ALPEN PANORAMA
Das Azure Window auf Gozo war Filmkulisse für zahlreiche Blockbuster. Nach dem Zusammensturz des Felsentors lockt unter der Wasseroberfläche eine eindrucksvolle Bergwelt
Wo: Auf Gozo (Nachbarinsel von Malta) mit der VDST-Basis Extradivers.
Wann: April bis Dezember
Warum: Es locken die besten Sichtweiten im Mittelmeer.
Besonderheiten: Auch wenn das Wetter mal schlecht sein sollte, irgendwo findet sich immer ein ruhiger Tauchplatz.
Preis: Zwei Wochen Urlaub inkl. Flug, Transfers, Hotel /HP ab ca 700,- Euro. Zehn Tauchgänge ab 290,- Euro.
myclimat: Frankfurt nach: Hurghada Hin- und Rückflug, Economy Class, ca. 6‘700 km, 1 Reisende/r, CO2-Menge: 1,3 t, kompensieren mit 30 Euro
Wir reiben uns noch immer die Augen: Dort, wo uns seit unserem ersten Besuch auf dem maltesischen Archipel stets das mächtige Azure Window begrüßte, ist jetzt nur noch Wasser zu sehen. Das rund 20 Meter hohe und etwa 100 Meter lange Felsentor am Dwejra Point auf der Insel Gozo existiert nicht mehr. Am 8. März 2017 brach es in einem Sturm zusammen und versank im aufgewühlten Mittelmeer.
Was haben wir am Azure Window in den mehr als 20 Jahren alles erlebt: Immer wieder konnten wir große Filmproduktionen beobachten, die das Azure Window als beeindruckende Kulisse nutzten. Von die „Abenteuer des Odysseus“ bis hin zu „Wickie und die starken Männer“. Und nicht nur an Land, sondern auch Unterwasser zieht uns der Ort seit jeher in den Bann. Auch wenn die meisten Taucher auf den etwas beschwerlichen Fußmarsch vom Parkplatz über Felsplateaus und Treppen bis hin zum Tauchplatz sicherlich verzichten könnten. Das Blue Hole – ein riesiges, seewassergefülltes Felsenbecken – entschädigt jedoch für alles. Langsam lassen wir die Luft aus den Jackets und gleiten durch ein Felsfenster in das tiefe Blau des Meeres. Sichtweiten von 20 bis 30 Metern gehören hier zum Tauchalltag – genauso wie Schwärme von Mönchsfischen, Barrakudas, bunte Papageienfische und lauernde Zackenbarsche.
Und dann tut sich plötzlich ein Panorama auf, das an die Alpen erinnert. Dort wo früher der Blick Richtung Wasseroberfläche ging, um das Azure Window von unten zu betrachten, liegen nun gigantische Felsmassive. Das Matterhorn könnte für einen der Unterwasserberge Modell gestanden haben. Als ich dort wenige Monate nach dem Zusammensturz des Felsentors tauchen war, glänzte der Stein noch weiß und ich kam mir vor, wie auf einem Flug durch schneebedeckte Berge. Mittlerweile sind die Felstrümmer mit Algen bewachsen. Die Unterwasser-Landschaft ist jedoch noch immer beeindruckend. Und nach jedem großen Sturm verändert sie sich erneut. Wir lassen das Alpen-Panorama hinter uns und nehmen Kurs auf den sogenannten Kamin. Er führt in einer Felswand aus einer Tiefe von 17 Metern direkt zu den Coral Gardens. Dort angekommen wartet eine Unterwasserwelt in außergewöhnlich klarem Wasser auf uns – in roten, grünen und gelben Farben. Ungeübte Taucher können in den Coral Gardens nun wieder Kräfte sammeln. Da die Tiefen bei maximal 5 Metern liegen, wird auch der Luftverbrauch geschont. Es bleibt genügend Zeit, um im Farbenspiel von Licht und Sonne, Sepien und Nacktschnecken zu beobachten. Je nach Gruppe geht es schließlich wieder durch den Kamin oder in geringerer Tiefe über die Felswand zurück Richtung Blue Hole. Kurz vor dem Safety-Stopp lockt noch ein Abstecher zu einer dort gelegenen großen Höhle. Das Betauchen ist ohne große Probleme möglich. Eine Lampe ist aber Pflicht. Mit ihr lassen sich in der Höhle Drachenköpfe und Meeraale aufspüren. Vor vielen Jahren entdeckten wir im Eingangsbereich sogar mal ein Seepferdchen. Der Tauchplatz, wo einst das gute alte Azure Window stand, wird eben nicht langweilig. Auch wenn wir das Felsentor an Land wohl immer vermissen werden.
Weitere Infos: extradivers.com
Die komplette Reise wurde selbst finanziert
Unser Autor:
Fin Walden
taucht seit 1993 regelmäßig rund um Malta und Gozo