TL AUSBILDUNG WEST
Unser STV. VDST Ausbildungsleiter Frank Ostheimer absolvierte 1984 seine erste Tauchlehrerprüfung auf den französischen Glenan Inseln im Atlantik
TL Ausbildung West: Alle Moniteure waren „Stipendiaten“ – VDST TL Ausbildung auf Glenan. Vier Wochen vor Prüfungsbeginn kam der ersehnte Brief – die Einladung zur TL-Prüfung „auf Glenan“. Wie der französische CMAS Nationalverband FFESSM, so bildete auch der VDST rund zwei Jahrzehnte (1972-1992) alle neuen CMAS Moniteure auf der französischen Atlantikinsel Iles des Glénan aus. Alle waren „Stipendiaten“ – man wurde eingeladen – nach einem Verteilungsschlüssel bekamen die Landesverbände „Plätze“ zugewiesen. Bis heute wird viel über die „legendäre“ TL Ausbildung auf Glenan berichtet – manches stimmt – anderes ist sicher überhöht. Wenn man die Einladung erhalten hatte, musste es schnell gehen. Viele Teilnehmer waren jung – noch Schüler oder Studenten – Fahrgemeinschaften wurden gebildet für die gut 1.100 km – ab Paris auf französischen Landstraßen – immer gen Westen. Wer nicht pünktlich am bretonischen Hafen von Concarneau war, hatte Pech. Es gab nur ein Schiff – nämlich das Tauchschiff. Es holte alle am Hafen ab, Teilnehmer, Prüfer und Proviant für die ganze Woche. Über 40 Taucher saßen auf dem offenen Deck – vereinzelt Taucherinnen. Schon auf der Hinfahrt wurde „Seemannschaft“ geübt – Knoten, Seezeichen und was alles die Woche über benötigt wird. Klar, im April ist der Atlantik immer rau – aber der erste Blick auf die Glenan Inseln stimmte versöhnlich: weiße Sandstrände und türkis-blaues Wasser. Die Unterkünfte waren spartanisch: einfache Stockbetten, mehrere Plumpsklos über Erdlöchern, ein Wasserschlauch zum Waschen und Zähneputzen – daran gewöhnte man sich schnell…man hatte wenig Zeit zum Nachdenken: Tauchen, Tauchen, Tauchen. Klar, es waren aus heutiger Sicht bescheuerte Übungen dabei: z.B. die Wechselatmung aus 40 Meter ohne Maske oder die tägliche Notatmung am Ende des Tauchgangs über den Faltenschlauch der Fenzy-Rettungsweste, die von einer 0,5 Liter Pressluftflasche gespeist wurde. Doch zu dieser Zeit irgendwie auch logisch. Jeder hatte nur einen Atemregler an einem Ventil mit Reserveschaltung. Bei jedem Problem war Wechselatmung notwendig – oder halt das Atmen aus der Rettungsweste. Jeder wartete auf das berühmte Schwimmen „zurück zum Hafen“ – natürlich direkt nach einem tiefen Tauchgang. Wir waren einige aktive Wettkampfschwimmer – gleichwohl war ein viel älterer Prüfer aus dem Norden, der mitschwamm, vor uns am Ziel: Wie geht das eigentlich? Bei allem Hierarchiegehabe der Prüfer (sie wurden definitiv nicht „Ausbilder“ genannt) gab es auch viel Kameradschaft – beim gemeinsamen Essen an langen Tischen mit Wachstischdecke, bei Vorträgen oder beim Klönen am Abend. Auch die „Sicherheit“ war vorbildlich organisiert. Eine Ein-Mann Druckkammer wurde von der Sicherungsgruppe jeden Tag erneut auf dem Schiff verstaut. In diesem „Schneewitchensarg“ wurde jeder einmal in der Woche „abgedrückt“ – für alle ein nachhaltiges Erlebnis. Man tauchte in stetig wechselnden Gruppen – immer gemischt aus M1, M2 und M2G-Anwärtern. Die M2 und M2G waren schon mehrmals auf Glenan (manche M1 Anwärter auch) und kannten alle Tricks und Ticks der Prüfer – das war für alle Neuen an Bord „Gold wert“ – galt es doch keine großen „Böcke“ zu schießen. Der Wochenabschluss war schon besonders: Es gab einen zünftigen Abschlussabend mit Musik, Wein und allem, was das Meer hergab. Und die Ergebnisse? „Die gibt es morgen“. Auf dem Schiff auf der Rückfahrt zum Festland wurden die VDST Taucherpässe ausgeteilt – oft war ein Stempel drin „bestanden“- zum Teil aber auch nicht. Die Betroffenen erhielten höchstens eine Aussage „Du darfst noch einmal kommen“ – das war als Lob zu sehen. Was mir bis heute nach 37 Jahren in Erinnerung blieb: Ich habe die ganze Woche gefroren – meinen Tauchanzug mit vielen Rissen hab ich danach in die Tonnen geklopft. Was aber noch viel wichtiger ist: Es blieben Freundschaften – bis heute! – und immer mal wieder trifft man ein bekanntes Gesicht: „Wir waren doch zusammen auf Glenan? “
VDST-Ausbildersystem bis in die 90er Jahre:
M1: VDST/CMAS Moniteur 1 – durfte alles bis zum DTSA Bronze (CMAS*) abnehmen
M2: VDST/CMAS Moniteur 2 – durfte zusätzlich das DTSA Silber (CMAS**) abnehmen
M2G: VDST/CMAS Moniteur 2G – durfte zusätzlich Praxisteil zum DTSA Gold (CMAS***) abnehmen
M3: VDST/CMAS Moniteur 3 – nur dieser durfte sich „VDST Tauchlehrer“ nennen – durfte zusätzlich den Theorieteil vom DTSA Gold und alle Ausbilderstufen abnehmen
IN: VDST Instrukteur – heute vergleichbar mit den VDST TL4.
Unser Autor:
Frank Ostheimer
Stlv. Bundesausbildungsleiter des VDST