RECHTSSICHER FORSCHEN!

5 Fragen an den Fachbereich Umwelt&Wissenschaft



Den Fachbereich Umwelt erreichen derzeit Anfragen wie: „Ich habe den „CMAS Scientific Diver“ absolviert – bin ich damit Forschungstaucher oder European Scientific Divers (ESD) und kann beruflich unter Wasser arbeiten?“ Die Antwort vorab: ein doppeltes Nein! Hintergründe erklären uns Prof. Dr. Philipp Fischer, Wolfgang Schuster (beide VDST Fachbereich Umwelt und Wissenschaft) und Michael Kranich (VDST Fachbereich Recht und Versicherungen). VDST-Taucher sind top ausgebildet – richtig so! Doch auch die beste Ausbildung macht uns noch nicht zu Berufstauchern. Wer mehr dazu wissen möchte kontaktiert am besten den Fachbereichsleiter seines Landesverbandes : Siehe unten

VDSTsporttaucher: Welche Regelwerke greifen, wenn ich beispielsweise als Forschungstaucherin arbeiten möchte?
Prof. Philipp Fischer: Beim wissenschaftlichen Tauchen im Rahmen einer Beschäftigung gelten staatliche Arbeitsschutz-Regeln – wie hier die berufsgenossenschaftliche „DGUV-R 101-023, Einsatz von Forschungstauchern“. Diese definiert, welche Ausbildung zum wissenschaftlichen Tauchen notwendig ist und wer diese Ausbildung anbieten kann.   

sporttaucher: Wo liegt das Problem, wenn ich keine berufsgenossenschaftlich anerkannte Ausbildung zum „geprüften Forschungstaucher“ bzw. zum „European Scientific Diver“ abgeschlossen habe, sondern eine Sporttaucherausbildung wie CMAS Scientific Diver?
Philipp: Ich erkläre das gern am Beispiel Führerschein: Wenn ich mit einer betriebsinternen Vereinbarung auf dem Betriebsgelände meiner Firma ein Auto fahren darf, berechtigt mich das nicht zum Führen von Fahrzeugen auf der Straße – selbst wenn ich auf dem Nürburgring erfolgreich Rennen fahren kann.

sporttaucher: Jetzt könnte man sagen, wo kein Kläger da kein Richter.
Michael Kranich: Als größter deutscher Tauchverband dürfen wir geltendes Recht unter Wasser nicht missachten, nur weil uns die Regeln nicht gefallen – und uns dabei einem Haftungsrisiko aussetzen. Wenn doch mal was passiert, kann das erhebliche Auswirkungen für den ganzen Verband haben. Ein vom VDST als Scientific Diver zertifizierter Sporttaucher, der – ohne ausgebildeter Forschungstaucher zu sein – bei einem beruflichen Tauch-Einsatz einen Unfall hätte, stände möglicherweise ohne berufsgenossenschaftlichen Versicherungsschutz dar: Der VDST würde einen erheblichen Reputationsschaden erleiden! Als Verband tragen wir gegenüber den Mitgliedern eine große Verantwortung und betonen deutlich, dass die CMAS Scientific Diver Ausbildung nicht den gesetzlich geforderten Standards des berufsgenossenschaftlichen anerkannten Forschungstauchens entspricht. 

sporttaucher: Nun habe ich aber einen intensiven „Forscherdrang“ und möchte mich mehr mit dem auseinandersetzen, was ich unter Wasser entdecke.
Wolfgang Schuster: Der VDST arbeitet eng mit der Kommission Forschungstauchen Deutschland (KFT), dem Berufsverband für das wissenschaftliche Tauchen, zusammen. Wir bieten Umweltkurse (wie Biologie, Archäologie) an, um das Forschen unter Wasser zu ermöglichen – im rechtlich zulässigen Rahmen. Dabei lernt man z.B., wie man Wracks richtig betaucht und was unter Wasser tabu ist. Aber: ohne berufliche Interessen!

sporttaucher: Plant der VDST mehr diese in Richtung?
Wolfgang: Der VDST befasst sich intensiv mit dem Thema. Vorstellbar sind z.B. Aufbaukurse zum Science Instruktor, in denen weiterführende Kenntnisse zu Citizen Science oder Umweltreinigungsaktionen und Gewässermonitoring vermittelt werden. Diese Angebote arbeiten wir gerade aus. 

Das Interview wurde geführt von Julia Mandrión

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