesamt auf dem Prüfstand. Aktuell findet der sogenannte „Fitness-Check“ statt, bei dem die Mitgliedstaaten, Industrie- und Umweltverbände, aber auch die Öffentlichkeit eingebunden werden. Dabei droht die Gefahr, dass eine Reform zu einer deutlichen Schwächung des Wasserschutzes führt. So fordert zum Beispiel der Bund der deutschen Industrie (BDI), dass weniger strenge Regeln gelten und Ausnahmeregelungen auch aus wirtschaftlichen Gründen möglich sein sollen. „Finger weg von der Wasserrahmenrichtlinie!“ Das ist unsere klare Forderung. Wenn es einem Patient schlecht geht, bringt es schließlich auch nichts, wenn Ärzte die Definition von Krankheit einfach verändern. Daher muss die Richtlinie in ihrer bestehenden Form erhalten bleiben und besser und ambitionierter umgesetzt werden. Umweltverbände und Naturschützer sind sich einig: Die Wasserrahmenrichtlinie ist ein gutes Gesetz, dass in der Lage ist, die deutschen und europäischen Seen, Flüsse und unser Grundwasser zu bewahren. Wir brauchen dafür allerdings endlich den politischen Willen, die Ziele der Richtlinie zu erfüllen und die dringend notwendigen Schutzmaßnahmen anzugehen. Wer stattdessen über die Aufweichung der Wasserrahmenrichtlinie verhandelt, spielt mit der Qualität unserer Gewässer. Damit sind weitreichende Folgen für die Umwelt und die Lebensqualität jedes Einzelnen verbunden.

VDST und WWF
Den Flüssen und Seen eine Stimme geben: Sauberes  Wasser  und lebendige Gewässer sind  nicht  verhandelbar,  sondern  ererbte Güter, die geschützt,  verteidigt  und  entsprechend  behandelt  werden  müssen. Dafür braucht es einen breiten Rückhalt in der Bevölkerung. Der VDST unterstützt die vom WWF organisierte Kampagne für eine Beibehaltung der Wasserrahmenrichtlinie.
Weitere Infos: www.wwf.de/livingrivers

 

Eine breite Allianz verschiedener Organisationen will die Bevölkerung für den Wert naturnaher Flüsse sensibilisieren und in ganz Europa für die Teilnahme an der öffentlichen Befragung zur Wasserrahmenrichtlinie mobilisieren. Die EU-Gesetzgebung ist entscheidender Motor für den Schutz unserer Flüsse. Daher ist entscheidend, dass sich möglichst viele EU-Bürger daran beteiligen.


Unsere Autorin:
Beatrice Claus
WWF-Referentin für Fluss- und Wasserpolitik

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