PFLANZE DES JAHRES

Die Wasserfeder ist Wasserpflanze des Jahres 2021. Botaniker bezweifelten kürzlich, dass Sporttaucher sie überhaupt zu Gesicht bekommen. Herausforderung angenommen!


Besonders in Kleingewässern und Teichen, Gräben und Bruchwäldern kommt sie vor, oder auch in den Altarmen großer Flüsse, ganz selten findet man sie auch in Seen – die Wasserfeder (Hottonia palustris). Der Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) hat gemeinsam mit dem Tauchsportverband Österreichs (TSVÖ) und dem Schweizer Unterwasser-Sport-Verband (SUSV) die Wasserfeder zur „Wasserpflanze des Jahres 2021“ gekürt. Sie wollen damit auf die Gefährdung dieser Art und einen dringlichen Gewässerschutz aufmerksam machen. Die feingliedrigen Blätter erinnern an die der Tausendblätter (Gattung Myriophyllum). Besonders anmutig sind die Blütenstände, die im Mai und Juni bis zu 20-30 cm über den Wasserspiegel ragen, denn wie nur ganz wenige Wasserpflanzen wird die Wasserfeder durch Insekten außerhalb des Wassers bestäubt. Die teilweise auch Wasserprimel genannte Pflanze gehört tatsächlich zu den Primelgewächsen. Sie ist in Europa die einzige Art dieser weltweit über 600 Arten zählenden Familie, die ganzjährig ein untergetauchtes Leben führt. Die Art ist eine echte „gemäßigte Europäerin“, auch wenn sie im Osten bis nach Westsibirien vorkommt. In Nordeuropa wird sie rar – sie fehlt in Norwegen. Aber auch im Mittelmeerraum fehlt die Art. So konzentriert sich die Wasserfeder auf die gemäßigten Teile Europas zwischen Irland, Großbritannien und Frankreich im Westen und dem Großen Vasyugan-Moor in Russland im Osten. Ihre Hauptverbreitung in Deutschland hat die Wasserfeder im Tiefland. Sie steht auf der Vorwarnliste und auf den Roten Listen einiger Bundesländer wird sie als „gefährdet“ (RL3) eingestuft. Auf den Roten Listen der Schweiz und Österreichs wird sie als „stark gefährdet“ (RL2) geführt. Entwässerungen, Gewässerausbau einhergehend mit Gewässerverschmutzung und Eutrophierung (Nährstoffanreicherung) sind die Hauptgefährdungsursachen. Insbesondere landwirtschaftliche Stoffeinträge setzen der Wasserfeder zu. Die Art schätzt eigentlich eine mäßige bis gute Nährstoffversorgung, aber die Hypereutrophierung in intensiv ackerbaulich genutzten Regionen und der stark gestiegene Einsatz von Herbiziden in der Landwirtschaft stellen für die Wasserfeder ein großes Problem dar. Die Wasserfeder gehört zu denjenigen Wasserpflanzen, die als so genannte Helophyten (Moorpflanzen) mit Schwankungen des Wasserstands gut zurechtkommt. Fallen Gewässer trocken, bildet die Wasserfeder eine Landform, einen dunkelgrünen Rasen von 15 mm Höhe. Während bei der Wasserform die Wurzeln nur als Haftorgane dienen sie bei der Landform der Nährstoffaufnahme. Bei der untergetauchten Form werden die Nährstoffe über die Blattflächen aufgenommen. Die Landform bildet keine Blütenstände, kann sich aber schnell wieder untergetauchten Wachstumsbedingen anpassen. Die Wasserfeder ist ohne Zweifel eine der schönsten und eigenartigsten europäischen Wasserpflanzen. Kürzlich haben Botaniker bezweifelt, dass aufgrund ihrer Lebensweise und der geringen Überschneidung mit Tauchseen Sporttaucher der Art jemals begegnen werden. Challenge accepted! Herausforderung angenommen! Falls Ihr schöne Bilder von der Wasserfeder gemacht habt, schickt sie bitte an die Redaktion. 

Unsere Autorin:
Silke Oldorff
Ressortleiterin VDST Naturschutz








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