ENDLOSE TIEFEN

Häufig „stürzen“ Berge direkt in den Fjord. Steilwände, endlose Tiefen, seichte Buchten, strömungsreiche Sunde, Unterwassercanyons und Grotten – eine unermessliche Vielfalt an Unterwasserlandschaften.


Norwegen
Infokasten Steckbrief:
Wo
: Norwegens Fjorde, besonders Namsfjord und Trondheimfjord
Wann: Ganzjährig, Fjordexpeditionen hauptsächlich im Herbst
Warum: Fotografen und Naturinteressierte
Besonderheiten: Kleingruppen, Expeditionscharakter, Makrofotografie
Preis: 2.850,00 Euro zzgl. Anreise und individuelle Kosten
Weitere Infos:Auch für Grönland, Spitzbergen, Island, Kanada, Antarktis:
www.northern-explorers.com


Eigentlich ein Paradies für Taucher also – wäre da nicht eine Kleinigkeit: Norwegens Küste erstreckt sich vom Skagerrak, über die norwegische See bis an die Barentssee. Alles keine Gewässer, die für tropische Temperaturen bekannt sind. Einerseits sorgt der Golfstrom bis hinauf ans Nordkap für eisfreie Küsten und reiches marines Leben, doch gleichzeitig erstreckt sich Norwegen immerhin souverän über den Polarkreis und bis hin zum 71sten Breitengrad. Anders gesagt, ist man hier dem Nordpol näher als dem Süden Norwegens. Ein Trockentauchanzug ist also Standardausrüstung. Vermutlich deshalb sind es nur relativ wenige Urlauber, die Norwegen für sich als Tauchdestination entdeckt haben. Und da die Mehrzahl der Norwegenreisenden Natur, Ruhe und Abgeschiedenheit dem Massentourismus vorziehen, passt das so sicherlich auch sehr gut. Aber was genau gibt es denn nun unterhalb der Wasseroberfläche im hohen Norden zu sehen? Besonders faszinierend sind die ausgedehnten Kelpwälder entlang der Küste, meistens auf den Außenseiten der Schären – also der kleinen und oft kargen Inselgürtel – zu finden. Der Kelp liebt lichtdurchflutetes Wasser und ist von der Oberfläche und bis in gut 20 Meter Tiefe zu finden. Die Pflanzen werden oft bis zu zwei Meter hoch, teils sogar größer. Ein tropischer Regenwald unter Wasser, Heimat für zahllose Fische, Krebse, Garnelen, Nacktschnecken und viele andere Wirbellose.In einem maximalen Kontrast hierzu stehen die Tiefsee-Korallenriffe, die im Trondheimfjord bereits in gut 30 Metern Tiefe zu finden sind. Die Polypen verzichten komplett auf Photosynthese und können deshalb bestens in den lichtlosen Tiefen existieren. Eine dunkle Süßwasserschicht an der Wasseroberfläche macht den Trondheimfjord besonders dunkel. Nicht nur die Korallen mögen dies, auch eine Reihe anderer Geschöpfe der Tiefsee lassen sich hier beobachten, darunter die mystisch anmutende Chimäre (eine Verwandte der Haie) und die faszinierende Tiefseemeduse Periphylla periphylla. Und häufig wird man erstaunt sein, was es alles an Makroleben zu entdecken gibt – die nordischen Meere sind nährstoffreich und produktiv! Viele kennen Norwegen als Paradies für Wracktaucher, doch wer sich mehr für Natur als für Altmetall interessiert, wird hier eine maximale Vielfalt finden und unvergessliche Tauchgänge erleben.

Unser Autor: 
Sven Gust
Der Bremer lebt und arbeitet seit mehr als 15 Jahren im Hohen Norden. Dort arrangiert und führt er Tauchtouren, Expeditionen und Medienprojekte.

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