KONTRAST
Die größte Schärfe besitzt ein Bild beim höchsten Kontrast.
Kontrast ist ergo wichtig, insbesondere bei UW-Aufnahmen, wo das Wasser aufgrund seiner Dichte alle Motive weichzeichnet. Umso mehr, je weiter man davon entfernt ist. Kontrast ist eine vielschichtige Bildgestaltungs-Option, die in diverse Bereiche geteilt wird. Man unterscheidet in
– Helligkeitskontrast
– Farbkontrast
– Größenkontrast
– Inhaltsbasierter Kontrast
Helligkeitskontrast
Extrem wird es, wenn Schwarz auf Weiß trifft. Einen größeren Kontrast gibt es in einem Bild nicht. Doch im Farbkreis gibt es kein Schwarz und kein Weiß, weil das nach der Farbentheorie keine echten Farben sind und deshalb auch nicht komplementär zueinanderstehen. Aber schon der Kontrastunterschied von hell und dunkel reicht aus, um aus einem banalen Motiv einen Hingucker zu machen. Der da wäre: helles Motiv vor schwarzem Hintergrund bzw. dunkles Motiv vor hellem Hintergrund. Aber auch dunkler Fisch im Gegenlicht und Lampenschein in einer Höhle. Im Kontrastprogramm kann durchaus ein farbiger Fisch den i-Punkt setzen.
Farbkontrast
Mit Farbkontrasten kann man zumindest unter Wasser nicht beliebig experimentieren und gestalten, weil die Natur hinsichtlich der Farben ihre eigenen Gesetze hat. Vieles scheint zufällig. Aber man kann sich umsehen und schauen, ob sich nicht Fische oder andere UW-Bewohner vor einem farblich gegensätzlichen Hintergrund ablichten lassen. Beispielsweise, wenn eine blaue Nacktschnecke über einen kontrastierenden Untergrund kriecht. Oder ein Rotfeuerfisch im Blauwasser steht. Große Kontraste ergeben sich bei roten Clownfischen in gelben Anemonen oder gelben Clownfischen in weißen Anemonen. Farbkontraste können bei UW-Fotowettbewerben das Zünglein an der Waage sein, insbesondere bei der Modelfotografie.
Größenkontrast
Kaum etwas fasziniert Menschen mehr als Größenunterschiede. Und seien sie nur optisch. Beliebt sind Bilder, auf denen der Taucher im Hintergrund schwebt und vorne ist eine Koralle oder ein Fisch abgelichtet. Wenn Fisch oder Korallenblock sehr groß sind, funktioniert der Größenkontrast auch andersrum. Sehr gut kann man das im Süßwasser mit Hechten zelebrieren. Starke Weitwinkel – und Fisheye-Objektive verstärken diesen Eindruck, weil die Schärfentiefe meistens durchgehend ist. Schwierig ist es im Nah -und Makrobereich, geht aber gelegentlich auch.
Inhaltsbasierter Kontrast
Solche Motive sind gar nicht so selten, aber man nimmt sie meistens nicht bewusst wahr. Beim inhaltsbasierten Kontrast geht es um zwei eigenständige Objekte, die sich aber hinsichtlich Farbe, Form und Größe unterscheiden. Damit so ein Bild wirkt, muss das Gesamtmotiv stimmig sein, optisch wirken und gegensätzlich aussehen. Der inhaltsbasierte Kontrast mischt sich nolens volens mit anderen Kontrast-Parametern, wie vorstehend beschrieben. So entsteht bei Bildern mit inhaltsbasierten Kontrast oftmals ein Konglomerat aus diversen Kontrastierungen. Wichtig ist, dass alle miteinander optisch harmonieren.
Merksätze
* Kontrast ist der Unterschied zwischen der hellsten und der dunkelsten Stelle im Bild. Definiert wird er über die minimalste und maximalste Leuchtdichte.
* Wenn Lmin und Lmax sich nicht oder nur geringfügig unterscheiden, entsteht ein Kontrastverlust. Starke Dunkelflächen bezeichnet man als Blackout, helle oder weiße Areale als Whiteout.
* Verstärkt man den Kontrast über das normale Maß hinaus, werden die Kanten hart und es entsteht ein Silhouetten- artiger Effekt.
* Reduziert man den Kontrast, wird es flau.
* Weil das menschliche Auge Sinneseindrücke logarithmisch erfasst (Weber-Fechner-Gesetz), sehen wir Motive in trübem und milchigem Wasser kontrastreicher als der Bildsensor. Denn dieser arbeitet linear.
* Der Kontrast kann im Bildbearbeitungsprogramm verstärkt werden.
* Die maximale Schärfe eines Bildes steht für den höchsten Kontrast.
* Farblich extrovertiert sind Komplementär-Kontraste. Sie treten auf, wenn Farben im Bild komplementär gegenüberstehen und ihre Farben beim Mischen weiß (additiv) oder schwarz (subtraktiv) ergeben. Beispielsweise Blau + Orange, Rot + Grün oder Gelb und Violett.
Unser Autor:
Herbert Frei
Fotograf und Autor