MIXED TEAMS

Ein Thema wurde in der zweiten Jahreshälfte in Vereinen, Ausbilderkreisen aber auch auf Ausbildertagungen immer wieder heiß diskutiert: „Wie gehen wir mit gemischten Gruppen von Rebreathertauchern und „normalen“ Tauchern um?“. 


Anlass waren wohl die inzwischen bekannt gewordenen stark gestiegenen Unfallzahlen im Rebreatherbereich aber vermutlich auch ein Unfall im Bodensee Anfang 2023, bei dem ein VDST-Tauchlehrer mit einem Rebreather tödlich verunglückte. Doch schon bei den ersten Untersuchungen der Fälle scheint klar zu sein: Die Technik ist nicht das Problem, sondern eher der Mensch. 

Um es gleich vorwegzunehmen: Im Rahmen der Tauchausbildung sind gemischte Gruppen aus guten Gründen keinesfalls zulässig! Tauchschüler müssen die Ausrüstung ihrer Ausbilder verstehen und die Chance haben, sich Handlungen abgucken zu können. Bei allen anderen Tauchgängen sind gemischte Gruppen sinnvoll und auch gewollt. Ein generelles Verbot von gemischten Gruppen, wie zum Teil gefordert, würde nur das Solotauchen fördern – und das ist das Letzte, was wir gutheißen können. Mit einfachen Tipps, sind aber auch Tauchgänge in gemischten Gruppen sicher und gut zu bewältigen. 

Rebreathertauchen erlebt seit einigen Jahren einen wahren Boom. Immer mehr VDST-Mitgliedern gefällt das blasenfreie Tauchen, mit der die Fische nicht mehr auf Fluchtdistanz gehen, sondern direkt vor der Tauchmaske stehen bleiben. Kaltwassertauchern gefällt das warme Atemgas, das ein schnelles Auskühlen über die Lunge verhindert und dann gibt es noch die potenziellen Trimixtaucher, die früher oder später beim Rebreather landen, da die extrem hohen Heliumpreise, ein Veratmen des wertvollen Gases mit Atemreglern (im offenen System) eigentlich unbezahlbar gemacht haben. Eine Trimix-Flaschenfüllung (D12) für einen 60 Meter Tauchgang kostet in Hemmoor aktuell über 260 Euro. 

Lebensrettend! 

Auch in gemischten Gruppen gilt es, die lebenswichtigen Fertigkeiten (Skills) beim Tauchen zu beherrschen: Jeder muss dem anderen zu jederzeit (bei Ausfall einer Atemgasversorgung) eine Notatemmöglichkeit bieten können und jeder muss in der Lage sein, den Tauchpartner nach oben kontrolliert retten zu können! Rebreather haben oft zwei getrennte Flaschen: Eine ist mit Luft oder Trimix gefüllt und die andere mit reinem Sauerstoff. In diesem Teil I gehen wir nur auf die Notatmung ein.

Unser Autor: 
Frank Ostheimer,
VDST TL4,
Ausbildungsstab




4 Gedanken zu „MIXED TEAMS

  • 19. Januar 2024 um 16:16
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    Es ist keine gute Idee, eine Konfiguration aus dem OC Bereich ohne größere Überlegungen
    an das CCR Tauchen anzupassen. Der lange Schlauch am Diluent ergibt nur Sinn wenn auch größere Flaschen dafür genutzt werden – maßgeblich ist hier die GUE CCR Konfiguration zu nennen: https://gue.com/blog/the-thinking-behind-gues-closed-circuit-rebreather-configuration/

    Wenn ich ein einfachen See-Tauchgang bis z.B. 30m Tiefe mit 3/4 bis 1/2 voller Diluent Flasche
    starte und durch viel auf und ab und nach dem Buddy schauen (Tauchen mit Sporttauch-Buddys
    verbrauchten bei mir immer mehr Diluent als reine CCR-Teams), dann hat man in einer Out of Gas Situation des Buddys eventuell nur noch 50-70bar einer 2L bis 3L großen Flasche über. Wenn es dann von über 20m Tiefe und viel Stress beim Gegenüber zur Oberfläche geht inkl. 2min “Klarkommen”
    auf größter Tiefe – dann wird diese Gasreserve eventuell nicht reichen.
    Beispiel:
    2min*3bar*20L/min (Klarkommen) + 2min*2bar*20L/min (Aufstieg ohne Sicherheitsstop) = 200L
    70bar bei 2L Diluent sind aber nur 140L und 70bar bei 3L Diluent 210L.

    Aus diesem Grund führt man als CCR Taucher (min.) eine Bailout-Stage mit und kann aus einem dort
    angeschlossenen Atemregler, auch ohne Abgabe der Stage seinen Buddy mit Gas versorgen.
    Es liegt im Ermessen des CCR-Tauchers so etwas mit seinem OC-Buddy zu üben bzw. im Zweifel einfach mal keinen CCR für den Tauchgang zu wählen.

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    • 19. Januar 2024 um 18:31
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      Besten Dank Philipp für diesen sehr sachlichen Kommentar – es gab leider auch ganz andere…
      Die von mir beschriebene Möglichkeit wird von (einigen) sehr erfahrenen Rebreather-Instuktoren so gelehrt, die oft in Mixed Teams tauchen. Es geht darum, dem OC-Taucher schnell und einfach eine Not-Atemmöglichkeit anzubieten, wie er es auch von offenen Systemen gewohnt ist. Bei flachen Tauchgängen (bis ca. 15m) ist damit auch ein sicherer Aufstieg möglich – vorausgesetzt die Diluent-Flasche hat 3L aufwärts und war auch voll gefüllt. Sobald Ruhe eingekehrt ist, kann ein Umstieg auf die Stage erfolgen. Bei tieferen Tauchgängen muss natürlich ein Umstieg auf die Stage erfolgen.
      Dieses mögliche Verfahren ist genau genommen nichts anderes, als die schnelle Problemlösung über das Bailout-Valve (BOV), das der Rebreathertaucher für sich selbst nutzt, um schnell und für kurze Zeit aus dem Kreislauf auszusteigen. Auch dies wird aus der Diluent Flasche gespeist und auch dieser muss dann auf seine Stage umsteigen. Leider ist auf zwei Seiten im sporttaucher oft nicht mehr möglich….

