DIE HORIZONTALE PERSPEKTIVE


Ungewollt positioniert man seine Kamera meistens so, dass die Motive horizontal aufgenommen werden. Ursächlich liegt es daran, dass wir mit unseren parallel ausgerichteten Augen üblicherweise nach vorne schauen.  


Diese Angewohnheit bringt es mit sich, dass man sich an diese Perspektive so gewöhnt, dass sie uns normal vorkommt. Und daran ist nichts Schlechtes, denn viele Objekte, die beispielsweise frontal abgelichtet werden, wirken auf diese Weise so interessant und spannend, dass man nicht auf die Idee käme, diese Perspektive als langweilig zu bezeichnen. Die horizontale Perspektive hat den Vorteil, dass sie quasi für alle Kameras und alle Brennweiten bzw. Bildwinkel geeignet ist. Mit der horizontalen Perspektive wirken beispielsweise UW-Landschaften sehr natürlich. Der tiefe Standpunkt macht die Flucht nach vorne spannend und gleichzeitig zum Hingucker. Voraussetzung, man fotografiert mit einem kollateralen Superweitwinkelobjektiv, also ohne sichtbare Verzeichnung, aber durchaus starker optischer Verzerrung. Diese Abbildungsart ist dem Auge nicht unangenehm, wenngleich vielleicht etwas ungewohnt. Essentielle Vorteile kann man hinsichtlich der Sonne daraus ableiten. Diese scheint nicht notwendigerweise grell ins Bild, manchmal ziehen nur ihre Strahlen zum Grund, was attraktiv aussieht. Die horizontale Perspektive ist deshalb hinsichtlich der Belichtung eine fast todsichere Angelegenheit. Arbeitet man mit einem Fisheye aus einem tiefen Standpunkt, bleibt der Horizont gerade – darauf muss man achten –  nur seitliche Objekte werden gebeugt. Trotz Fisheye-Effekt ist bleibt die horizontale Perspektive weitgehend natürlich. Wer Fischbestimmungsbilder machen will, sollte die horizontale Perspektive wählen und die Fische seitlich fotografieren. Nur, wenn man diese Vorgaben beachtet, kann ein Fisch auch optisch weitgehend sicher bestimmt werden. Eine exakte Belichtung vorausgesetzt. Dramatisch wirkt die horizontale Perspektive, wenn Fische frontal aufgenommen werden. Dann werden je nach Objektdistanz und Bildwinkel aus Friedfischen sehenswerte Monster. Macht man solche Bilder im Freiwasser, kann sowohl das Fisheye als auch ein starkes Weitwinkelobjektiv mit seiner enormen Schärfentiefe unvergessliche visuelle Momente festhalten. Die Frontalperspektive ist allerdings eine eigene Darstellungsart. Im Nah -und Makrobereich wird die horizontale Perspektive oft unbewusst gewählt. Gleichwohl muss man sagen, dass bei sehr kleinen Objekten die horizontale Perspektive mitunter in den Dunstkreis der Vogelperspektive gelangt. Etwa beim Ablichten von Nacktschnecken. Bei sehr bodennahen Motiven ist die horizontale Ausrichtung der Kamera nicht nur schwierig, sie ist manchmal auch nicht angebracht. Beispielsweise, wenn man sich hinlegen muss und das nicht ohne intensive Bodenberührung. Ein Winkelsucher an der Kamera kann dieses Dilemma beseitigen. Ansonsten bleibt einem immer noch das intuitive und gefühlvolle Positionieren der Kamera, ohne durch den Sucher oder auf den Monitor zu schauen.  

Merksätze:
* Horizontale Perspektiven lassen sich durch große Bildwinkel steigern. Das gilt für alle Kameras und auch Smartphones. 
* Automatisch neigt man beim Fotografieren zur horizontalen Perspektive.  
* Bodenobjekte in horizontaler Perspektive lichtet man mit einem Winkelsucher ab. 
* Die horizontale Perspektive ist nicht nur die geläufigste, sie ist auch diejenige mit den meisten fotografischen Optionen. 
* Damit Fische visuell auf Bildern oder in Büchern erkannt bzw. bestimmt werden können, muss man sie seitlich aus der horizontalen Perspektive ablichten. Was sich hier einfach liest, ist alles andere als einfach. 


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