EIN LEBEN UNTER WASSER

Zum 80. Geburtstag des  Meeresbiologen Prof. Dr. Hans Fricke


Hans Fricke war ein Leben lang auf Reisen oder „Unterwegs im blauen Universum“, wie die abenteuerliche Biografie von ihm heißt, die letztes Jahr erschienen ist. Als Sechsjähriger wanderte er an die nahegelegene Elbe, um Schwimmen zu lernen, ab 1953 entdeckte er mit seinen Jugendfreunden erstmals die Welt unter Wasser in der Alten Elbe und in tiefen Steinbrüchen bei Magdeburg. Mit einer selbstgebastelten Tauchausrüstung aus Gartenschlauch, Feuerlöscher und Gasmaske legte er den Grundstein für das aufregende Hobby Tauchen, mit dem er später nach seiner Flucht aus der DDR zu einem der Pioniere der Unterwasserforschung werden sollte. Fasziniert von dem Kinofilm „Abenteuer im Roten Meer“ von Hans Hass aus den 50er-Jahren, zog es ihn 1962 ans Rote Meer. Als Mitfahrer auf LKWs, Bussen, Bahnen, Schiff, aber vor allem auch per Fahrrad fuhr er von Berlin bis an die Grenze des Sudan. Unterwegs schloss er zahlreiche Freundschaften und seine offenherzige und charmante Art öffnete ihm, wie auch später noch oft, viele Türen. In den darauf folgenden Jahrzehnten zog es ihn immer wieder ans Rote Meer zu seinen geliebten Anemonen-, Falter-, Papageien- und Drückerfischen, mit denen er zahlreiche Verhaltensexperimente tauchend unter Wasser durchführte. Durch seinen Mentor Konrad Lorenz, dem Gründer der Verhaltensforschung im Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie in Seewiesen lernte er dann die vollendete Kunst der Lorenzianischen Tierbeobachtung. Lorenz‘ Nachfolger, Wolfgang Wickler, sagte später wertschätzend, „das meiste, was ich über das Leben im und am Riff weiß, habe ich von Hans gelernt.“ Hans hat über 10.000 Stunden unter Wasser verbracht und die beiden gelben Tauchboote „Geo“ und „Jago“ sowie das Unterwasserhaus „Neretika“ mit der Unterstützung von zahlreichen Freunden selber gebaut. Für alle unvergessen sind sicherlich auch die ersten Beobachtungen der Quastenflosser im natürlichen Lebensraum bei den Komoren 1987. Hans, der in diesen Tagen seinen 80. Geburtstag feiert, sitzt weder im Elfenbeinturm, noch stellt er seine Person, trotz der überwältigenden wissenschaftlichen Errungenschaften, in den Mittelpunkt. Der VDST bedachte den Meeresforscher vor zwei Jahren mit der goldenen Ehrennadel für sein Lebenswerk. Das allerdings ist längst nicht abgeschlossen, denn einen Ruhestand gibt es für ihn nicht und wir dürfen gespannt sein, welche neuen Ideen und Erkenntnisse er von seinen nächsten Tauchgängen mitbringt.  

Lieber Hans, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag vom VDST!

Unser Autoren:
Ralph Schill
Präsident des Wissenschaftlichen Komittees der CMAS
Dietmar W. Fuchs 
Chefredakteur und ehemaliger Student von Hans Fricke







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