KEIN HEXENWERK!
Desinfektion von Tauchausrüstung ist nicht nur in Corona-Zeiten wichtig – deshalb zur Erinnerung:
Mit den ersten Lockerungen im Vereinssport in Deutschland tauchte auch die Frage auf: Was tun mit der Vereinsausrüstung? Der Fachbereich Ausbildung empfiehlt seitdem die „Dauerleihgabe“ an Kinder und Jugendliche für die gesamte Saison oder, wenn dies nicht möglich ist, eine „fachgerechte Desinfektion“ – doch was ist fachgerecht? „Es ist auf jeden Fall kein Hexenwerk – das kann jeder fundierte Gerätewart oder Ausbilder „selbst“, so Markus Trommer – Lehrtaucher und Tauchgerätewart der Berufsfeuerwehr (BF) Mannheim und langjähriger Tauchlehrer im VDST. „Wir desinfizieren Teile der Ausrüstung nach jedem Einsatz… und bei uns geht es nicht nur um Corona-Viren“. Im Fokus stehen hier nur wenige Ausrüstungsteile: die zweite Stufe der Atemregler und Tauchanzüge, Füßlinge und Handschuhe. Andere Ausrüstungsteile wie Jackets, Lampen und Geräteflossen spielen keine Rolle. Das Tarieren- oder Aufblasen der Jackets mit dem Mund ist natürlich zur Zeit tabu. Maske, Schnorchel, Flossen hat in der Rege jeder selbst – beim Schnuppertauchen mit Leihausrüstung muss diese natürlich auch desinfiziert werden!
Tauchanzug:
Der Nassanzug wird bei der BF Mannheim nach jedem Tragen gewaschen. „Schon morgen kann ein Kollege den Anzug tragen und da muss er frisch sein“, so Markus Trommer. Wichtig ist, dass Anzug, Füßlinge und Handschuhe in ein Waschnetz gepackt werden. Die Reinigung ist gründlicher und die Reißverschlüsse werden geschont. „Corona-Viren sind leicht zu knacken“. Für Vereinsanzüge reichen ein Waschprogramm bei 30 Grad und haushaltsübliche Waschmittel. Bei der Feuerwehr kommt eine Miele- Industriemaschine mit „Neoprene“ Waschprogramm zum Einsatz. Diese saugt eine spezielle Desinfektionslösung „Sekumatic FDR1“ mit einer Dosierung von einem Gramm pro Kilo Waschmenge. Die Anzüge zum Trocknen einfach aufhängen – nicht schleudern!
Atemregler
Das Wichtigste zuerst – bei der Desinfektion und den intensiven Spülvorgängen müssen die Atemregler unter Druck stehen – d.h. es darf auf keinen Fall Feuchtigkeit oder sogar Desinfektionslösung das Ventil der zweiten Stufe passieren und in den Mitteldruckschlauch oder über diesen Weg sogar in die erste Stufe eindringen! Bei der BF Mannheim gibt es dafür einen Luftdruckanschluss – doch im Verein oder zu Hause tut es natürlich auch ein gefülltes Tauchgerät. Weiterhin benötigen wir fließendes kaltes oder handwarmes Wasser, Gummihandschuhe und eine Kunststoffbox für die Desinfektionslösung. Die BF Mannheim verwendet seit vielen Jahren „gigasept FF neu“ mit gutem Erfolg. Hierfür existiert eine Freigabe für die Vollmasken und Atemregler der Marke POSEIDON (Schweden). In der Tauchbranche werden aber auch andere Mittel von den Herstellern genannt – das bekannteste ist EW80 mit einer umfangreichen Freigabe- und Referenzliste. Die BF Mannheim verwendet für die Trocknung einen Trockenschrank, den wir natürlich im Tauchverein nicht haben. Aber die Trocknung eines Atemreglers nach
Gebrauch ist nicht erst seit der Corona Krise ein Problem. Jeder Servicehändler kennt „lebende Objekte“ bei der Wartung von Atemreglern. Jeder Atemregler sollte nach Gebrauch gut ausgeschüttelt, ausgeblasen und trocken gelagert werden.
Desinfektion von Kreislaufgeräten
Beim Kreislauftauchen ist gutes Spülen und die Desinfektion des Gerätes schon immer nötig und deshalb längst Teil der Ausbildung und für Kreislauftaucher somit selbstverständlich.
Ablauf der Desinfektion
• Benötigt werden zwei Kunststoffwannen, eine Desinfektionslösung, ein paar Gummihandschuhe, Schutzbrille und fließendes Wasser
• Kompletten Atemregler (Erste und zweite Stufe) an das Tauchgerät anschließen und Ventil aufdrehen – damit kann keine Desinfektionslösung oder Wasser ins Innere des Atemreglers eindringen.
• Desinfiziert wird nur die zweite Stufe oder gegebenfalls die Vollmaske inklusive Lungenautomat.
• Zweite Stufe in frischem, kalten oder handwarmen Wasser vorspülen. Keinesfalls heißes Wasser nehmen, da dies die feinen Membranen verformen kann.
• Zweite Stufe in Desinfektionslösung nachHerstellerangaben einweichen – die BF Mannheim verwendet eine 1%-ige Lösung mit „Gigasept FF neu2“ und weicht die zweite Stufe rund sieben Minuten darin ein.
• Danach die zweite Stufe mehrmals kräftig in der Lösung bewegen.
• Zweite Stufe erneut mit fließendem Klarwasser spülen und danach 10 Minuten im Klarwasser liegen lassen – damit verlieren die weichen Teile, wie Mundstück und Membranen den typischen „Desinfektionsgeruch“.
• Zweite Stufe ausblasen – Luftdusche drücken und gut ausschütteln.
• Zweite Stufe gut und gründlich trocknen!
Unser Autor:
Dipl-Ing. Frank Ostheimer,
Stv. Bundesausbildungsleiter, Ressortleiter Tauchtechnik