ABENTAUCHER

Abenteuerliche Begegnungen in den Steinbrüchen von Sachsen


In Corona-Zeiten haben heimische Tauchplätze Konjunktur. Und hier gibt es zahlreiche Top-Reviere. Die Bergbaukessel von Löbejün wurden Anfang des Jahres leider geschlossen. Daher schauen wir uns einmal in den sächsischen Steinbrüchen um. 
Annes Welse
Unsere Tour beginnt in Pielitz, etwa zehn Kilometer südöstlich von Bautzen. Inmitten einer hügeligen Waldlandschaft liegt der kleine Tagebau „Zur Anne“. Einst wurde hier Granit abgebaut. Hier hat Falk Sauer mit Rödeltischen, Grillplatz und Feuerstelle ein Taucherareal angelegt. Bergbau-Relikte ergänzen das Ambiente. Allerdings kommt man nur mit Voranmeldung auf das schwer auffindbare Gelände. Falk beschreibt uns genau, wo wir mit Glück einen der drei Welse sichten können. Wir tauchen entlang einer senkrecht abfallenden Steinwand. Kleine Baumgruppen und Pumprohre säumen den Weg. An einem tauchen wir bis zum Grund auf 22 Metern ab. Schließlich entdecken wir in einem Geäst wirklich einen kleinen Wels – gefolgt von einem gut 1,80 Meter langen Exemplar. Impressionen gibt’s auch bei YouTube:




Könnte es für diese Exkursion eine bessere Unterkunft geben als die „Pension Am Taucher“? In der alten Festungsstadt Bautzen gibt es neben der „Taucherstraße“ auch eine „Taucherkirche“. Natürlich haben die Namen nichts mit unserem Sport zu tun. Sie gehen auf den nahen „Taucherwald“ zurück, der sich vom sorbischen Wort „tuchor“ (modrig) ableitet. Aber geil ist es schon …
Sparmanns Störe
Am nächsten Tag geht es nach Kamenz zum Steinbruch „Sparmann“. Die komfortabel ausgestattete Basis liegt inmitten eines Wohngebiets. Betreiber Jost Krause weißt uns auf den Anspruch seines Gewässers hin: „Hier geht es sofort runter und es wird schnell dunkel. Das ist nichts für Anfänger.“ Wir folgen den Leinen bis zu einem Lagerhäuschen auf 30 Metern. Über uns sind Plattformen in den Fels geschlagen. Armiereisen ragen nutzlos aus der Steilwand. Beim zweiten Tauchgang steigen wir direkt zu einem alten russischen Militär-Jeep ab. Das stark verrostete Fahrzeug liegt auf 27 Metern. Zurück an der Wand passieren wir ein Wäldchen. Allen traurigen Löbejün-Fans zum Trost: Im Sparmann wurde rund ein Dutzend Störe ausgesetzt. Die mittlerweile bis 1,50 Meter großen Tiere sind an Taucher gewöhnt – und äußerst verspielt.
Wilder Wildschütz
Zum Abschluss fahren wir Richtung Leipzig zum „Wildschütz“. Der bis 70 Meter tiefe Steinbruch ist in der Tec-Szene bekannt. Viele Relikte des einstigen Porphyr-Bergbaus liegen jenseits der 45-Meter-Linie. Wir teilen uns auf: Mein Buddy betrachtet mit Trimix auf 55 Metern Reste des eingestürzten Fahrstuhls. Ich tauche an der Boje eines versenkten Flugzeugs ab. Zwischen 30 und 20 Metern offenbart sich eine imposant zerklüftete Steilwand. Zahlreiche Bäume ragen meterweit in die Höhe. Bei Sichtweiten um die 20 Meter ein echter Genuss. Volker Buder betreibt den Standort schon seit 20 Jahren. Während mein Gerät gefüllt wird, führt er mich in den einstigen Steinbrecher. Hier betreibt er ein umfangreiches Museum – mit Relikten aus allen Epochen des DDR- und UdSSR-Tauchsports …
Der Blick gen Osten lohnt allemal. Ob archäologisch, biologisch oder tiefenorientiert – hier gibt es noch viel zu entdecken. Macht euch auf … und erkundet Neuland.

Tauchplätze
Steinbruch „Zur Anne“
Karl-Marx-Straße 23
02681 Wilthen
Tel.: 0160/97 54 98 75 
www.granite-diving.de

Steinbruch „Sparmann“
Tauchschule-Kamenz
Oststraße 33,01917 Kamenz
Tel.: 03578/30 99 066 
www.techtauchen-sparmann.de

Steinbruch „Wildschütz“
Tauchbasis Buder in Wildschütz
Kobershainerstraße 2 
04862 Mockrehna OT Wildschütz
Tel.: 034244/55919 
www.tsbuder.de

Pension „Am Taucher“
Löbauer Straße 14
02625 Bautzen
Tel.: 03591/3510787
www.pension-am-taucher.de

Buchtipp: Taucherwelt Mitteldeutschland
Steinbrüche wie diese gibt es in Sachsen zuhauf. Sie zu recherchieren ist nicht ganz leicht. Viele Gewässer sind in Privat- bzw. Vereinsbesitz, die Webseiten mitunter schwer zu finden. Hier bietet Autor Falk Wieland Hilfe. In „Taucherwelt Mitteldeutschland“ bündelt er 25 Jahre Taucherfahrung im Süßwasser. Das 320 Seiten starke Paperback porträtiert übersichtlich Top-Spots und Geheimtipps in Sachsen-Anhalt, Thüringen, Sachsen sowie im Leipziger Umland. 475 Farbfotos, Grafiken, Tauchplatzkarten, Basis-Tipps, Hintergrundberichte und aktuelle Interviews mit  den Betreibern bilden ein erstklassiges Nachschlagewerk. Felicitas Hübner Verlag, 2018, € 29,90



Unser Autor:
Elmar Klemm
Wrackforscher








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