DIE KÖLNER DISZIPLINEN
Ein Unterwasser-Sportspiel aus den Anfangsjahren des deutschen Tauchsports schreibt Sportgeschichte.
In den Anfangsjahren des VDST standen nicht nur Fragen hinsichtlich der Tauchgeräteentwicklungen und organisatorische Themen im Vordergrund, sondern es ging noch ganz grundsätzlich darum, was unter „Tauchsport“ zu verstehen ist und wie er trainingswissenschaftlich ausgefüllt werden sollte und ebenso wie die Ausbildung eines Sporttaucher gestaltet wird. Viele Vereine entwickelten eigene Ideen hierzu, da es noch keine gemeinsame Grundlage gab. Der deutsche Tauchsport war in vielerlei Beziehung noch in einer Selbstfindungsphase. Auf dem Weg zu einer eigenständigen, neuen Sportdisziplin in einem Spannungsfeld zwischen dem Schwimmsport, der Unterwasserjagd, Naturforschung und dem Wunsch nach neuen Erlebnissen und Entspannung entstanden die sogenannten „Kölner Disziplinen“. Dieses Sportspiel wurde 1962 vom DUC Köln publiziert. Hauptanliegen war ein von Freude und Spaß geprägtes Bewegungserleben. Man wollte weg von den Wertmessern „Strecke und Stoppuhr“ des Leistungssports und Kriterien wie Konzentration, Gewandtheit und Geschicklichkeit in den Vordergrund rücken. Das neue Sportspiel sollte auf Freigewässer-Sporttauchgänge vorbereiten und sportmotorische Fähigkeiten fördern. Es wurde auch bei Wettkämpfen eingesetzt. Der Bewegungsgeschicklichkeitsparcours, der spielerisch absolviert werden sollte, stellte konditionelle und koordinative Anforderungen. Neben der motorischen Bewegungsqualität werden auch konditionelle Faktoren wie Ausdauer, Kraft und Schnelligkeit gefördert. Auch die sportpsychologische Perspektive ist relevant, da unter Wasser die Prozesse der Aufmerksamkeits- und Wahrnehmungsfähigkeit eine besondere Rolle spielen.
Vielleicht kann diese kurze historische Darstellung dazu anregen, das Hallenbadtraining durch kreative Sportspiele anzureichern.
Unser Autor:
Nils Jung
ist Sportwissenschaftler und Masterstudent an der Deutschen Sporthochschule Köln.