HAIRES
In digitalen Kameras werden normierte Dateiformate verwendet. Das bekannteste ist das JPEG-Format
Weil die Auflösung nicht beeinträchtigt wird, konnten sich JPEG-Bilder auch in hochwertigen Magazinen etablieren
JPEG ist als offener Standard konzipiert, kann demzufolge von jedem Kamerahersteller kostenfrei übernommen werden. Im Internet ist es das meist benutzte Dateiformat zum Versenden digitaler Bilder.
Omnipotent
Entwickelt wurde JPEG 1981 von den Mitgliedern der Joint Photographers Expert Group als Bilddatenkomprimierung. Damals noch mehr als heute stand man vor der Frage, wie man die anfallenden Datenmengen auf Dauer wird speichern können? Denn eines beschäftigt immer noch die Gemüter: Wohin mit dem digitalen Bildmaterial, das man im Laufe der Jahre ansammelt, hortet und hoffentlich irgendwann auch wieder finden wird. JPEG fungiert deshalb in erster Linie als Bilderpresse, in der die Dateien komprimiert werden, um Platz zu sparen. JPEG verarbeitet die Daten in sechs Schritten: Farbraumumrechnung, Tiefpassfilterung, Transformieren, Quantisieren, Umsortieren und Codieren. Von diesen Rechenverfahren sind allerdings zwei verlustbehaftet, nämlich Tiefpassfiltern und Quantisieren.Digitalkameras speichern JPEG-Bilder mit acht Bit pro Farbpixel. Üblicherweise benötigt man zur Darstellung eines kompletten Bildpunktes mindestens zwei Bit pro Pixel. JPEG-Dateien sind kleiner als solche mit TIFF oder RAW. Das spart Speicherplatz. Seit 1992 ist JPEG in seiner jetzigen Form zugänglich und wird standardmäßig von allen Kameraherstellern in die Fotogeräte installiert. Gegen die moderate Beeinflussung der Kamera von Farbe, Farbton und Kontrast kann man wenig machen.
Bilderpresse
Das JPEG-Verfahren zum Speichern digitaler Bilder entfernt unwichtige Farbinformationen aus dem Bild, während die relevanten Hell-Dunkel-Informationen ohne Verluste bleiben. Es handelt sich deshalb um eine Datenkomprimierung, bei der die Datengröße deutlich sinkt. Öffnet man die Bilder, rechnet das Programm die fehlenden Farben durch Mittelwertbildung auf Basis der verbliebenen Farbinformationen wieder ins Bild hinein. Der Qualitätsverlust hält sich bei kleinen Komprimierungen in kaum merklichen Grenzen. Für den Betrachter ändert sich aber nicht viel, weil das menschliche Auge Farben nicht besonders gut auflösen kann. Nachteil von JPEG ist, dass es als kumulatives Komprimierungsverfahren arbeitet. Wird in einem Bildbearbeitungsprogramm dasselbe Bild mehrmals im JPEG-Modus gespeichert, werden die Fehler bei jedem Speichervorgang kumuliert, also angehäuft, denn JPEG-Transformationen sind nicht reversibel. Wer einmal in JPEG gespeichert hat, kann den Komprimierungsvorgang nicht mehr rückgängig machen. Sichtbar bemerkbar macht sich das aber erst nach sehr vielen Speicherungen. Nicht verlustbehaftet sind Bilddrehungen sowie horizontale und vertikale Bildspiegelungen. JPEG kann 16,7 Millionen Farben speichern beziehungsweise unterscheiden, die Farbtiefe beträgt drei mal acht Bit, also 24 Bit. Der Farbraum (sRGB oder Adobe RGB) kann in der Digicam frei gewählt werden. Wegen der Datenreduktion können JPEG-Bilder mit harten Farbübergängen, den Ringing-Artefakten, also unstetige Kantenverläufe, bilden.
Urlauberfreundlich
JPEG hat neben den aufgeführten Nachteilen aber auch sehr viele Vorteile. In etlichen Kompaktkameras und Smartphones ist es oft das einzige Speicherformat, das angeboten wird. Generell kann JPEG mit jedem PC, Mac oder Laptop ohne ein spezielles Programm geöffnet werden. Externe Festplatten speichern und lesen JPEG ebenfalls problemlos. Nicht zuletzt sind die Speicherzeiten vom belichteten Bild auf die Speicherkarte meistens sehr kurz. Ebenso kann man in den meisten Digitalkameras bei Bildserien ein dutzend Mal oder mehr hintereinander abdrücken, ohne dass der Pufferspeicher überlastet wird. In Profikameras steht JPEG selbst bei Dauerfeuer bis zum Ende der Batterie oder Vollsein der Speicherkarte bedingungslos und ohne Kompromisse zur Verfügung. JPEG ist im Bereich der Bildspeicherung das populärste Dateiformat der Welt. Für Amateur-, Urlaubs- und Gelegenheitsfotografen ist JPEG grundsätzlich das ideale Speicherformat, weil es sich wegen seiner kleinen Dateien schnell und unkompliziert öffnen lässt. Wer zum Beispiel seine UW-Bilder nicht bearbeiten will, liegt mit JPEG grundsätzlich richtig. Zu empfehlen ist allerdings immer die kleinste Komprimierungs- oder Kompressionsrate, die man in der Kamera vorwählt. Wer seine Bilder mit einem Beamer auf der Leinwand betrachten will, kommt an JPEG schon deshalb nicht vorbei, weil nur kleine Dateien genussvolles Betrachten in kurzen Präsentationsabständen garantieren. Auch in Online-Magazinen werden die Bilder ausschließlich in JPEG gezeigt. Wichtig: Die JPEG-Speicherung hat keinen Einfluss auf die Auflösung, wohl aber auf die Bildqualität.
Herbert Frei