HANS HASS »FIFTY FATHOMS« AWARD

Prof. Dr. Franz Brümmer erhält den Hans Hass »Fifty Fathoms« Award für seinen wissenschaftlichen Einsatz


von links nach rechts: Leslie Leaney (Director Hans Hass »Fifty Fathoms« Award Committee), Krov Menuhin (President Hans Hass »Fifty Fathoms« Award Committee), Dr. Meta Raunig Hass (Tochter von Hans Hass), der Preisträger: Prof. Dr. Franz Brümmer (Präsident VDST), Wolfgang Theis (Brandmanager Blancpain, Sponsor des Hans Hass »Fifty Fathoms« Award

Unser Film zur Verleihung:

Alle zwei Jahre wird eine dem Meer verbundene Person mit dem Hans Hass Fifty Fathoms Award geehrt. In diesem Jahr, zum 100. Geburtstag von Hans Hass, findet die Verleihung im Rahmen der 50. Messe boot in Düsseldorf und im Aquazoo Düsseldorf statt. Die internationale Jury wählte in Prof. Dr. Franz Brümmer einen wissenschaftlichen Weggefährten des VDST-Ehrenmitglieds Hans Hass. Im Beisein von Honoratioren der Stadt und geladenen Gästen wurde der Award überreicht.




Düsseldorf, 24.01.2019: „Hans Hass und Franz Brümmer. Zwei Wissenschaftler, zwei Taucher, zwei wissenschaftliche Taucher. Beiden war es wichtig ihre Eindrücke, Erlebnisse, Bilder in spannende Geschichten zu verpacken und anderen jenen Teil unserer Erde zu zeigen, der vielen verborgen ist und bleibt.“, beschreibt Prof. Dr. Ralph Schill, Umweltreferent des Verbandes Deutscher Sporttaucher (VDST), den Geehrten in seiner Laudatio bei der Verleihung des Hans Hass Fifty Fathoms Award. Alle zwei Jahre wird eine dem Meer verbundene Person aus den Bereichen Kunst, Technologie und Wissenschaft mit diesem Award geehrt. In diesem Jahr, zum 100. Geburtstag von Hans Hass, findet die Verleihung im Rahmen der 50. Messe boot in Düsseldorf zunächst in der Taucherhalle 3 und am Abend noch einmal glanzvoll im Aquazoo Düsseldorf statt. Die internationale Jury wählte in Prof. Dr. Franz Brümmer einen wissenschaftlichen Weggefährten des VDST-Ehrenmitglieds Hans Hass. Im Beisein von Honoratioren der Stadt und geladenen Gästen wurde der Award in Form einer Bronzeplakette des amerikanischen Künstler Wyland und der Neuauflage der ersten Tauchuhr, einer Fifty Fathoms überreicht.




„Ich war und bin stets auf der Suche nach dem Neuen, nach Dingen, die andere nicht machen“, erklärte Hans Hass einmal den Erfolg seiner Arbeit. Auch Franz Brümmer zeichnet sich aus durch seine Neugier und Leidenschaft: Ob Köcherfliegenlarve oder Seepferdchen, ob Linkenheimer Baggersee und Bodensee oder Giglio und Korsika – Franz Brümmer begeistert sich für die Biodiversität unter Wasser. Zudem teilt er seinen Wissensschatz als Gelehrter und Lehrender mit allen, die sich dafür interessieren. Er verknüpft auf eindrucksvolle Weise seinen Beruf und seine Berufung. So lehrt er als Professor an der Universität Stuttgart, am Institut für Biomaterialien und biomolekulare Systeme – Abteilung Biobasierte Materialien. Seine Fachgebiete sind u.a. die Biologie von Schwämmen (Porifera), die Ökologie unserer heimischen Seen und Flüsse und eingewanderte Tierarten (Neobiota). Neben dem wissenschaftlichen Tauchen (Scientific Diving) beschäftigt er sich mit Bionik, der Kunst technische Herausforderungen nach dem Vorbild der Natur zu lösen.


Prof. Dr. Franz Brümmer – Preisträger des Hans Hass »Fifty Fathoms« Award 2018/19


Ehrenamtlich ist er seit 16 Jahren Präsident des VDST und bekleidet zudem viele weitere Schlüsselpositionen im deutschen Spitzensport und Naturschutz. Diese breite Vernetzung und der Willen Wissen zu teilen haben zu vielen Projekten geführt, die nicht nur fachnahen Menschen einen tiefen Einblick in die Biologie und Biodiversität ermöglichen. Schon früh war er maßgeblich an den ersten deutschen Citizen Science-Projekten beteiligt und erhielt zusammen mit dem VDST einige Auszeichnungen dafür (u.a. NEOBIOTA, UN-Dekade-Projekt 2015). Für sein ehrenamtliches Engagement erhielt er bereits 2014 das Bundesverdienstkreuz am Bande.

