TEUFLISCH GUT
Im Sommer sind sie da, die Teufelsrochen vor den Azoren. Wenn das Wetter mitspielt, dann wartet auf die Taucher ein unvergessliches Erlebnis.
Tauchen mit Teufelsrochen
Wo: Azoren, Abfahrt Sao Miguel / Ponta Delgada, Best Spot Azores
Wann: Juni bis Oktober, bester Monat: August
Warum: Rücksichtsvolles Tauchen mit hunderten Teufelsrochen
Besonderheiten: Der Tauchspot kann nur bei ruhigen Wetterbedingungen angefahren werden.
Preis: 10 Tage HP und Flug ab ca 1.000.- Euro, Ausfahrt und Tauchen am Teufelsrochen- Spot 165.- Euro.
Auf den Azoren hast du vier Jahreszeiten an einem einzigen Tag“, erzählt mir Bruno. Er ist Inhaber von „Best Spot Azores“, einer Tauchbasis in Ponta Delgada auf der Azoren-Insel Sao Miguel. Und Bruno übertreibt nicht. An unseren ersten Urlaubstagen im August erleben wir jedes Wetter, was man sich nur vorstellen kann: Sonnenschein und brüllende Hitze, aber auch Sturm, Hagel und sintflutartigen Regen. Die Bootstauchgänge im Atlantik erfordern deshalb einen guten Magen und ein sonniges Gemüt, denn die Unterwasser-Sicht ist bei diesen Wetterbedingungen bescheiden. Wer trotzdem tauchen geht, der wird mit Fisch und Meeresbewohnern ohne Ende belohnt. Bei den Azoren kommt nämlich so ziemlich alles vorbei: vom Zackenbarsch über den Barrakuda bis hin zum Delfin und zum Pottwal – und im Sommer die Teufelsrochen. Um mit diesen eleganten Tieren zu tauchen, sind wir nach Sao Miguel gereist. Doch um den Mobula-Tauchspot zu erreichen, müssen wir gut 50 Seemeilen auf das offene Meer hinausfahren. Das ist ein Ritt von zweieinhalb Stunden mit dem Schlauchboot hin und natürlich auch zweieinhalb Stunden wieder zurück. Bei den Wetterbedingungen der vergangenen Tage unmöglich. Wir beschließen deshalb, die Insel Sao Miguel mit dem Mietwagen zu erkunden. Auch an Land gibt es schließlich genug zu entdecken. Gerade sind wir auf dem Weg in den Osten, da klingelt mein Handy. Bruno ist dran. „Wo seid ihr?“, fragt er. „Das Wetter macht mit. Wir wollen zu den Teufelsrochen!“ Sofort kehren wir um, fahren Richtung Ponta Delgada und schon sitzen wir im Neopren auf dem Schlauchboot Richtung Baixo do Ambrosio. Die Sonne strahlt, der Wind ist eingeschlafen und kurz nach dem Ablegen begleiten uns springende Delfine. Insgesamt sind wir acht Taucher an Bord, dazu der Guide und der Skipper. Und beruhigend zu wissen: Vor Ort kommen keine weiteren Taucher dazu. Denn jede Tauchbasis hat am Spot ein Zeitfenster von genau eineinhalb Stunden ganz für sich alleine. Tatsächlich: Als wir endlich ankommen, ist von anderen Tauchschiffen nichts zu sehen. Rasch werden am Schlauchboot mehrere 15 Meter lange Leinen mit Bleigewichten herabgelassen. Sie bilden den Unterwasser-Raum, in dem wir uns bewegen dürfen. So soll verhindert werden, dass allzu aufdringliche Taucher die Teufelsrochen vertreiben. Eine tolle Methode, wie sich schnell zeigt. Denn nun bestimmen die Rochen den Abstand. Viele der bis zu dreieinhalb Meter großen Mobulas erweisen sich als äußerst neugierig, gleiten elegant und zum Greifen nahe an uns vorbei. Es sind Hunderte, die nacheinander aus dem tiefen Blau des Atlantiks auftauchen. Warum die Teufelsrochen zwischen Juni und Oktober ausgerechnet hierher kommen, ist noch immer nicht richtig erforscht. Wissenschaftler vermuten jedoch, dass bei diesem etwa 65 Meter tiefen Spot eine Plankton-Strömung nach oben führt und so für einen reich gedeckten Tisch sorgt. Nach 70 Minuten zeigt uns der Guide an, dass wir wieder ins Boot müssen. Viel zu schnell ist die Zeit vergangen. Auch den Teufelsrochen scheint der Abschied schwerzufallen. Einige Tiere umrunden uns noch an der Wasseroberfläche. Erst als der Außenborder angeworfen wird, tauchen sie wieder ab zu ihren Artgenossen.
Unser Autor:
Fin Walden
Radio- und Fernsehjournalist, VDST-Direktmitglied mit jahrzehntelanger Taucherfahrung.