ZEITREISE

Das passiert, wenn man mit einer Uhr am Arm an vergangene Zeiten erinnert wird. Albi erzählt es uns:


As time goes by; 30 Jahre ist es fast her, das Jubiläum im September. OWD bei einem gelbzähnigen Chinesen in Thailand. Einzel-Student, auf radebrechendem Englisch, ich hatte den Schein. Zum 40ten, vor 18 Jahren die erste Safari auf der  M/Y Longimanus mit drei ! Mitreisenden. Und jetzt auf der nagelneuen M/Y Independence 3. Ein Resumee; Die Longi war mit 35 Metern schon ein Flaggschiff, bot die Brothers Touren ab Safaga an, kurze Wege. Nitrox war nigelnagelneu, ich habe das Brevet an Bord gemacht, das gab es mit 28 Prozent für lau. Padi schlug zu, mein Konto etwas ärmer, ich konnte längere Grundzeiten tauchen, klasse. Heute ? ENOS, wir werden irgendwann nochmal gechipt, damit der Doofste auch noch wieder vor dem Passieren der Grenze zum Sudan rausgefischt wird. Die Kameraseuche war noch nicht ausgebrochen, keine nur fokussierenden Blindschleichen, die, um nicht zu wackeln mit zehn Kilo Blei im Riff liegen, weil ihnen Lungentarierung fremd ist. Das Thema bleifrei tauchen gibt es halt nicht in der Men´s Health, die von den Genossen dann bevorzugt gelesen wird. Aber einen antiallergenen Sunblocker mit Australiensicherzertifikat schmieren sie sich labend vorm Turbogrillen auf ihre Lederhaut. 

Ich war damals als Deckschläfer auf der Longi schon froh, dass die Klimaanlagen, die auf der Flightbridge montiert waren nicht alle auf Vollast liefen. Jetzt konnte ich auf dem Hauptdeck mit Fenstern und Schuh in der Tür gänzlich ohne Klimazone schlafen, einige Mitreisende vermissten trotzdem Ihre Tempurmatratzen und klagten über Rücken. Der kam wohl von – zu viel Blei – da zu wenig Ahnung. Einen Whirlpool gibt es auf der Indy 3 nicht, was ein Glück. Und die Küche ist klasse. Aber das war sie auf der Longi auch. Und die Truthahntradition zum Captainsdinner hat überlebt. Ich habe eine Uhr zum testen dabei, eine Retro einer Certina als Neuauflage. Heavy Duty, kein Baumarktscheiss. Mit massivem Nullring aber auch ohne Tiefenmesser und Tauchgangsaufzeichnung. Wie meine alte Seamaster aus Japan, die kann 3 TG´s speichern und als Redunanz dienen. Und läuft schon seit 25 Jahren ohne Mucken. Bei der Certina fiel schon vorm ersten Tauchgang der Lack an einem geschwärzten Schriftzug an der Dornschließe ab. Das nennt man dann Verschleiss. Aber das Teil ist solide und in der Nacht top ablesbar, ob die noch Phosphor verwenden weiss ich nicht. 

Das Schiff ist riesig, 43 Meter über Alles, Platz ohne Ende. Das ist in meinem Alter ein Segen. Und dass die neuen Zodiaks Leitern zum Aussteigen haben, lässt mich hoffen, dass ich noch lange mitkommen kann. Danach bleibt nur noch der Ami, der senkt seine -Greisen- am Heck mit der Plattform ab, bis sie geslippt sind. Um mit dem Scooter durchs Riff zu düsen. Die Truppe war ein lustiger Haufen, Nord meets Süd, Ost meets Schwyz. Einen Kampffotografierer hatten wir dann doch dabei. Mein Buddy natürlich, zugewiesen auf Gedeih und Verderb. Ist 60, seit 2009 im Namen des Herrn unter Wasser und hat Kärtchen bis zum Instruktor gesammelt. Ein Depp halt, der sein Ego aufpoliert. Mit seiner 7000 Euro teueren Ausrüstung protzt, die er auch versichert hat, aber in den engen Gängen der Wracks einfach zehn Minuten stehen bleibt, um seine saudoofe Aufnahme vom Alteisen zu machen die es schon zigfach im Netz gibt. Und den Leuten, die fragen, ob sie ein paar Bilder bekommen sagt: „wenn Ihr Euch den Rechner zumüllen wollt“. Ein Oberarsch, zweimal hat er seinen Tauchgang beendet ohne sich abzumelden, einmal beim Nacht-TG. Beim nächsten Ausfall hätte er kielholen müssen. Früher gab es Rudi Kneip, heute gibt es Russendampfer für Kitesurfen. In Gubal wurde nicht der Kompressor auf dem Oberdeck angeschmissen, es war die Beschallung auf den Partyschiff zur Technosession beim Sundowner. Oropax sei dank konnte ich die Lärmbelästigung dämpfen. Auf der Indy 3 geht es nach wie vor solide zu, ganz nach meinem Geschmack. Keine ADHS Hupfdohlen wie bei James und Mac, da war ich am letzten Tag vorm Rückflug und bin nach einem Sakarra geflüchtet. Die eine hatte Dauergrinsen im Gesicht, die Andere war auf Bussi Bussi und Kettenrauchen getrimmt. Und die Rückkehrer vom Dayli haben hektisch in den Fischbestimmungsbüchern gestöbert bis sie das Objekt der Begierde gefunden hatten. Haremsfahnenbarsch; fürs Logbuch. Dann noch den passende Sticker rein und fertig ist die Laube. Ein Log-Poesiealbum. Wie schön. Ich kann die Indy nur empfehlen, solide, fairer Preis, saugute Crew und eins A Küche. Die Certina ? Solide, billiger Lack , Kratzer im Saphier Glas. Das Geld nicht wert. Dann lieber einen Compi im Uhrenstil, das Teil ist überteuert. Ralf Benz hat schönere Modelle. Und über Wasser kommt mir eh nur Glashütte ans Handgelenk. Allzeit gut Luft meine Lieben. 

Unser Autor: 
Albrecht »Albi« Lindner
taucht ewig und drei Tage – mit der VDST-Uhr.









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