„Wir freuen uns ganz besonders, dass wir unser Ehrenmitglied gemeinsam mit der Stadt Düsseldorf, dem Aquazoo und der Messe boot an seinem 100. Geburtstag entsprechend würdigen. Unser Dank gilt auch der Schweizer Uhrenmanufaktur Blancpain, die mit unserem Präsidenten erstmals einen deutschen Sporttaucher mit der dem renommierten Hans Hass Award auszeichnet, umso mehr, als Franz Brümmer, ganz im Sinne von Hans Hass, der Wissenschaft und Meeresforschung dient.“, dankt Michael Jung, Direktor des Hans Hass Institutes und VDST-Mitglied.


Laudatio von Prof. Dr. Ralph Schill

Lieber Franz, liebe Unterwassersportfreunde und tauchende Wissenschaftler,

wenn man sich mit der Biografie von Franz Brümmer beschäftigt, dann kann man schnell den Überblick verlieren. Er ist seit 16 Jahren Präsident des Verbandes Deutscher Sporttaucher, Vorsitzender der Präsidialkommission Sport & Umwelt / Agenda 21 des Landessportverbandes Baden-Württemberg, 2. Vorsitzender der Sprechergruppe der Nicht-olympischen Verbände im DOSB, Vertreter der Nicht-olympischen Verbände im Präsidialausschuss Breitensport im DOSB, Vorsitzender des Beirates für Umwelt und Sport des Bundesumweltministeriums und 1. Vorsitzender des Kuratoriums Sport & Natur. 

Diese Aufzählung umfasst nur das Ehrenamt und wahrscheinlich habe ich noch die eine oder andere Funktion vergessen.

Das Wort „Biografie“ stammt aus dem griechischen und setzt sich zusammen aus „bíos“ (BEIOS) für „Leben“ und „-gráphein“ (GRFAIN) für „ritzen, malen, schreiben“. Wenn man nun das zweite Wort durch das griechische Wort „lógos“ austauscht, dann sind wir bei der Lehre vom Leben – der Biologie – und Franz Brümmers Leidenschaft. 

Franz Brümmer wuchs in Schöntal-Bieringen, im Hohenlohekreis im Nordosten von Baden-Württemberg auf. Die Region ist landwirtschaftlich geprägt mit Felder, Äcker, aber auch Burgen und Schlösser. Sie ist eine Region der Unternehmer und so sind hier an der Zahl der Einwohner gemessen, deutschlandweit die meisten Weltmarktführer zuhause. Nur eines gibt es nicht – das Meer. Dafür aber die noch teilweise naturnahen Flüsse Jagst, Kocher und Tauber. 

Franz Brümmer zeichnete sich schon immer durch seine Neugier aus, die allgemeinen Gesetzmäßigkeiten des Lebendigen sowie die Besonderheiten der einzelnen Lebewesen, zum Beispiel ihrer Entwicklung und biophysikalische und biochemischen Vorgängen im Körperinneren, zu verstehen. 

1977 begann er sein Studium der Biologie an Universität Stuttgart. Diese war und ist eine Hochschule, geprägt durch technische Studiengänge – das Herz des Hightec-Maschinenbaus im Ländle – und auf den ersten Blick sicherlich keine Adresse für einen, den es unter Wasser zieht. 

Doch am Biologischen Institut der Universität Stuttgart verstand man es, die Grundlagen des Lebens so zu lehren und erleben zu lassen, dass es viele nachfolgende Generationen und besonders Franz Brümmer prägen sollte. Eine Kunst und Tradition, die heute leider fast überall verschwunden ist. 

1980 veranstaltete der Zoologieprofessor Kurt Köhler mit Kollegen und Studenten eine wissenschaftliche Exkursion ans Rote Meer. Ziel war die 1968 geründete meeresbiologische Station in Eilat am Golf von Akaba, die 1972 in Heinz Steinitz Marine Biology Laboratory umbenannt wurde.

Diese Exkursion, sollte zugleich eine Homage an den  Stuttgarter Zoologen sein, der im vorletzten Jahrhundert aus eigenem Antrieb das Rote Meer erforschte und dessen Bücher noch immer Standardwerke geblieben sind – Carl Benjamin Klunzinger. 

