ATEMNOT

Unser Taucherät taugt nicht zur Atemspende in der Corona-Krise. der VDST erklärt warum



Atmen ist lebensnotwendig – jeder Mensch, der den Kopf unter Wasser steckt, weiß, was der Atem-Regler ihm bedeutet – er regelt das Atmen unter Wasser. Eine geniale Erfindung, die uns unseren Sport überhaupt erst mit all seiner Faszination möglich gemacht hat. Gasaustausch wird möglich durch das Einatmen und Ausatmen. Dazu ist aber unser Willen und unsere Atemmuskulatur Voraussetzung.

 Atemspende
Eine andere geniale Erfindung ist die Be-Atmung. Die Gemeinsamkeit mit unserem Sport besteht im Gasaustausch, der allerdings willenlos und abhängig von einem Beatmunsgerät in medikamentös erzwungenem Tiefschlaf und Muskelrelaxation erfolgt. Nur so steigt die Überlebenschance bei bedrohlichen Erkrankungen, zum Beispiel nach einer Wiederbelebung bei Herzinfarkt, schweren Unfällen oder – lebensbedrohlicher Lungenentzündung. Der wesentliche Unterschied zwischen Beatmung und Atmung wird nicht nur bei der Ventilation der Lunge erkennbar, sondern zeigt sich auch im Vergleich der Drücke, die in der Lunge wirken: Bei der Beatmung wird die Lunge ständig einem positiven Druck ausgesetzt, also auch während der Ausatmung (Exspiration). Bei Spontanatmung ist der Druck in der Lunge hingegen zeitweilig geringer als der Umgebungsdruck. Künstliche Beatmung unterscheidet sich somit von natürlicher Atmung, auch mit Auswirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem und andere Organsysteme. Die künstliche Beatmung kann daher mit der Atmung über einen „Atemregler“ überhaupt nicht verglichen werden. Natürlich haben viele von uns mindestens zwanzigtausend Liter Luft im Keller und reinen Sauerstoff obendrein, aber beatmen können wir damit nicht. Es wäre so, als ob wir 100 Liter Benzin hätten aber nur ein Fahrrad zum Fahren.

Luftdusche?
Alleine die „Luftdusche“ reicht verständlicherweise nicht aus: um eine Beatmung einzuleiten, aufrechtzuerhalten und auch zu beenden ist fachärztliche Qualifikation, zum Beispieldurch Anästhesisten („Narkosearzt“) Voraussetzung mit Unterstützung durch geschultes Intensivpflegepersonal auf einer Intensivstation.  Diese Intensivbehandlung wird zur Zeit zum Nadelöhr der Corona-Krise: wir benötigen eine noch nicht absehbare Zahl an Beatmungsplätzen mit ausreichendem gesundem ärztlichem und Pflegepersonal. Das Angebot der Taucher,  mit Pressluft und Atemregler zu helfen, entspricht unserem sportlichen Geist der gegenseitigen Hilfe. Danke an alle, die so denken! Aber handeln müssen wir anders: zur Zeit ist unsere größte Hilfe die soziale Distanz, die Hygiene, das gemeinsame Miteinander in der Unterstützung hilfebedürftiger Mitmenschen und  die Wahrung eines handlungsfähigen Gesundheitssystems. Wenn uns das gelingt, werden wir unseren faszinierenden Sport weltweit wieder ausüben und glücklich sein, dass wir unter Wasser „nur“ einen Atemregler haben.

Bleibt gesund!

Unser Autor:
Dr. med. Konrad Meyne
Taucherarzt, stv. Bundesverbandsarzt, TL 2, Goslar

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