SUPERLATIVE
In der Weite des Roten Meeres rammte das Schiff gegen eine winzige Felseninsel. Ein Wrack der Superlative.
Wrack-Check: Numidia
Wo: Brother Island, Rotes Meer
Wann: ganzjährig
Warum: 137 Meter lang, 16 Meter breit, mit einem Fassungsvermögen von über 6000 Bruttoregistertonnen. Schiff überziehende und in vielen Jahrzehnten gewachsene Korallen, die ein phantastisches Outfit bilden. Der Bewuchs wie auch die Räume des Wracks sind ideale Versteckmöglichkeiten für die Fauna des Roten Meeres. Gleichzeitig ist der Schiffskörper ein Anziehungspunkt für Großfisch.
Am 20. Juli 1901: der Kapitän des Dampffrachtschiffes „Numidia“ oder sein wachhabender Offizier schaffen das, was man als „die Nadel im Heuhaufen finden“ benennen könnte. In der unendlichen Weite des Roten Meeres rammen sie ihr Schiff gegen eine winzige Felseninsel. Ob der Mann auf der Brücke dank ermüdender Routine eingeschlafen oder durch Alkohol benebelt war? Die Wahrheit bleibt bei solch einem gravierenden Fehler nicht selten auf der Strecke. Das 1900 erbaute britische Schiff, immerhin 137 Meter lang, 16 Meter breit, mit einem Fassungsvermögen von über 6000 Bruttoregistertonnen war auf dem Weg von Liverpool nach Kalkutta, als es gegen den Big Brother der Brother Islands donnerte. Zunächst hatte der Frachter sich nur festgerammt. Bergungsversuche blieben jedoch erfolglos. Allerdings war es über einige Wochen hinweg möglich, einen Großteil der Ladung, die unter anderem aus Eisenbahnteilen bestand, zu bergen. Dann aber begann die Numidia, ständigem Druck durch Stürme, Seegang und Strömung ausgesetzt, abzurutschen und zu sinken. Auf dem abfallenden Sockel des Big Brother kam das Wrack irgendwann zu Stillstand. So beginnt die Bugsektion in etwa 10 Meter Tiefe, das Heck aber endet auf fast 80 Meter! Heftiger Wind und starke Strömungen sind nicht selten. Die Anfahrt mit dem Zodiac kann ruppig sein, das Tauchen anspruchsvoll werden. Die Brothers sind nichts für Tauchbeginner. Das Mitführen und auch setzen können einer Boje ist obligatorisch. Gut auch, wenn das Tauchschiff Ortungssysteme für Taucher bereitstellt. Wer an den Brother unbemerkt abtreibt, hat wenig Aussicht, gefunden zu werden. Aber das Wrack ist ein gewisses Risiko wert. Die Numidia, wegen ihrer langen Zeit sichtbaren Ladungsreste auch als „Eisenbahnwrack“ bekannt, gehört sicher zu den schönsten Wracks weltweit. Es sind vor allem die das ganze Schiff überziehenden und in vielen Jahrzehnten gewachsenen Korallen, die ein phantastisches Outfit bilden. Der Bewuchs wie auch die Räume des Wracks sind ideale Versteckmöglichkeiten für die Fauna des Roten Meeres. Gleichzeitig ist der Schiffskörper ein Anziehungspunkt für Großfische.
Unser Autor:
Erhard Schulz
Fotograf der deutschen Nationalmannschaft