1980 hat es leider noch nicht geklappt, aber im darauffolgenden Jahr war Franz Brümmer bei den „Abenteuern im Roten Meer“ mit dabei und beschäftigte sich erstmals mit den Lebensräumen der Seeigel und ihrer Artbestimmung. Damals dachte er wohl noch nicht, dass er die gleichen Plätze viele Jahre später als Dozent mit eigenen Studenten immer wieder besuchen würde.

Zwei Jahre später, 1983, durfte er auf die Biophysik-Exkursion von Professor Dieter Hülser mit. Es ging nach Florida – „Unter Korallen und Haien“. Und trotz Ohrenschmerzen taucht Franz Brümmer und erlebte seine ersten „Abenteuer in der Karibischen See“, wie Hans Hass 1941. 

Nach dem Abschluss des Studiums ging er für längere Forschungsaufenthalte in die USA und nach Russland. Kam aber für die Promotion zurück in die Abteilung Biophysik und forschte an Stoßwellen. Was das damals genau war, kann er gerne zu späterer Stunde selber erklären. Thematisch hatte es allerdings wieder nichts mit Meeresbiologie zu tun. 

Aber er verstand es seine Freiräume zu nutzen und so war er maßgeblich daran beteiligt auf der meeresbiologischen Station der französischen Atlantinsel Ile d’Yeu einen Elektrophysiologie-Messplatz einzurichten um die Seeigelbefruchtung und -Entwicklung zu untersuchen. 

Der Doktorarbeit folgte 1994 die Habilitation und seit 1995 leitet er die Arbeitsgruppe „Aquatische Invertebraten“ an der Universität Stuttgart. 

Ob Köcherfliegenlarve oder Seepferdchen, ob Linkenheimer Baggersee und Bodensee oder Giglio und Korsika – Franz Brümmer kann sich für die Biodiversität, auch nach all den Jahren, unter Wasser begeistern. Und nicht nur begeistern, stets war und ist ihm wichtig, dass er die Tiere und Pflanzen, mit denen er arbeitet, in ihrem natürlichen Lebensraum selbst erleben kann. 

Eine sehr ursprüngliche Tiergruppe hat es ihm in den letzten Jahrzehnten besonders angetan – die Schwämme. Und so war er maßgeblich am Projekt BIOTEC-MARIN, einem deutschen Schwamm-Kompetenzzentrum, zusammen mit vielen Kollegen aus anderen Fachdisziplinen und Universitäten, beteiligt. 

Das langjährige Projekt diente dem Zweck, neue Wege zur schonenden und nachhaltigen Nutzung der Rohstoffquelle Schwamm zu entwickeln. Naturstoffe aus marinen Schwämmen und ihren Mikroorganismen standen dabei im Mittelpunkt der Untersuchungen. 

Franz Brümmer war der wissenschaftliche „Schwammtaucher“ im Limski-Kanal, nahe dem malerisch gelegenen Ort Rovinj in Kroatien.  Dort unter der Wasseroberfläche bewegte er sich in seinem „Schwammgarten“, wie es sonst die Gärtlesbesitzer im Schwäbischen tun – immer nachsehen, ob alles in Ordnung ist. 

Die Naturstoffforschung war spannende, aber wer Franz Brümmer kennt, der weiß, dass er auch die artgenauen Bestimmung der Schwämme, deren Ökologie sowie Experimente zur Zucht im Labor und im Meer, nie aus den Augen verlor. So war er viele Jahre geschätzter und gern gesehener Gast mit Kollegen und Studenten am Ruder Boscovic Institut in Rovinj. 

Hätte es einen Aufkleber für die Expeditionen und Exkursionen gegeben, so würde wohl draufstehen „Bei uns taucht der Chef noch selber“ – denn das würde sich Franz Brümmer niemals nehmen lassen. 

Das ist aber nur eine Seite. Franz Brümmer hat viele Seiten. Vielleicht kann man sich ihn am ehesten mit der Diktion „Wissenschaft mit Anstand und Verstand“ annähern. Er saß nie in einem wissenschaftlichen Elfenbeinturm wie viele seiner Kollegen. Ob Reinigungskraft oder Sekretärin, ob Student oder Fakultätsgeschäftsführer, er nimmt sich die Zeit für ein Gespräch und hat ein offenes Ohr – ganz egal ob es um Wissenschaftliches oder Privates geht.

