GEFAHR ENTKOMMEN

Der auf den vorherigen Seiten dargestellte ApnoeUnfall wird hier aus Sicht eines Notarztes nochmals dargestellt.


Der dargestellte Apnoe-Tauchunfall stellt eine besondere Herausforderung an Mittaucher, Ersthelfer und Rettungsteams dar. Jede Sekunde zählt. Die Erstversorgung ist die größte Chance für das Überleben der Verunfallten, wie man an den zunächst erfolgreichen Ergebnissen im Fall gesehen hat. Zwei Reanimationen gleichzeitig zu koordinieren und durchzuführen ist beileibe keine leichte Aufgabe – selbst für Profis nicht. 

Der geschilderte Ablauf zeigt, dass wir im VDST mit unserer doch sehr erweiterten Laienausbildung für Tauchlehrer, aber auch im Rahmen der DTSA Ausbildung schon viel erreicht haben und auf dem richtigen Weg sind. HLW und Corona – compression only? Der geschilderte Unfall war in der „Vor-Corona-Zeit“ – doch was ist aktuell zu beachten? Der Europäische Wiederbelebungsrat (ERC) und der Deutsche Wiederbelebungsrat (German Resuscitation Council, GRC) berücksichtigen in ihren angepassten Empfehlungen die Gefahr der Ansteckung infolge der Atemspende im Fall eines positiven Opfers oder Helfers.  Daher soll bei der Laienreanimation aktuell auf die Atemspende verzichtet werden, wenn es sich um einen Bewusstlosen mit Atemstillstand handelt. Es soll dann nur die Herzdruckmassage durchgehend angewandt werde – „compression only“. Allerdings ist bei einem Ertrinkungsunfall die alleinige Herzdruckmassage ohne Durchführung der Atemspende weniger erfolgversprechend für das Überleben des Ertrinkungsopfers. Daher sollte, unter Abwägung des eigenen Risikos des Helfers, bei einem Ertrinkungsunfall die rettende Atemspende durchgeführt werden. Erwachsene, die schwimmen oder tauchen gehen und dabei drohen zu ertrinken, oder Kinder, die im Badesee oder Schwimmbecken bewusstlos aufgefunden werden, sind vermutlich seltener „Covid-positiv“, als eine bewusstlose Person im Supermarkt. Keinem von ihnen sollte die Chance auf Rettung versagt werden.

Der VDST hilft auch nach dem Unfall Jeder tragische Tauchunfall stellte eine hohe körperliche und seelische Belastung dar – für alle Beteiligten, besonders für die Laien, aber auch für die Rettungsteams und zwar von der ersten Sekunde bis zur Nachbereitung. Im beschriebenen Fall haben alle rasch und besonnen gehandelt. Strukturierte Handlungsanweisungen mit klaren Aufgaben verhinderten Chaos an der Einsatzstelle und erlaubten es den Verantwortlichen vor Ort den Überblick zu behalten. Oft bleibt zunächst eine große Vielfalt von positiven und negativen Eindrücken zum Unfallgeschehen und zur Rettung selbst. Dies zeigt, wie wichtig eine Nachbereitung („Debriefing“) unter Einbeziehung aller Einsatzkräfte ist. Jeder sollte zu Wort kommen, um seinen Eindruck und seine Gefühle zu schildern. Keiner hat anderen einen Vorwurf zu machen, wenn er meint, Fehler entdeckt zu haben. Der VDST bietet aber auch hier Hilfe an und vermittelt allen Beteiligten,  die sich betroffen fühlen, professionelle Hilfe durch Trauma-Psychologen.  Der Fachbereich Tauchmedizin im VDST ist bestrebt, die Ausbildung aller Taucher so zu ermöglichen, dass sie in der Lage sind, in einer solchen Notfallsituation nach bestem Wissen und Gewissen helfen zu können. Wir bieten beispielsweise eine exakt auf die Situation „Tauchunfall“ zugeschnittene HLW-Ausbildung an – stellen allen VDST Ausbildern hierfür eine kostenlose und kurzweilige Präsentation für die HLW Ausbildung zur Verfügung. Mit der erst vor wenigen Jahren eingeführten Zusatzausbildung „VDST Medizinausbilder“ bringen wir die Medizin Brevets „in die Fläche“. 

Unser Autor:
Dr. med. Konrad Meyne
Stv. Bundesverbandsarzt





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