Mördermuschel?

Mach mit beim Monitoring zum Muschelvorkommen in unseren heimischen Gewässern!


Durch Monitoring werden in regelmäßigen Abständen der Bestand und Zustand von Tieren und Pflanzen und ihren Lebensgemeinschaften untersucht. Wer nun beim Monitoring der Quagga nach einem Zebra Ausschau hält, ist allerdings auf dem falschen Weg. Dennoch besteht ein gewisser Zusammenhang zwischen dieser Zebra-Form und der Quagga-Muschel (Dreissena rostriformis bugensis). Diese Zebra-Form ist seit gut 100 Jahren ausgestorben und war durch ihr reduziertes Streifenmuster gekennzeichnet. Auch die Quagga-Muschel besitzt ein weniger stark ausgeprägtes Streifenmuster. Dabei ist die nahe Verwandte, die Zebra-Muschel (Dreissena polymorpha) vermutlich vielen bekannt, ist sie schon seit dem 18. Jahrhundert in unseren heimischen Gewässern in Europa anzutreffen. Die Zebra-Muschel besitzt jedoch, wie der Name bereits sagt, ein stark ausgeprägtes Muster mit gezackten Linien. Manch einer könnte sich nun fragen, warum die Quagga-, aber auch die Zebra-Muschel als invasive neue Arten (Neobiota) eingestuft werden, also als eine eingewanderte Art, welche sich schädigend auf die heimische Biodiversität, oder auch auf den Menschen oder die Wirtschaft auswirkt. Schließlich bedeutet eine große Anzahl an Muscheln, welche ihre Nahrung aus dem Wasser filtrieren, erst einmal für uns Taucher eine gute Sicht unter Wasser. Dieser Aspekt müsste jeden Taucher eigentlich freuen. Jedoch bringen die Zebra- und die Quagga-Muschel einige Probleme mit sich. So sind beide Arten in der Lage, sich über spezielle Haftfäden, Byssus genannt, auf dem Untergrund fest zu haften. Man könnte dabei von dem idealen Unterwasserkleber sprechen. Dies ermöglicht es den Muscheln neue Lebensräume zu besiedeln und sich so beispielsweise auch an Steilwände zu kleben. Allerdings finden sich die Zebra- und die Quagga-Muschel auch als Klumpen auf dem Feinsediment und nicht selten sogar auf anderen Tieren (Krebsen und Schnecken) und Pflanzen (Armleuchteralgen). 

Muschel – Steckbrief
Dreissena rostrifomis bugensis
Ursprungsregion: Schwarzes Meer
Verbreitungsweg: voraussichtlich über die Schifffahrt
Erstfund in Deutschland: 2007; im Mai 2016 erstmals im Bodensee beobachtet
Größe: bis zu drei Zentimeter
Form: im Vergleich zur Zebra-Muschel, Unterseite deutlich abgerundet
Farbe: sehr variabel


Schließlich konkurrieren Zebra- und Quagga-Muscheln mit den heimischen Muscheln um den Platz und um die Nahrung. Besonders für die Quagga-Muschel ist, dass sie offensichtlich in deutlich größeren Tiefen lebensfähig ist als die Zebra-Muschel. Die Muscheln können sich zusätzlich sehr schnell vermehren. Ein weiteres Problem stellt der wirtschaftliche Aspekt dar. So werden Einbauten, Rohre, aber auch Schiffsrümpfe in kürzester Zeit überwachsen, was eine aufwendige und regelmäßige Reinigung notwendig macht. Doch in welchen Seen kommt die Quagga-Muschel bereits überall vor? Wo heftet sie sich an? Wie breitet sie sich aus? Diese Fragen sollen durch das Quagga-Monitoring des WLT und der Wissenschaftlichen Tauchgruppe der Universität Stuttgart (WiTUS) beantwortet werden. Im Rahmen dieses Citizen Science Projekts werden Sporttaucher in die Datenerhebung zum Muschelvorkommen eingebunden. Speziell dafür entwickelte Unterwasserschreibtafeln ermöglichen es den Tauchern, direkt während des Tauchgangs die Unterscheidungsmerkmale der beiden Muschelarten nachzulesen und ihre  Beobachtungen zu notieren. Je mehr Beobachtungen durch Taucher gemacht und gemeldet werden, umso besser ist der Überblick zur Verbreitung und Ausbreitung dieser invasiven neuen Art. Also geht tauchen und schaut ob Muscheln in euren Seen vorkommen! Notiert und meldet es! Bei Interesse am Monitoring können über die E-Mail-Adresse quagga@wlt-ev.info Schreibtafeln und weitere Informationen angefordert werden. Für die Umsetzung dieses Projekts erhielt der WLT den Nachhaltigkeitspreis 2018 des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg und des Landessportverbandes Baden-Württemberg. 

Citizen Science Projekte
In wissenschaftlichen Untersuchungen ist in der Regel eine große Datenmenge notwendig. Da dies beispielsweise bei einer Verbreitungsstudie durch Wissenschaftler alleine nicht umsetzbar ist, werden immer häufiger Bürger oder eben auch Sporttaucher in die Datenerhebung einbezogen, im Rahmen derer sie die wichtigsten Informationen erhalten und angeleitet werden.




Unser Autorin:
Jennifer Tersteegen
VDST-Fachbereichsleiter Umwelt & Wissenschaft

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