UNTERWASSERSTADT

Es ist Ende Oktober und wir machen uns auf den Weg von Bayern nach Thüringen, um im Sundhäuser See abzutauchen.



Sundhäuser see
Wo:
Thüringen, Deutschland
Wann: ab 1. April 
Warum: Unterwasserstadt, Skulpturen, mehrere Wracks und Flachwasserzonen mit verschiedenen Fischarten.
Besonderheiten: Die Tauchbasis bietet Flaschenservice (Luft, Nitrox bis 100%) und Equipmentverleih
Aktuell dürfen max. 2 Personen tauchen oder Basen sind geschlossen


Schon seit Jahren erzählt meine Freundin Bea immer wieder von den Attraktionen im See und die möchte ich jetzt mit eigenen Augen erleben.So kommt der Tag des Besuchs und ich stehe gemeinsam mit Bea vor der Tauchbasis von Wolfgang und Charlotte. Bea kennt die beiden schon seit einer gefühlten Ewigkeit und hat hier die Liebe zum Tauchen entdeckt. Es ist Corona-Zeit und alles läuft ein wenig anders. Nur mit Maske und Abstand ist ein Betreten der Basis erlaubt. Auch darf sich nur eine begrenzte Anzahl an Menschen im Laden befinden. Dennoch ist das Tauchen mit Einschränkungen erlaubt. Nur in kleinen Gruppen und mit genügend Abstand. Wolfgang kommt höchstpersönlich aus dem Laden und zeigt uns die Tafel mit der Unterwassertopographie. Da ich ja nur mal schnell einen Blick unter Wasser werfen möchte, haben wir nur einen Tauchgang geplant. „Ist nicht so einfach, in nur einem Tauchgang unsere Attraktionen und die Unterwasserwelt hier auch nur annähernd zu erkunden“, meint Wolfgang mit einem Lächeln. „Am besten fangt ihr bei den Skulpturen an, zieht quer rüber zur Unterwasserstadt und taucht im Flachwasser bei den Krebsen aus“. Das ist doch mal ein Plan, denke ich. Da kann man auch einfach ein wenig abkürzen, wenn es nicht so interessant ist, denke ich mir insgeheim. So ziehen wir uns rasch um und sind wir bereits nach wenigen Minuten am Einstieg 1 über die Schwimmpontons im Wasser. Mein Erstaunen ist groß, hätte ich doch nicht erwartet, so perfekte Sicht vorzufinden. Kaum abgetaucht, entdecke ich auch sofort mehrere Edelkrebse im dichten Grünbewuchs. Sie sind nur wenig scheu und ich kann sie mir in Ruhe aus der Nähe betrachten. Entlang des Abhangs tauchen wir nach Osten zu den Skulpturen auf der Unterwasserhalbinsel. Bei perfekter Sicht können wir gleich mehrere der naturgetreuen Betonkameraden bewundern. Auch Wolfgang steht hier im kühlen Nass. Wie geplant, nehmen wir die Abkürzung hinüber zur Unterwasserstadt „Nordhusia“, die zwischen dem Einstieg 1 und 2 in nur wenigen Metern Tiefe liegt. Die Idee von Wolfgang war hier, die alte ehemalige Reichsstadt Nordhausen nachzubauen. Dafür hat er Stadtteile im Kleinen an Land erbauen lassen und sie als Segmente im Sundhäuser See in einer Tiefe von 10 – 12 Metern zusammengefügt. Wir sind ganz alleine, als wir durch die Stadt tauchen. Entlang der Stadtmauer geht es über den Stadtplatz zur Kirche. Mitten in der Kirche steht ebenfalls eine Skulptur, auf der gerade noch einer der Krebse saß, als wir das Kirchenschiff durchschwimmen. Etwas gespenstisch, aber dennoch schön, wie die auf alt gemachten Gebäude hier beieinanderstehen. Über den Friedhof und einem Skelett geht es zurück zum Einstieg. Wie schon am Anfang des Tauchgangs finden wir im Flachwasserbereich jede Menge Krebse, Barsche und sogar einen kleinen Hecht. Eigentlich schade, dass ich nur einen Tauchgang geplant habe. Es gäbe noch so viel zu sehen. Gleich mehrere Schiffswracks liegen hier im See und noch einige weitere Skulpturen. Besonders schön sind aber auch die Flachwasserzonen, wo man auch Karpfen antrifft, die wohl gar nicht so scheu sind, wie man es aus unseren Gefilden gewohnt ist. Nachdem wir zurück an der Basis sind, ist mir absolut klar – ich muss wieder her. Dann aber mit Kamera bewaffnet und genügend Zeit, um den See eingehend zu erkunden. „Der See ist ein Tauchsee von Tauchern für Taucher“, so die Aussage von Charlotte. Der ehemalige Baggersee wurde zum Kiesabbau ausgegraben und nach Beendigung des Abbaus renaturiert. Die Basis der beiden liegt am Nordufer mit direktem Seezugang und bietet über wie unter Wasser perfekten Service für Taucher. Sogar kleine Hütten mit eigenem Bad und Toilette ausgestattet, um auch mehrere Tage verbringen zu können.



Unser Autor: 
Gerald Nowak
Reisejournalist und Fotograf





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