FISCH DES JAHRES
Die Nase ist der Fisch des Jahres 2020
Herbert Frei hat ihn unter Wasser getroffen
Im Gegensatz zu Karpfen, Forelle oder Aal ist dieser Fisch sowohl in der Bevölkerung als auch unter Tauchern weitgehend unbekannt. UW-Aufnahmen der regional stark gefährdeten Nase aus ihrem natürlichen Lebensraum sind kleine Kostbarkeiten. Jährlich wird von einer Kommission, in der auch der VDST vertreten ist, der Fisch des Jahres gewählt. Die Aufmerksamkeit wird dabei grundsätzlich auf eine Fischart gelenkt, die durch Umweltmaßnahmen bedroht oder bereits in ihrem Bestand gefährdet ist. Nomen est omen, diesmal also die Nase (Chondrostoma nasus), ein Fisch, dessen Aussehen symptomatisch für seinen Namen ist. Nasen gehören zu den Karpfenartigen, sind von Haus aus Friedfische, die mit ihrer vorstehenden nasenartigen Schnauze und dem unterständigen Maul in Schräglage Algen von Steinen und Wurzelwerk abweiden. Wasserinsekten, die zwischen den Algen leben gehören ebenso zum Nahrungsspektrum wie ins Wasser gefallenen Fliegen, Krebschen und kleine Schnecken. Nasen erreichen eine maximale Größe von bis zu 50 Zentimeter und werden im Idealfall zwei Kilogramm schwer. Warum ist die Nase gefährdet? Ursache sind Begradigungen von Fließgewässern mit ungeeigneten Staustufen, Wehren und Querverbauungen. Nasen müssen wandern können, sonst kann der Laichvorgang nicht vollzogen werden. Und sie brauchen als Laichhabitate eine kiesige oder felsige Bodenbeschaffenheit. Während der Laichzeit (März bis Mai) sind beide Geschlechter intensiv gefärbt und bilden einen Laichausschlag. Geschlechtsreif werden Nasen zwischen dem zweiten und vierten Lebensjahr. Die Eizahl kann 100.000 betragen. Weil die natürliche Vermehrung nicht mehr überall gesichert ist, und die Bestände stark zurückgegangen sind, versucht man den Bestand mit Besatzmaßnahmen zu unterstützen. Durch ihre Art der Nahrungsaufnahme wälzen sie den Untergrund um und verhindern dadurch die Bildung von Faulschlamm. Nasen reagieren sehr empfindlich auf Wasserverschmutzung. Wo Nasen leben, ist das Wasser trinkbar. Vorzugsweise leben Nasen in Fließgewässern, wo sie Schwärme von mehreren Hundert Tieren bilden können. Solche Massen-Ansammlungen sind aber selten geworden. In Seen kommen Nasen eher selten vor, aber wenn sie dort leben, dann meistens in der Nähe eines Zu – oder Abflusses. Hingegen kann man sie gelegentlich selbst in stillen Flussnebenarmen finden, wenn der Sauerstoffgehalt stimmt und der Rückweg ins Fließgewässer offen ist. Nasen sind wichtige Futterfische für Huchen, Welse und Flusshechte. Als Angelfisch genießt die Nase einigen Zuspruch, als Genussfisch weniger, weil ihr Fleisch sehr grätenreich ist. Im Donaugebiet wird sie auch mit Reusen gefangen und gelangt dort zu lokaler Bedeutung.
Fisch des Jahres
Der Fisch des Jahres wird seit 1984 gewählt. Im Laufe der Zeit wurden manche Fische auch zweimal auserkoren, wenn sich ihr biologischer Status zwischenzeitlich verschlechtert hat. So war die Nase 1994 schon mal Fisch des Jahres.
2010 Karausche Carassius carassius
2011 Äsche Thymallus thymallus
2012 Neunaugen Petromyzontidae
2013 Forelle Salmo trutta
2014 Europäischer Stör Acipenser sturio
2015 Huchen Hucho hucho
2016 Hecht Esox lucius
2017 Flunder Platichthys flesus
2018 Dreistachliger Stichling Gasterosteus aculeatus
2019 Atlantischer Lachs Salmo salar
2020 Nase Chondrostoma nasus
Unser Autor:
Herbert Frei
Fischfotograf aus Leidenschaft