DER KLASSIKER

Eine Safari auf dem Roten Meer? Mit nur vier Stunden Flugzeit erreicht man ein wohlbekanntes Tauchrevier. René Probst hat sich auf den Weg gemacht.


Safari am roten Meer
Infokasten Steckbrief:
Wo:
Ägypten Nord- oder Südtour
Hafen: Hurhghada oder Galib
Wann: ganzjährig
Preis: 1 Woche Vollpension, Tauchen je nach Tour ab 1200 Euro
Weitere Infos: www.golden-dolphin.net  oder andere Anbieter

Ausrüstung anlegen, Atemregler Check, Maske, Flossen und dann der Sprung ins warme, sonnendurchflutete Wasser, Unter mir ein Sandboden, neben mir ein Riff voller Schwarmfische. Ja – der erste Eindruck ist schon Klasse! Pralles Leben überall, wo man hinschaut. Riffbarsche, Lippfische, ein Napoleon, ein Krokodilsfisch…. Wenn das erst der Anfang ist, kann es ja eine tolle Woche werden! Und dabei nennt sich der erste Tauchgang „Checktauchgang“.  Aber, nicht ich werde gecheckt, sondern ich soll mein Equipment checken! Ja, das macht Sinn. Ist was kaputt gegangen beim Flug? Oder nach einem halben Jahr im Keller nicht mehr so funktionsfähig? Wie viel Blei brauche ich mit dem vielleicht neuen Tauchanzug und dem Alu Tank? Dies gleich bei einem Drop Off zu testen, wäre etwas kurzsichtig, also ist der erste Tauchgang noch in ruhigem Bereich mit Grundsicht und ohne Strömung. Beruhigend, dass auch das Setzen der Signalboje noch klappt. Das soll jeder Safarigast können. Wie oft ich das während der Woche noch machen werde, kann ich mir am Anfang nicht so recht vorstellen. Trotzdem ist dieser erste Tauchgang schon sehr beeindruckend.
Ich bin international vernetzt, war aber noch nie auf einem Tauchschiff. Ich war ganz ohne Vorbehalt und ohne konkrete Vorstellungen auf diese Reise gegangen. Man kann sich auf den Schiffen mit erstaunlich geräumigen Doppelkabinen, sauberen Duschen, einem aufgeräumten Taucherdeck und dem hervorragenden Essen sehr wohl und geborgen fühlen. Die Herzlichkeit der Crew tut ihr Übriges! Wir haben die Südtour gewählt und freuen uns über die bunten Riffe und eine intakte Unterwasserwelt. Tauchen – Essen – Schlafen – das ist der Tagesablauf….. man hat das Angebot für bis zu vier Tauchgänge täglich. Nicht alle muss man mitmachen. Sonne, Relaxen, Urlaubsfeeling sollen ja auch aufkommen. Aber klar –  Gym und Tennisplatz sind weit, das Tauchen steht im Vordergrund. Und die Plätze sind ja auch spannend und vielversprechend. Elphinstone, Daedalus, Panoramariff, Brother Islands. Alle halten, was sie versprechen. Steil abfallende Wände und die Lage im Meer sorgen für regelmäßigen Zufluss von nährstoffreichem Wasser. Große Gorgonen, Korallen auf jedem Quadratzentimeter bieten Lebensraum für Riffschwärme, kleine Krebse und Schnecken.  Das lockt auch die Jäger an: Ob Longimanus, Napoleons, Tunfischschwärme, Rochen und Schildkröten. Manchmal muss man einfach verweilen und auch die vielen kleinen Rifferlebnisse aufnehmen… Garnelen, die neben Nemo in der Anemone leben. Der Doktorfisch, der an der Putzerstation Haltung und Färbung ändert und den Putzerfisch gewähren lässt. Wenn er genug hat, wechselt er die Farbe und jeder weiß Bescheid.  Oder der Schiffshalter auf der Schildkröte. Sie zeigt sich neben mir selbstbewusst in voller Pracht, während er sich hinter ihr versteckt. Ändere ich die Seite, wechselt auch er Katz und Maus unter Wasser, oder weiter die Muräne…

