AUGENWINKEL
Periphere Sehleistung wird im UW-Rugby kaum beachtet und trainiert
Tempo, Kraft und Koordination gewinnen ein Spiel erst, wenn die Spieler die Spielsituation umfassend und schnell wahrnehmen – das kann man trainieren und mit Ausrüstung unterstützen.
Randerscheinungen
Während wir beim fovealen Sehen den Fokus vor uns scharf, kontrastreich und in Farbe bewusst wahrnehmen, verlieren wir diese Aspekte unserer Sehleistung zunehmend beim peripheren Sehen am Rande – dennoch nehmen wir einen Großteil über dieses indirekte Sehen wahr. Dabei erfassen wir etwa 110 Grad jeweils rechts und links, nach oben und unten jeweils etwa 50- bis 70 Grad. Man muss nicht lange über die Bedeutung der peripheren Sehleistung für einen dreidimensionalen Ballsport nachdenken. Je größer das Sehfeld und je schneller die Verarbeitung der darin erhaltenen Informationen wie Bewegungsrichtung und Geschwindigkeit erfolgen, umso schneller kann ein Spieler erfolgreich reagiert.
Trainieren oder verlieren
Die schlechte Nachricht ist, dass wir beim Betrachten von Bildschirmen viel periphere Sehfähigkeit verlieren – unser Sehfeld verengt sich, die Verarbeitung peripherer Bewegungsreize ist ungeübt und langsam. Dabei schränkt die Maske unser Sehfeld eh schon ein. Zwar können Kopfbewegungen beiden Defizite kompensieren – der Geschwindigkeitsunterschied zwischen einer Kopfbewegung von rechts nach links und der peripheren Wahrnehmung ist jedoch erheblich. Die gute Nachricht: Peripheres Sehen kann man trainieren und damit verbessern und auch bei den Masken gibt es überblicksfreundliche Varianten. Um das Training der peripheren Kapazitäten vor allem beim Sport zu verstehen, muss zwischen der eigentlichen Wahrnehmung der Umgebungssituation über die Augen und der Verarbeitung dieser Informationen im Gehirn unterschieden werden. Während der aktive Bewegungsspielraum unserer Augen durch Muskeln bestimmt wird, die durch einfache, regelmäßige Gegenstandverfolgung im Raum trainiert werden kann, ist die Integration der aus dem peripheren Sichtfeld erhaltenen Reize komplexer Bewegungen im Gehirn in koordinierte Bewegungen meistens nur in Partner- oder Teamübungen möglich.Für die einfachsten Übungen zur Verbesserung der peripheren Wahrnehmung braucht man nur einen Kugelschreiber. Den Kopf dabei immer ruhig halten.
a) Kugelschreiber dicht vor die Nase halten und auf Armlänge von der Nase weg und wieder zurück führen. Dabei immer auf den Kugelschreiber fokussieren.
b) Kugelschreiber in unterschiedlichem Abstand mittig, rechts und links vor das Gesicht halten und abwechselnd auf den Kugelschreiber und dann auf einen Gegenstand in größerer Entfernung fokussieren.
c) Mit dem Kugelschreiber einfache und komplexe Bewegungen in verschiedenen Abständen vor dem Gesicht ausführen und mit den Augen den Kugelschreiber fokussieren. Buchstaben schreiben, Spiralen malen. Dabei auch immer wieder auf Gegenstände im Hintergrund fokussieren.
Komplexe Partnerübungen:
a) Partner steht hinter dem Trainierenden und wirft einen Schaumstoffball seitlich oder direkt und über ihn. Der Trainierende muss den Ball möglichst schnell fangen, sobald er in sein Sehfeld eintritt. Kopf dabei ruhig mit Blick geradeaus halten.
b) Gruppe mit mehreren Spielern steht im Kreis und wirft sich mit oder ohne Reihenfolge einen Schaumstoffball zu. Nach einigen Minuten einen zweiten Ball einsetzen, dann einen dritten und vierten. Weitere Varianten: Alle treten gleichzeitig zwei Schritte nach hinten und wieder zwei Schritte zurück.
Masken sind Scheuklappen:
Für einen Sehfeld-Test wurden drei Maskentypen miteinander verglichen: die robuste und beim UW-Rugby wohl am weitesten verbreitete Superocchio von Cressi, die weniger robuste und leicht verkratzende Sphera X von Aqualung und die relativ neue Versa von Aqualung. Sowohl bei einem Test mit einem Meter Abstand von der Wand mit Markierungen nach rechts, links, oben und unten sowie einem Test mit einem Lichtbild auf eine Wand durch die Maske, schnitten sowohl Sphera als auch Versa mit etwa einem Drittel bis fast doppelt so viel Sehfeld klar als Favoriten gegenüber der Superocchio ab.
Unser Autor:
Wolfgang Tress
UW-Rugby Trainer
& Schiedsrichter