INTERVIEW: MALTE STRIEGLER

»Gold war von Beginn an unser großes Ziel. «


Malte Striegler
Rekordflossenschwimmer

Als Finswimmer war Malte Striegler bis 2018 ein Ass und konnte bei Europa- und Weltmeisterschaften sowie World Games eine Gold-, eine Silber- und sechs Bronzemedaillen erringen. 

Danach sollte eigentlich Schluss sein, aber 2022 wollte es der gebürtige Plauener noch einmal wissen und begann mit dem Training am Bundesstützpunkt Leipzig. In der Trainingsgruppe von Weltrekordhalter Max Poschart ging es für den Sprinter schnell voran und er qualifizierte sich nicht nur für die Weltmeisterschaften in Cali, sondern auch für die World Games in Birmingham. Im Interview verrät er, was ihn motiviert hat wieder einzusteigen, wie das Training nach so langer Zeit für ihn war und wie er zusammen mit Max Poschart, Justus Mörstedt und Robert Golenia World Games Sieger und Weltmeister wurde.

Was hat dich dazu gebracht, nach drei Jahren wieder voll ins Training einzusteigen?

Malte Striegler: Dies hat zwei Motive. Zum einen hatte ich nie bewusst „mein letztes Rennen“. 2018 ging ich nach den Weltmeisterschaften zunächst zum Studieren nach Japan, fand danach jedoch nicht direkt zurück in den Spitzensport. Der parallele Berufseinstieg zum Studienabschluss erschwerte dies zusätzlich. Zum anderen fehlte mir noch der Titel des World Games Siegers. Im Herbst 2021 eröffnete sich dann die Möglichkeit nach beidem zu streben. Wir hatten dieses Jahr nochmals ein überragendes Team, mit dem der Kampf um Gold ein realistisches Szenario war, gleichzeitig hatte ich Dank meines Trainers Lutz Riemann die besten Rahmenbedingungen, mich trotz eines fordernden Berufsalltags auf diesen Höhepunkt vorzubereiten.

Hast du in der Vorbereitung auch mal gezweifelt und überlegt, warum tue ich das, dachtest du zwischendurch ans Aufgeben?

Malte: Die Frage nach dem „Warum“ hat der Körper fast wöchentlich in den Trainingseinheiten aufgerufen. Mein Trainer Lutz Riemann musste mich nach 3-Jähriger Abstinenz wieder auf Top-Niveau bringen, dies konnte nicht ohne Schmerzen funktionieren. Gleichzeitig hatte ich das Glück, zusammen mit meinen Staffelkameraden und Freunden Justus und Max diese „Täler der Tränen“ gemeinsam zu durchschreiten. Wir haben uns gegenseitig motiviert, hatten Spaß an den Herausforderungen des Trainingsalltags und verloren somit nie das gemeinsame Ziel aus den Augen. 

Mit welchen Erwartungen bist Du zu den Wettkämpfen gefahren und hast du mit einer Staffelmedaille geliebäugelt? 

Malte: Gold war von Beginn an unser großes Ziel. Wir wussten, dass das hoch gegriffen ist, wollten es aber unbedingt. Seit Januar hatten wir vier eine WhatsApp mit dem Namen „Mission America“, in der wir uns gegenseitig motivierten. So konnten wir auch die Nähe zu Robert halten, welcher sich in Plauen auf die Höhepunkte vorbereitete.

Du hast bei den World Games und den Weltmeisterschaften zwei Gold- und eine Bronzemedaille geholt. Was hast du nach dem Anschlag des Schlussschwimmers gedacht – denkst du in diesem Augenblick überhaupt oder genießt du nur?

Malte: Als Max mit nur kurzem Abstand zu den Kolumbianern als Schlussschwimmer ins Wasser ging, wussten wir eigentlich, dass es zu Gold reichen würde. Im Moment des Anschlags waren wir dann einfach in völliger Ekstase und ließen den Emotionen freien Lauf, sehr zu Lasten unserer Stimmbänder. Der Gold-Erfolg in Kolumbien war hierbei ganz besonders emotional für uns, da sowohl Robert als auch ich unser letztes Rennen auf internationaler Bühne schwammen. Auch die Anwesenheit meines Trainers Lutz Riemann gab dem Ganzen einen besonderen, emotionalen Charakter. Die Siegerehrung sowie das gemeinsame Singen der Hymne, was uns vier Freunde als Ziel die ganze Saison über begleitet hat, war ein der schönsten Erfahrungen meines Lebens.

Bist du mit der Wahrnehmung der World Games in der Öffentlichkeit zufrieden? Malte: Ich denke, die Wahrnehmung der World Games sowie deren Stellenwert im DOSB hat von Jahr zu Jahr stetig zugenommen und entwickelt sich im Allgemeinen in eine sehr positive Richtung. So wurden diese wie bereits 2017 bei SPORT1 über die kompletten Tage live übertragen. Gleichzeitig kam die sportliche Vielfalt bei der Fernsehübertragung zu kurz, da nur einzelne Sportarten über Stunden gezeigt wurden und somit andere Sportarten, so wie bspw. auch unsere, keinerlei Beachtung im deutschen Fernsehen fand. Dies ist schade, zumal der Olympic Channel erstklassiges Live-Video-Material zur Verfügung stellte. In Summe ist die Frage deshalb schwierig zu beantworten. Ich bin dankbar, dass wir Teil der World Games sind und dadurch mehr und mehr an öffentlicher Wahrnehmung gewinnen. Gleichzeitig ist das erzielbare Optimum für unsere fantastische Sportart noch nicht erreicht und ich hoffe, dass sich der positive Trend auch in den kommenden Jahren bestätigt.

Unser Interview hat Christine Müller, 

Pressesprecherin des Fachbereichs Leistungssport mit Malte Striegleer geführt

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