…die in meinem Lampenlicht vorprescht und einen kapitalen Lippfisch erhascht. Die Spanische Tänzerin oder ihr Bruder, der Seehase – beides sind große Nacktschnecken, obwohl sehr unterschiedlich in Form, Farbe und Verhalten.  Adlerrochen ziehen vorbei oder liegen schlafend im Sand, Ein Octopus übergibt einem Weibchen ganz vorsichtig, langsam und fast streichelnd das Samenpaket. Die Erfahrung des Guides und Revierkenntnisse des Kapitäns ermöglichten den Gästen an Bord immer wieder Tauchgänge „für uns ganz alleine“, einige Meter abseits der üblichen Tauchplätze.  Das geht am besten mit Unterstützung durch das Schlauchboot. Und hier ist die Signalboje ein wichtiges Mittel der Kommunikation. Schon während der Dekompressionszeit gesetzt, zeigt sie der Bootsbesatzung, wo wir sind, und kann uns in den letzten Minuten verfolgen. Das Schiff bleibt am sicheren Ankerplatz.
 Viel zu schnell geht die Woche zu Ende. Am letzten Abend nochmals ein kulinarisches Highlight in dieser spannenden Woche. Einmal mehr sehen wir, mit welcher Mühe die Mannschaft für uns sorgt. Der Koch bereitet uns täglich drei leckere Mahlzeiten in einer winzigen Küche zu, die Matrosen fahren bei Wind und Wellen Festmachmanöver an den Mourings im Riff. Den Ankern schmeißen dürfen die Schiffe schon viele Jahre nicht mehr, sondern müssen festmachen an den verankerten Tauen. Oder die Kompressor Bedienung mit regelmäßiger Luftkontrolle und Filterwechsel. Nitrox ist inzwischen auf den meisten Schiffen standard. Alle Arbeiten werden von den Crewmitgliedern gewissenhaft mit Stolz und Leidenschaft durchgeführt. Ich habe es schon geplant: Im Frühjahr die Wracktour nördlich von Hurghada.

Tauchen vom Schlauchboot…
…aus, ist anders, als vom Ufer ins Wasser zu laufen. Hier der Ablauf: 
Bei kurzen Bootsfahrten – um die Riffecke –  haben wir die Ausrüstung komplett angelegt, nur die Flossen sind noch in der Hand, Maske am Hals und nicht auf der Stirn. Damit steigen wir von der Taucherplattform auf das Schlauchboot. Achtung! Gewichtsverlagerung verändert die Höhe des Schlauchbootes. Hilfreiche Hände bitte nutzen. Mit Flasche und Blei ist man schwer und nicht so beweglich. Der Skipper weist den Sitzplatz auf dem Wulst des Schlauchbootes an, dort hinsetzen und sitzen bleiben. 
Schläuche nicht über Bord hängen lassen. Wenn alle Mitfahrenden an Bord sind, geht es los. Für eine stabile Sitzposition etwas nach vorne beugen. Eventuell sind die Kameras im Bug sicher abgelegt, die werden nach dem Sprung ins Wasser angereicht. Kompaktkameras können beim Sprung in der Hand gehalten werden, am Jacket gesichert. Am Tauchplatz Flossen anziehen, Maske anlegen, AR in den Mund. Jacket leeren, denn lässt man sich auf Kommando rückwärts vom Wulst des Schlauchbootes ins Wasser fallen. Sprung aller Taucher gleichzeitig, negativ tariert zum schnellen Abtauchen. Die Buddyteams finden sich in etwa fünf Meter Wassertiefe. Nur, wenn die Taucher tief genug sind, kann das Schlauchboot die Schraube wieder einkoppeln und manövrieren. Das ist zur Sicherheit des Bootes und der Taucher wichtig. Am Ende des Tauchganges schwimmen wir weg vom Riff, damit das Boot vom Riff entfernt ist und während des Einsteigens nicht auf das Riff aufgetrieben wird.  Wir reichen ins Boot: Als erstes Lampen und Kameras, danach das Blei. Beim Ausziehen des Jackets drehen wir uns mit dem Rücken zum Boot, damit der Skipper die Tragschale greifen kann. Wir helfen ihm mit einem Handgriff unter der Flasche und Hochdrücken. Wenn das Material im Boot verstaut ist, können wir uns mit kräftigem Flossenschlag auf den Wulst schieben und ins Boot drehen. Der Skipper hat meist eine helfende Hand und zieht uns mit ins Boot. Er weist uns auch den Platz an, auf dem wir sitzen bleiben. Das Material wird meist von der Mannschaft auf das Schiff gebracht, dort kann man seine Teile in Empfang nehmen und versorgen.

Unsere Autor: 
René Probst
 CMAS**Taucher im TC Oktopus Karlsruhe e.V.. Taucht regelmäßig auch zuhause und im Urlaub mit dem Sohn




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