MAGENTA, DIE MYSTERIÖSE FARBE
Sie ist nicht Rot und auch nicht Rosa. Magenta ist die geheimnisvollste Farbe der Welt. Denn jeder sieht sie anders.
Künstlich hergestellt wurde dieser besondere Farbton 1858 mit dem Anilinfarbstoff Fuchsin, einer Mischung aus rotem und blauem Farbstoff. Der Name dieser Farbe wurde später nach dem italienischen Ort Magenta benannt, als dort 1859 im Sardinischen Unabhängigkeitskrieg – auch Schlacht von Magenta genannt – die Erde so mit Blut getränkt wurde, dass man den Farbton von Fuchsin nach dem Ort Magenta benannte. Zu Stande kommt die Purpurfarbe, weil die eng gemischten Farbteilchen jeweils rotes und blaues Licht reflektieren. Magenta ist aus besagtem Grund keine der sieben Spektralfarben, kommt deshalb im Sonnenspektrum nicht vor. Sie ist auch keine der Regenbogenfarben, sondern ausschließlich Teil der diversen Purpurfarben, die durch die additive Mischung aus Rot und Blau zustande kommen. Im Farbmodell des Universalgehrten Hermann von Helmholtz ist Magenta die Komplementärfarbe zu Grün. Magenta gehört zu den Grundfarben des CMY-Farbraumes, der als Grundlage des Vierfarbdrucks dient. Im RGB-Farbraum wird die additive Mischung der maximalen Intensitäten für Rot und Blau als Magenta bezeichnet. Im 8-Bit Modus entspricht der Tonwertumfang (0 bis 255) der RGB-Farben 255 für Rot, 0 für Grün und 255 für Blau bzw. dem Farbcode FF00FF. Grün ist ausgelöscht bzw. Null. Magenta pendelt zwischen knalligem Pink und leuchtenden Rot. Eine Farbe, die nirgendwo richtig dazu gehört. Zumal es unterschiedliche Magenta-Farbtöne gibt. Magenta ist in der Werbung eine bedeutende Farbe, weil sie Aufmerksamkeit erregt. Telekom hat die Magenta-Farbe mit dem Farbcode E20074 registrieren lassen und geht gegen alle Unternehmen gerichtlich vor, die diesen Farbcode in der Werbung verwenden. Der Farbton ist mittlerweile als Telekom-Magenta bekannt. Im täglichen Leben begegnet einem Magenta oft unbewusst. Für 2023 hat das Farbinstitut Pantone den Trend-Color auf die Farbe „Viva Magenta“ gelenkt. Sie ist „color of the year“ und lehnt sich an die Leuchtfarbe Cochenille an, die aus dem Farbstoff diverser Schildlausarten gewonnen wird. Allerdings wird es kaum Männer geben, die einen Magenta-Anzug tragen. Die New York Times giftete: „Es ist die Farbe, nach der keiner gefragt hat, in einer Welt, in der keiner leben will. An einem Stahlrohrstuhl geht sie eventuell durch“. Die Wohnexpertin Hildegard Kalthegener glaubt nicht, dass sich Magenta in Wohnungen dauerhaft durchsetzt. Als einzelner Akzent eventuell. Die aus Schildläusen gewonnene Magenta-Farbe ist in der Lebensmittelbranche vielfach anzutreffen. Man findet sie im Campari, in Gummibärchen, im Lachsersatz, in Tortengüssen, Lippenstiften, M&Ms und kandierten Früchten. Essen und Trinken kann man diese Lebensmittel unbedenklich, denn Insekten besitzen kein Blut. Findet man Magenta als Farbe unter Wasser? Durchaus, aber nicht üppig. Manche Fische besitzen partielles Magenta in Verbindung mit anderen Rottönen. Binsenkorallen leuchten hin und wieder in Magenta, auch Gorgonien gibt es in dieser Farbe, ebenso manche Nacktschnecken und selten mal eine Anemone. Ob in UW-Bildern Magenta vorhanden ist, kann man feststellen, wenn man im Farbmischer eines Bildbearbeitungsprogramms den Magenta-Regler von minus nach plus schiebt. Ändern sich Farbanteile im Bild, ist Magenta zumindest in homöopathischen Dosen vorhanden. Extravagant sind Tauchanzüge in Magenta, die es aber bei uns nicht im Handel gibt. Wohl aber in Japan. Dort werden sie von Tauchlehrerinnen wegen der besseren Erkennbarkeit in der Gruppe getragen. Bei uns ist Einzelanfertigung vonnöten. Handschuhe in Magenta ja, aber selten. Gelegentlich sieht man Applikationen an Jackets. Sporadisches Magenta findet sich an Kindertauchmasken, Flossen und Schnorcheln. Weil man diesen Farbton aber optisch nicht immer exakt bestimmen, wird er im Allgemeine fälschlicherweise als Rosa bezeichnet.