GRÜNLAND

Im KULKWITZER SEE – kommen auch Biologen voll auf ihre Kosten wie die Biogruppe  des LTSV Sachsen eindrucksvoll beweist


Der Kulkwitzer See ist ein Tagebaurestsee, der nach dem Ende des Braunkohleabbaus Mitte der 60er Jahre durch Flutung mit Grund- und Regenwasser im Westen der Stadt Leipzig entstand. Dieser Klarwassersee weist eine einzigartige Artenvielfalt auf, die von biologisch interessierten Mitgliedern des Tauchsportvereins Leipziger Delphine e.V. bereits seit 25 Jahren untersucht wird. Die hohe Transparenz des Wassers hat zur Entwicklung eines vielfälti-gen Pflanzen- und Algenbestandes bis in große Wassertiefen des Sees geführt und diesen zusammen mit seiner Fischvielfalt auch weit über die Grenzen Sachsens als exzellentes Tauchgewässer berühmt gemacht. In einer Wassertiefe von acht bis 18 Metern dominieren meist geschlossene Armleuchteralgen-Wiesen das Unterwasser-Panorama. Mit insgesamt zwölf Arten weist der Kulkwitzer See das höchste Artenspektrum für diese Pflanzengruppe in ganz Sachsen auf. In regelmäßigen Tauchgängen untersuchen wir den Unterwasserpflanzenbewuchs und bestimmen die untere Makrophyten-Tiefengrenze. So wie die Temperatur die Höhenlinie der alpinen Baumgrenze bestimmt, so bestimmt die tiefenabhängige Lichtintensität in einem See diese Tiefengrenze. Nur wenn eine ausreichend hohe Lichtintensität in größere Wassertiefen vordringt, erhalten die Pflanzen dort noch ausreichend Lichtenergie für die Photosynthese. Diese Grenze ist daher ein bedeutsamer Index sowohl für die Wasserqualität als auch für die Sichttiefen unter Wasser und damit für die Attraktivität eines Sees als Tauchgewässer. Die Makrophyten markieren zusammen mit mikroskopisch kleinen Algen des Planktons als sogenannte „Primärproduzenten“ den Beginn des Nahrungsnetzes im See. Im Bereich der mit bloßem Auge erkennbaren Tierwelt gilt unser Augenmerk den vielen wirbellosen Arten, die das Sediment oder als festsitzende Arten Steine und abgestorbene Bäume besiedeln. Zu diesen zählen Polypen, Muscheln, Schnecken, Würmer und viele Gliedertiere, wie zum Beispiel Insektenlarven. Alle diese Organismen spielen als „Konsumenten“ ebenfalls eine bedeutende Rolle für den See, werden aber im Gegensatz zur Fischfauna von den meisten Tauchern leider kaum beachtet. Einige dieser Arten gehören zu den Neobiota, die mittlerweile durch menschliche Einflüsse auch im Kulkwitzer See anzutreffen sind. Gerade wir Taucher sind oft die ersten, die Veränderungen der Unterwasser-Welt feststellen und können daher mit unseren Beobachtungen zum Umweltmonitoring und zur Dokumentation von Neobiota wertvolle Beiträge leisten. Unser ausführlicher Bericht zum Kulkwitzer See als Referenzgewässer für Tagebaufolgelandschaften kann als PDF auf der Webseite des Landestauchsportverbandes Sachsen heruntergeladen werden.


Plankton
(griechisch: „das Umherirrende“)
Organismen, oft mikroskopisch klein, die im freien Wasser schweben oder nur eine geringe Eigenbewegung aufweisen und von Wasserströmungen bewegt werden. Phytoplankton: pflanzliches Plankton (vor allem Mikroalgen und Cyanobakterien). Zooplankton: tierisches Plankton, z.B. Ruderfußkrebse und Wasserflöhe.

MAKROPYTHEN
Mit bloßem Auge erkennbare individuelle Wasserpflanzen, die zu den höheren Pflanzen oder zur Gruppe der Algen zählen. Der Name der Armleuchteralgen geht auf die, wie bei einem Armleuchter, radial von einer Hauptachse abgehenden Seitenäste zurück.

Neobiota
Gebietsfremde Arten, die unter direkter oder indirekter Mithilfe des Menschen in einen neuen Lebensraum verschleppt wurden oder in diesen eingewandert sind. Neue Pflanzenarten bezeichnet man als Neophyten, neue Tierar-ten als Neozoen. Aquatische Neobiota werden insbesondere durch die See- und Binnenschifffahrt oft über „Ballastwasser“ verbreitet („Ausbreitungsvektor“) und nutzen die vom Menschen angelegten hochvernetzten künstlichen Gewässer-straßen (z.B. Rhein-Main-Donau-Kanal) als „Invasionsrouten“. Haben die neuen Arten einen negativen Einfluss auf die heimische Flora und/oder Fauna, spricht man von invasiven Arten.

TAGEBAURESTSEE
Durch Grundwasseranstieg und/oder Flutung wassergefülltes Tagebaurestloch, das zuvor durch Abbau mineralischer Rohstoffe im Tagebau entstanden ist. Wasserbeschaffenheit: hoher Gehalt an Härtebildnern wie Calcium und Magnesium (Hartwassersee). Im Fall nährstoffarmer Bedingungen (oligotropher Klarwassersee): geringes Planktonwachstum und damit Makrophytenvorkommen bis in große Wassertiefen.

Dr. Matthias Gilbert TSV Leipziger Delphine e.V. Biogruppe-LTSV Sachsen e.V.
Bernd Vogel
TSV Leipziger Delphine e.V.
Biogruppe-LTSV Sachsen e.V.
Dr. Joachim Weiß
TSV Leipziger Delphine e.V.
Biogruppe-LTSV Sachsen e.V.


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