ZEITREISE KORSIKA
„Wir tauchen alle ohne Handschuhe!“
Korsika
Infokasten Steckbrief:
Wo: Mittelmeer, Ile de Cerbicales, Golf von Porto Vecchio
Wann: Ende Mai bis Ende Oktober
Warum: Best of Mittelmeer, tolle uner Wasser Flora und Fauna
Besonderheiten: Auch die Insel ist zum erkunden ein einmalige Erlebnis
Weitere Infos:
Hippocampe.de
Ich muss an Wolf denken, als ich am Ankerseil in der Strömung Richtung „Gorgonia“ abtauche. Gut, dass ich nicht darauf gehört und ein Paar derselben eingesteckt habe. 16 Grad Wassertemperatur nach dem Westwind gestern Abend! Der erste Felsen kommt langsam in Sicht. Bis auf 25 Meter Tiefe dringt die Sonne bei bewölktem Himmel und Seegang durch – nicht so weit, wie wir es aus August kennen. Da sind sie schon: An der Nordwand eines Felsens in Richtung der Straße von Bonifacio, stehen die Gorgonien in der Strömung. Ihre Polypen mit den gefiederten Tentakeln sind weit geöffnet und leuchten im Schein der Lampe rötlich. Auf dem Felsen thront eine große Seespinne und betrachtet uns gelassen.Drei Tage vorher:
Nach der Anreise an der Rhone entlang über Orange geht es in Toulon auf die Nachtfähre. Die Fähre schaukelt während der Überfahrt nach Porto Vecchio etwas mehr als im Sommer und die Nacht in der Kabine ist kurz wie immer. Am frühen Morgen des nächsten Tages trifft die Rampe unserer Fähre mit dem vertrauenden Knirschen auf die Hafenmole. Sonnenbrille auf die Nase, Fenster nach unten, raus aus dem Bauch der Fähre. „Dieser hauchzarte Duft nach Thymian und Mandeln, Feigen und Kastanien…..und dieser Hauch von Kiefer, diese leichte Andeutung von Beifuß, diese Ahnung von Rosmarin und Lavendel…….ach, meine Freunde, dieser Duft! Das ist Korsika!“ (Osolemirnix) So riecht wirklich nur Korsika, besonders im Mai, wenn die Macchia blüht. Ein Café Creme und ein Croissant am Hafen, Einkaufen im Supermarkt und auf in Richtung Campingplatz. Das Einchecken auf der Basis gestaltet sich gewohnt unkompliziert. Zuerst stellen wir unseren Bus auf den Klippen mit Blick auf das Mittelmeer ab und leihen uns von der Basis eine Schubkarre aus. Das Gerödel wird im Anbau verstaut und die Flaschen am Kompressor abgestellt. Für einen Kaffee ist in der Vorsaison immer Zeit. Die Unruhen des Frühjahrs auf Korsika sind vorbei, die Aktivisten der diversen Befreiungsfronten werden von der bevorstehenden Saison in Anspruch genommen. Keine Zeit mehr, um Steine zu werfen und die Sorge, dass die Touristen nicht kommen. Ein Blick auf die TTU. Die Grobplanung für die Woche fällt wegen des Windes eher kurz aus. „Sehen wir, je nach Wetter.“ – Gut, wir wollen ja neben dem Tauchen auch in die Berge, um Olivenöl und Lonzu zu kaufen. Da das Mittelmeer kälter ist, als wir es aus vergangenen Sommern gewohnt sind, sind wir sehr gespannt auf die Unterschiede in der Flora und Fauna. An der kleinen vorgelagerten und schnell mit dem Boot zu erreichenden Insel La Vacca ist unter Wasser der Teufel los. Da ist der standorttreue Oktopus aus dem letzten Jahr in seinem Loch nachrangig. Erst eine Delfinschule bei der Ausfahrt und dann SOOO viele Fische. Im Sommer haben wir eine oder zwei Zahnbrassen gesehen. Jetzt sind es 5, 6 große bei der Jagd im 10-Meter-Bereich. Im Hintergrund eine große Seriola, die im Blauwasser verschwindet. Alte Zackenbarsche und – auch das haben wir noch nicht gesehen – Bärenkrebse und Seespinnen, die unbeeindruckt von uns offen auf Ihren Felsen sitzen. In vergangenen Sommern haben wir maximal einen blauen Fühler in einer Felsspalte entdeckt. Und dazwischen eine große Schule Barrakudas. Das Einrichten von Naturschutzzonen im Mittelmeer zahlt sich sichtbar aus. Korsika ist ein Ziel vorwiegend für Individualtouristen, es gibt kaum Hotelburgen und All-In-Hotels. Wir empfehlen die Anreise mit Tauchgepäck mit dem Auto. Von Deutschland aus fährt man entweder nach Genua, Savona oder nach Marseille, Toulon. Dann geht es weiter mit der Fähre auf die „Île de Beauté “. Wolf und Nadine Pfahler, Eigentümer und Betreiber der Tauschschule Hippocampe auf dem Campingplatz La Chiappa (www.hippocampe.de) wohnen und tauchen ganzjährig auf der Insel. Der Staff ist international. Die Gäste sind ebenfalls bunt gemischt. Das Briefing erfolgt in der jeweiligen Landessprache (französisch, italienisch, englisch, deutsch) der Gäste. Getaucht wird vom Schlauchboot aus im Naturschutzgebiet bei den Iles Cerbicales. Als sportliche Betätigungen sind neben dem Tauchen auch Wandern, Radfahren, Skifahren, Klettern oder Canyoning auf Korsika gut möglich. Natürlich kann man auch hervorragend durch kleine Gässchen bummeln oder einfach nur chillen und die Köstlichkeiten der Insel genießen. Ein Kastanienbier, einen örtlichen Rosé oder Muskate, eine Scheibe Lonzu oder Ziegenkäse empfehlen wir jedem Besucher.
Zur Einstimmung empfehlen wir: Asterix auf Korsika, Band 20, Goscinny/Uderzo: Der Kopf des Korsen, Jean Renard: Korsika Tauchreiseführer, Kurt Amsler (antiquarisch): La Corse, 100 plongees incontournables, Barraque u.a.; 50 epaves en corse, Joncheray – beide Edition GAP; Mittelmeer/Atlantik, Steven Weinberg (antiquarisch)
Die komplette Reise wurde selbst finanziert
Unsere Autorin:
Andrea Feustel
taucht ewig und drei Tage – mit der VDST-Uhr.
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