      Antwort
      • 22. Januar 2024 um 09:19
        Permalink

        Dann wäre der Hinweis “für Tauchgänge bis xx Meter Tiefe” und mit min. 3L Diluent Flaschengröße und mindestens 180++ bar Füllgrad im Artikel sicherlich hilfreich gewesen. Die GUE CCR Konfiguration mit 2*7L oder 2*8,5L benötigt diese krassen Einschränkungen nicht, da sie gerade in diesem “Sporttauchbereich” bis 40m sehr viel Reserven, selbst bei halbem Diluentfüllstand bietet.

        Wenn schon ein 2,10m Schlauch Verwendung finden soll, dann doch direkt an der BO Stage. Diese verbleibt beim CCR Taucher im Notfall und über den 2,10m Schlauch kann der/die OC-Luftnothabende nach einem bekannten Schema mit Luft versorgt werden. Um mehr Schlauchfreiheit zu gewährleisten kann diese Stage vom CCR Taucher auch rechts getragen werden – muss man im Einzelfall sehen ob es notwendig ist – 2,10m reichen im offenen Gewässer auch von links kommend im Regelfall aus.

        Zum Thema was ein CCR Taucher am BOV anschließt kann ich nur sagen: das BOV “kann” am Diluent angeschlossen werden. Auch hier liegt es im Ermessen des CCR Tauchers. Sehr viele CCR Taucher schließen am BOV direkt das BO Gas an, oder haben dieses schon gekoppelt über ein beliebiges Schnellkupplungssystem oder können dieses schnell kuppeln (durch viel üben). Wenn ich ein BOV am Diluent anschließe, sollte ich den Griff zum BO Regler sehr schnell beherrschen, wahlweise den Kuppelvorgang oder ich habe eben schon gekuppelt und beherrsche das Abdrehen des Diluents und nachgelagerte Aufdrehen des BO Gases fix. Auch hier gibt es nicht den einen Standard. Schon aus diesem Grund würde ich das Prozedere 2m Schlauch am Diluent nicht propagieren wollen – an der BO Stage dagegen ist es okay, denn hier muss nur der CCR Taucher für sich selbst eventuell eine Änderung seines Bailout Verhaltens aneignen.

        Antwort
  • 30. Januar 2024 um 10:55
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    Zum Thema Diluent als OC Bailout mit der gezeigten Konfiguration ist von Philipp ja schon alles wesentliche gesagt, was schon sehr deutlich gegen diese Idee spricht.
    Darüber hinaus gibt es aber noch einiges, was aus meiner Sicht eine solche Empfehlung in einem offiziellen Verbandsorgan eigentlich zu einem No Go macht. Es ergeben sich nämlich einige weitere Fragen:

    – Was sollen denn bei der gezeigten Art der Konfiguration Maximaltiefen sein, wie ist das mit dem Thema Minimum Gas? Warum wird darauf mit keinem einzigen Wort eingegangen?

    Beim abgebildeten JJ CCR ist werksseitig am Diluent eine Apeks US4 ohne Trockenkammer verbaut, also definitiv eine Warmwasserstufe, die erstmal nur bis 10 Grad Wassertemperatur zugelassen ist.
    Beim JJ CCR mit CE Zulassung für Einsatz Winginflator und ADV auch im Kaltwasser, da ja von einem sehr viel niedrigerem Durchsatz auszugehen ist als bei einer OC geatmeten ersten Stufe.
    Diese mit einer 2ten Stufe zu bestücken ist daher per se keine wirklich gute Idee.
    Weiterhin erlischt bei der Ergänzung einer 2. Stufe die CE des CCRs. Das Vorhand sein der CE ist aber für die Ausbildung von zunehmender Relevanz. Inzwischen findet sich der Hinweis auf die Notwendigkeit der CE vereinzelt sogar in Nutzungsbedingungen der Tauchplatzbetreiber.

    Für die zweite Stufe wird offenbar eine Mares 2. Stufe verwendet, daraus ergeben sich weitere Fragestellungen:
    Wurde die orig Apeks 1. Stufe getauscht gegen Mares 1. Stufe? Die Folge wäre der Verlust der CE für den Rebreather. Eine weitere Möglichkeit könnte sein, dass eine Mares 2. Stufe mit einer Apeks 1. Stufe kombiniert wurde, keine CE, keine Zulassung der Atemreglerkombination, gegen jede Empfehlung von Sachverständigen. Auch hier lässt der Beitrag den Leser im Unklaren, es können lediglich Spekulationen anhand der Bilder angestellt werden. Sicher jedoch ist auch hier, die CE ist weg. Nun kann man über Sinn und Unsinn der CE, wann und warum man die verliert und wie dramatisch das tatsächlich ist oder eben nicht, trefflich streiten. Aus meiner Sicht aber nicht streiten lässt sich darüber, dass DER! Ausbildungsverband in Deutschland, als den sich der VDST ja gerne sieht und darstellt, derartige Empfehlungen ausspricht und diese nicht einmal entsprechend kommentiert und auf mögliche Konsequenzen hinweist.

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