TORE DURCH WISSEN
Richtiges Training steigert die physiologische Leistungsfähigkeit. Wir geben Tipps
Nach 50 Jahren beruht ein Großteil der UW-Rugby-Trainingstheorie, die sich auf die physiologischen Anpassungsprozesse bezieht, immer noch auf Erfahrungswerten und anderen Sportarten. Modernes und verfügbares sportmedizinisches Wissen könnte das in Zukunft ändern.
Neue Forschungsmethoden bieten neue Einblicke in die Welt der Energiespeicherung, Bereitstellung, Umsetzung und die Anpassung von physiologischen Prozessen an Trainingsreize – dieses sportmedizinische Wissen ist zunehmend außerhalb der Forschungslabors- und Olympiastützpunkte verfügbar. Selbst Praxisbeispiele zu den Erkenntnissen gehören inzwischen dazu. Zwei Bücher aus dem Springer-Verlag, ein aktualisiertes Lehrbuch zur Sportphysiologie und eine Neuerscheinung zur Molekularen Sport- und Leistungsphysiologie bieten sich für UW-Rugby-Trainer und -Sportler besonders an.
Viel hilft viel war gestern
Zugänglich und praxisrelevant aufbereitet ist das Lehrbuch Leistungsphysiologie von Josef Tomasits und Paul Habers, das beim Springer-Verlag aktuell in der 5. Auflage erscheint. Schon das erste Kapitel mit knapp 20 Seiten liefert einen übersichtlichen und präzisen Einblick in die Stoffwechselprozesse der Energiespeicherung, -bereitstellung und -verarbeitung mit Aha-Erlebnissen – Basics, wie die Autoren das Kapitel selbst nennen. Kapitel für Kapitel arbeiten Tomasits und Habers die Reaktionen des Körpers auf Belastung ab, erklären die dazugehörige Leistungsdiagnostik und liefern die darauf aufbauenden Regeln der medizinischen Trainingslehre und Trainingsmethoden sowie -rezepte. Sonderthemen wie die Gründe und der Umgang mit Ermüdung, Übertraining und die Bedeutung der Regeneration runden das Verständnis der Wirkung und Bedeutung der Leistung in uns ab. Leistungsphysiologie ist eine gut lesbare Werkzeugkiste an anwendbarem Hintergrundwissen, das den Trainingsalltag bereichert und Vermutungen mit Fakten bestätigt oder widerlegt.
Molekulare Sport- und Leistungsphysiologie
Molekulare, zellbiologische und genetische Aspekte der körperlichen Leistungsfähigkeit
1. Auflage 2018
Herausgeber: Norbert Bachl, Herbert Löllgen, Harald Tschan, Henning Wackerhage, Barbara Wessner
ISBN: 978-3-7091-1590-9
Leistungsphysiologie
Lehrbuch für Sport- und Physiotherapeuten und Trainer
5. Auflage, 2016
Autoren: Josef Tomasits, Paul Haber
ISBN: 978-3-662-47259-0
Springer Shop Sportliteratur
Die Turbinen in uns
Einen im wahrsten Sinne des Wortes tieferen Einblick in Anpassungsprozesse durch Belastung auf molekularer und zellulärer Ebene liefert das ebenso beim Springer-Verlag erschienene Fachbuch Molekulare Sport- und Leistungsphysiologie. Eine Vielzahl an Spezialisten erklären, wie sich Leistungsanforderungen auf zellulärer und molekularer Ebene auswirken, wie Anpassungsprozesse funktionieren und wodurch Anpassung verhindert oder gefördert wird. Der Einblick beginnt dabei bei der Genetik und zieht sich weiter vom Herz-Kreislaufsystem über den Muskelapparat, die Nerven und das Immunsystem bis hin zur Ernährung und abschließend bis zum neuen Zauberthema Epigenetik. Molekulare Sport- und Leistungsphysiologie setzt zumindest das Grundlagenwissen aus Tomasits und Habers Leistungsphysiologie voraus und ist keine einfache Lektüre. Die Erkenntnisse auf dem neusten Stand der Forschung stellen zwar oft neue Fragen, liefern aber auch, wie im Fall der Epigenetik integrative Ansätze, wie Biologie mit Verhalten und kognitiven Prozessen verbunden werden kann. Für Trainer und Sportler bieten diese sportmedizinischen Perspektiven die Ausgangslage, neu über Training und Trainingsmethode, wie etwa das mentale Training, nachzudenken.
Unser Autor:
Wolfgang Tress
Redaktion sporttaucher
UW-Rugby Trainer & Schiedsrichter