AB INS GETÜMMEL

Raubfische aller Art sammeln sich um den Jackpot bei der Sardinenwanderung abzugreifen, auch als Taucher kann man live dabei sein


Steckbrief: Sardine Run
Wo: Port St.Johns, Südafrika
Wann:
Ende Juni bis Juli
Warum: Weil der Sradine Run  die Meeres-Championsleague ist
Besonderheiten: Das einzigartige Naturphänomen kann nur hier und nur zu dieser Jahreszeit erlebt werden
Preis: 7 Tage im 3*-DZ mit allen Mahlzeiten und 6 Tage auf dem Boot Sardine Run 2.200 Euro.
myclimat: Frankfurt (DE), FRA nach: Umtata (ZA), UTT via: GCJ, Johannesburg Grand Central Apt, South Africa, ZA, Hin- und Rückflug, Economy Class, ca. 18.600 km, 1 Reisender, 3.1 Tonnen Kompensieren mit 75 Euro 


Freude. Angst. Neugierde. Ehrgeiz. Mut. Ambition. Ehrfurcht und Demut. Wer einmal in seinem Leben in einem Baitball gesteckt hat, der weiß, wie es ist, innerhalb von Sekunden all diese Emotionen hintereinander zu erleben. Achterbahnfahrt der Gefühle? Ein Baitball ist die Mutter aller Achterbahnfahrten. Zunächst überwiegt pure Freude und Aufregung. Endlich hat man sie gefunden, die lang ersehnte Sardinenkugel. Die Suche war hart und vor allem lang. Anfangs hatte man noch gelacht, als der Tauchbasisleiter scherzte: „Sardine Run, das ist wie bei der Armee. 99 Prozent Langeweile, ein Prozent Action“. Dann wurde schnell klar: War zwar witzig, bringt es aber auf den Punkt. Stundenlang nur Schaumkronen, soweit das zusammengekniffene Auge reicht.  Doch jetzt ist man mittendrin im Getümmel. Endlich schießen die Vögel durch die Wasseroberfläche und strampeln was das Zeug hält, um ihren Teil vom Sardinenkuchen abzubekommen. Endlich sind sie da, die Schwarzspitzenhochseehaie, die Seidenhaie, die Bronzehaie – und sie sind ganz außer sich. Im Blutrausch schießen sie umher. Die Kiemen flattern, während sie nach den kleinen Leckerbissen schnappen. Selbst die Delfine, gerade noch haben sie die Gruppe Sardinen vom Schwarm abgetrennt, aus den in Angst versetzten Fischen eine perfekte Kugel geformt, und sich ihre Leckerbissen zurechtgelegt, halten jetzt Sicherheitsabstand, lassen den Stärkeren den Vortritt. Der Ehrgeiz ist stärker als die Angst. Man wagt sich hinein. Schließlich will man die besten Bilder mit nach Hause bringen. Die Haie interessieren die Neuankömmlinge nicht. Sie schießen weiter nach links und rechts, schnappen hier, schnappen da. Die Wasseroberfläche brodelt wie ein gigantischer Kochtopf. Man hört das Wasser links und rechts platschen. Klack. Klack. Das müssen super Fotos werden. Doch dann passiert das Unerwartete. Ein D-Zug kommt aus der Tiefe angerauscht. Mit offenem Maul rast ein Koloss auf die Kugel zu. Es scheint, als wolle er alles verschlucken, was es wagt, sich ihm in den Weg zu stellen. Es ist ein Brydeswal. Sardinen stehen ganz oben auf seiner Speisekarte. Genau so schnell wie das Tier aus der Dunkelheit heran gerauscht kommt, saugt die lebende Abzugshaube die Sardinenkugel in sich hinein. Das gesamte Ausmaß des hungrigen Zeitgenossen wird erst danach bewusst. Denn während die Dampflokomotive schon lang wieder im schummrigen Licht verschwunden ist, zieht der Rest des 14 Meter langen Körpers vorbei. Rau, wild, unverzeihlich – die geballte Kraft des Meeres kommt beim Sardine Run erst richtig zum Vorschein.

Weitere Infos: offshoreportstjohns.com

Die Reise wurde selbst finanziert und teilweise von Off Shore Port St. Johns  unterstützt


Unser Autor:
Timo Dersch
Fotojournalist, Redakteur bei Tauchen






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