Genauso viel Zeit nimmt er sich, um in alter Literatur zu stöbern. Ich meine nicht die, die in unserer schnelllebigen Zeit vor 10 Jahren publiziert wurde. Nein, ich meine die Literatur von vor 50, 75 oder 100 Jahren, bis hinein ins 19. Jahrhundert. Er wälzt sich durch verstaubte Bibliotheken und stößt dabei auf Berichte, die es – bis jetzt – eben nicht in ein digitales Format geschafft haben und überall und jederzeit als PDF abrufbar sind. Und daher auch von vielen Kollegen ignoriert werden. Das spannende daran ist, dass viele heutige Experimente, die mit Methoden state-of-the-art gemacht werden, zu einem ähnlichen Ergebnis führen, wie schon damals bekannt war. 

Franz Brümmer ist nicht nur zwischen den Zeiten, sondern auch zwischen Größenordnungen unterwegs. Der Blick durch die Tauchermaske im natürlichen Lebensraum ist ihm dabei ebenso wichtig, wie der Blick durch ein Lichtmikroskop, um die vielen kleinen Details, hunderte Male vergrößert, zu betrachten. Reicht das noch nicht aus, was besonders bei seinem Forschungsschwerpunkt der letzten Jahre der Fall ist – es geht um Entstehung und Struktur biologischer Materialien und Bionik – dann wechselt er zum Elektronenmikroskop.

Bleibt die Frage nach Gemeinsamkeiten zwischen Hans Hass und Franz Brümmer. Zwei Wissenschaftler, zwei Taucher… zwei wissenschaftliche Taucher. Beiden war es wichtig ihre Eindrücke, Erlebnisse, Bilder in spannende Geschichten zu verpacken und anderen jenen Teil unserer Erde zu zeigen, der vielen verborgen ist und bleibt. Hans Hass schaffte es im Laufe seines langen Lebens mit über 70 TV- und Kinofilme die Welt unter Wasser in die Wohnzimmer und Kinosäle zu tragen. 

Lieber Franz, das soll ein Ansporn sein, die nächsten Jahre zu nutzen. Ich sage das, da du bereits jetzt in vielen Fernsehbeiträgen, vor allem über die heimischen Süßwasserwelt, eine feste Größe bist. Wie immer, dezent als wissenschaftlicher Berater im Hintergrund oder als tauchender Wissenschaftler im bewegten Bild. 

Natürlich erhältst Du die heutige Ehrung nicht für all Deine ehrenamtlichen Tätigkeiten, die ich zu Beginn aufgezählt habe, obwohl wir alle diese Leistung für mehr als „ehrenwert“ halten. Hierfür gab es aber ja bereits das Bundesverdienstkreuz am Bande. 

Und dennoch bildet auch dieses ehrenamtliche Engagement den Rahmen für Dein wissenschaftliches und taucherisches Leben unter Wasser. 

Wir freuen uns alle sehr, dass Du heute denn Hans Hass Fifty Fathoms Award für Deinen wissenschaftliche Einsatz erhältst.

Herzlichen Glückwunsch! 




Hans Hass Fifty Fathoms Award

Seit 2012 zeichnet Blancpain Personen aus, die sich um das Ocean Commitment der Manufaktur im Sinne des Meeresforschers Hans Hass verdient machen. Franz Brümmer ergänzt nun die vormaligen Gewinner:

  • 2003: Ernest H. Brooks II (Arts)
  • 2004: James Cameron (Arts)
  • 2005: Daniel Mercier (Arts)
  • 2006: Stan Watermann (Arts)
  • 2007: Bev Morgan (Technology)
  • 2010: Dr. Sylvia Earle (Science)
  • 2012: Laurent Ballesta (Arts & Science)
  • 2014: Prof. Weicheng Cui (Science & Technology)
  • 2016: Howard & Michele Hall (Arts)



Der Verband Deutscher Sporttaucher

Im Verband Deutscher Sporttaucher e.V. sind über 81.000 Unterwassersport-Begeisterte in rund 900 Tauchsportvereinen organisiert. In seinen Vereinen, Tauchschulen und Dive Centern bietet der VDST die besten Möglichkeiten, das Sporttauchen zuverlässig und sicher zu erlernen und auszuüben. Als einziger deutscher Vertreter des Welttauchsportverbandes CMAS vergibt der VDST eine international anerkannte Brevetierung. Das hohe Qualitätsniveau seiner Ausbildung ist durch den Europäischen Tauchsportverband (EUF) zertifiziert und durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) lizenziert.

Fotos: VDST/Frank Schneider

Text: VDST Natascha Schwagerus

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